ENSEMBLE Nr. / N° 48 - Mai / Mai 2020
32 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2020/48 KREUZ UND QUER DE LONG EN LARGE Im Februar hatten die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Besuch aus dem Süd- sudan. Pfarrer Tut Mai Nguoth berichtete vom langjährigen Bürgerkrieg und davon, wie die Partnerkirche von Mission 21 im Südsudan unermüdlich daran arbeitet, einen nach- haltigen Frieden zu fördern. Eva Sidler * – Über 400 000 Menschenleben hat der Bürgerkrieg im Südsudan seit 2013 gefordert. Mehr als 4,2 Millionen Menschen mussten fliehen. Die Wirtschaft liegt am Boden. Da die Menschen wegen des Bürgerkriegs ihre Felder nicht mehr bestellen konnten, vergrössert eine Hungersnot das Elend im Land. Nothilfe für die Vertriebenen «Ich gebe die Hoffnung auf einen nachhaltigen Frieden nicht auf. Andere kriegsgeplagte Länder haben es auch geschafft», sagt Pfarrer Nguoth. Er ist Vizedirektor der PRDA (Presbyterian Relief and Development Agency), der unabhängigen Ent wicklungsabteilung der Presbyterianischen Kirche im Südsudan, einer Partnerkirche von Mission 21. Die PRDA leistet Nothilfe für die Vertriebenen im Südsudan und in den Nachbarländern. «Wir ver S Ü D S U D A N Hoffnung auf Frieden teilen zum Beispiel Decken an Frauen, die zum Teil nicht einmal in der Nacht ihre Kinder zude cken können. Doch wir bauen auch das Land mit auf», berichtet Pfarrer Nguoth. Die PRDA ist tätig in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft und Bildung. Beispielweise werden zerstörte Schulen wiederaufgebaut und mit Tischen und Stühlen ausgerüstet. Viele Lehrperso nen gibt es jedoch nicht mehr im Südsudan. Und die beherzten Menschen, die eingesprungen sind, um diese Lücke zu füllen, verfügen meist nur über eine schlechte Schulbildung. Darum investiert die PRDA auch in die Ausbildung der Lehrpersonen – inklusive Schulung in Trauma-Arbeit. Denn die Kinder brauchen dringend psychosoziale Unter stützung, um ihre schrecklichen Kriegserlebnisse verarbeiten zu können. Ein fragiler Frieden Die PRDA führt auch eine Hebammenschule nahe dem Flüchtlingscamp Kakuma im Norden Kenias. Es beherbergt rund 190 000 Vertriebene. Der Be darf an ausgebildeten Hebammen ist daher gross. Pfarrer Nguoth schätzt es sehr, dass Mitarbeitende von Mission 21 das Lager besuchen: «Mission 21 steht seit Jahrzehnten verlässlich und treu an unserer Seite.» Aktuell gibt es Hoffnung auf eine Stabilisie rung der Lage. Der ehemalige Kontrahent des Prä sidenten wurde im Februar 2020 als Vizepräsident des Landes vereidigt. Nun ist die neue Einheits regierung gebildet, wie dies das Friedensabkom men 2018 vorsah. Doch der Frieden sei fragil, sagt Pfarrer Nguoth: «Zwar schüttelt die eine Hand des Präsidenten diejenige seines ehemaligen Feindes, doch seine andere Hand hält immer noch die Waffe fest.» Pfarrer Nguoth tut die Unterstützung der Schwestern und Brüder der Schweizer Kirchen gut: «Es gibt mir Kraft zu wissen, dass wir nicht allein dastehen. Wie die Schweizerinnen und Schweizer erleben auch wir Freude, Leid und Gottes Liebe.» Tut Mai Nguoth: «Der Präsident hält in seiner anderen Hand immer noch die Waffe.» Tut Mai Nguoth: «Le président a toujours une arme dans son autre main.» ©Adrian Hauser * Projektmitarbeiterin Mission 21
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