ENSEMBLE Nr. / N° 49 - Juni / Juin 2020

19 ENSEMBLE 2020/49 —– Fokus Früh betroffen – früh aktiv Kaum war die Plattform online, registrierte Peter Schmid die Kirchgemeinde Herzogenbuchsee. Die­ se verfügt über ein bereits weit gediehenes Unter­ stützungsangebot, das telefonisch und mit der App «Five up» funktioniert. Praktisch umgehend kontaktierten zwei Gemeinderäte den Sozial­ diakon und Jugendarbeiter mit dem Anliegen, er möge die gesamte Nachbarschaftshilfe von Her­ zogenbuchsee koordinieren. Rasch wurden die Dörfer in der Umgebung mit einer Beilage im amt­ lichen Anzeiger über die Hilfsangebote informiert. Mit an Bord waren: Pfarrkollegium und Kirchge­ meinde, die Gemeinde, die offene Kinder- und Jugendarbeit sowie das Schweizerische Rote Kreuz. Gut vernetzt Kirchgemeinden werden als professionelle Partnerinnen wahr­ genommen: Diese von Sybille Knieper und Peter Schmid an­ gesprochene Vernetzung mit lokalen Organisationen, Institu­ tionen und Behörden illustriert die Plattform «Mobile Boten». Kirchgemeinden und Gemeinden arbeiteten zum Beispiel in Gadmen, Innertkirchen, Kerzers, Neuenegg oder Schwarzenburg zusammen. In Köniz gründeten der Kirchenkreis Spiegel, der Spiegel-Leist und der Familienclub Spiegel das «SolidarNetz Spiegel 2020». Die Kirchgemeinde Kehrsatz unterstützte die von Gemeinde und Elternforum aufgebaute Nachbarschaftshilfe «mitenand-fürenand», und die Kirchgemeinde Gerzensee half mit bei der privat organisierten Nachbarschaftshilfe via Facebook und Whatsapp. In Walkringen arbeitete die Kirchge­ meinde mit IG Alter, dem Frauenverein und der Kommission Bildung und Gesellschaft zusammen. In Lyss beteiligten sich die ökumenischen Kirchen und Gemeinschaften mit dem Frauenverein am Angebot der Stiftung Südkurve. Die Kirchge­ meinde Thun-Lerchenfeld engagierte sich derweil im Netzwerk Lerchenfeld. Gebetswand und Glocken Im Corona-Frühling stand auf vielen Websites der Kirchgemeinden Ähnliches wie in Oster­ mundigen: «Wir sind für Sie da – auch jetzt! Unsere Kirche ist weiterhin offen. Gottesdiens­ te können Sie online mitfeiern. Und wenn Sie mit jemandem reden möchten, sind wir jeder­ zeit erreichbar.» Dazu fanden sich etliche über­ raschende spirituelle Anregungen: In Riggis­ berg gab es geistliche Impulse per Handy oder Mail und in Sumiswald eine Einladung inklu­ sive Video, in der Kirche eine Gebetswand mitzugestalten; die Kirchgemeinde Rohrbach stellte auf Wunsch der Trauerfamilien Audio­ dateien von Abdankungen auf ihre Website; und Ringgenberg sowie zahlreiche weitere Kirchgemeinden regten an, zum allabendlichen Geläute der Glocken «zu Hause eine Kerze an­ zuzünden, ein Gebet zu sprechen oder einen Moment still zu werden». «Wir waren durch die Erkrankung einer Frei­ willigen früh vom Coronavirus betroffen und ent­ sprechend sensibilisiert», erinnert sich Peter Schmid. Von Beginn weg habe er eine riesige Solidarität gespürt, «vielleicht eine Nachwirkung des Kirchenbrands von Heiligabend». Der Pool der Helferinnen und Helfer, «ein bunter Mix aus Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Männern und Frauen», zählte bald 180 Personen. 155 waren in den Gruppenchats auf «Five up» registriert. «Es gibt uns, solange es uns braucht», sagt Pe­ ter Schmid. Doch was die Menschen, die zur Risi­ kogruppen gehören, nach der dritten Etappe der Lockerung am 8. Juni brauchen, wusste auch Sybille Knieper nicht. Das müssten die Kirchge­ meinden herausfinden – und vielleicht die «Mo­ bilen Boten» mit neuem Schwung weiterführen. Mit Töffli und Anhänger: Mobile Botinnen der Kirchgemeinde Linden verpacken die Einkäufe. Avec mobylette et remorque: des livreuses de la paroisse de Linden emballent les achats. ©Michael Stahl

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