ENSEMBLE Nr. / N° 48 - Mai / Mai 2020

30 Fokus —– ENSEMBLE 2020/48 im November diese Veranstaltung in Zürich; laut eigenen Angaben hätte Exit die Tagung gleich mehrfach durchführen können, derart gross sei das Interesse gewesen. Medien und Öffentlichkeit haben die Bestre­ bungen von Exit, alten Menschen den assistierten Suizid zu erleichtern, stets interessiert verfolgt. Das Meinungsspektrum reicht von grundsätzli­ cher Ablehnung des sogenannten Altersfreitods ohne tödliche Krankheit bis hin zu grundsätzlicher Befürwortung des individuellen Selbstbestim­ mungsrechts in jeder Lebenssituation. Die Frage, wie wir und unter welchen Bedingungen altern und sterben möchten, beschäftigt umso mehr, als wir immer älter werden. Viele treibt angesichts der gestiegenen Lebenserwartung die Angst um, dass sich für sie bewahrheiten könnte, was Kurt Spillmann, Mitglied der Arbeitskommission, an der Tagung pointiert formulierte: «Die Medizin hat dazu beigetragen, den Tod durch Krankheiten zu ersetzen.» Exit und Palliative Care Gewachsen ist in den letzten Jahren sowohl Exit (aktuell über 130 000 Mitglieder) als auch das Verständnis für und das Bedürfnis nach Palliativ­ pflege. Davon zeugen vermehrte Angebote im stationären und ambulanten medizinischen und pflegerischen Bereich. Auch die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn engagieren sich. So haben sie Anfang 2015 zum Beispiel eine Koordi­ Die Sterbehilfeorganisation Exit hat ihre Position zum Altersfreitod geklärt und an ihrer ersten öffentlichen Tagung über ihre Beschlüsse informiert: Sie hält an der Rezeptpflicht des Sterbemittels fest, bezieht das Leiden alter Menschen an mehreren Krankheiten weiterhin als Kriterium mit ein und will Arztpersonen für die Sterbewünsche älterer Personen sensibilisieren. Von Gerlind Martin «Exit engagiert sich für den Altersfreitod und setzt sich dafür ein, dass betagte Menschen einen erleichterten Zugang zum Sterbemittel haben sollen.» Das steht seit 2014 in Artikel 2 der Statuten von Exit. Drei Jahre später forderten dreizehn Mit­ glieder der Sterbehilfeorganisation an der Vereins- GV die Bildung einer Arbeitskommission. Diese sollte unter anderem erreichen, dass ältere Men­ schen das Sterbemittel Natrium-Pentobarbital (NaP) ohne ärztliche Diagnose und ohne Rezept erhalten. In der Folge hat die aus Vereins- und Vorstandsmitgliedern bestehende Arbeitskommis­ sion «Altersfreitod» die aufgekommenen Bedürf­ nisse diskutiert, Gutachten in Auftrag gegeben, Stellungnahmen erarbeitet und an den General­ versammlungen informiert. An ihrer ersten öffent­ lichen Tagung berichtete die Sterbehilfeorganisa­ tion über diesen Prozess. 600 Personen besuchten S T E R B E H I L F E Das Alter allein ist kein Kriterium © iStock.com /LPETTET Wie wollen wir altern und sterben? Comment voulons-nous vieillir et mourir?

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