ENSEMBLE Nr. / N° 49 - Juni / Juin 2020

23 ENSEMBLE 2020/49 —– Fokus lena Stöckli: Solche Regelungen sollten früh und wenn möglich mit Angehörigen besprochen wer­ den, unter Druck zu entscheiden sei schwierig. Das Besprechen und eine allfällige Aktualisierung von Patientenverfügungen seien jedoch Aufgabe der jeweiligen Heimärztinnen und -ärzte, erklären die Seelsorgenden übereinstimmend. Eine königliche Verbeugung Die Seelsorgenden tragen wie das Pflegepersonal eine Maske. Sie dürfen keine Hand mehr drücken und niemanden umarmen. Bei seiner letzten An­ dacht mit grossem Publikum habe er deshalb eine «königliche Verbeugung» angeregt, erzählt Peter Schwab. Diese führe immer wieder zu bewegen­ den Momenten und zaubere ein Lächeln auf man­ ches Gesicht. «Diese Verlegenheitsgeste verstehen auch an Demenz Erkrankte.» In Langnau werden Gottesdienste aus dem grossen, leeren Saal auf die Abteilungen ge­ streamt, wo Roland Jordi und Simone Jeannin zu­ dem regelmässig Kurzandachten für höchstens fünf Personen abhalten. Auch Peter Schwab bietet kleine Andachten an, und Magdalena Stöckli tele­ foniert aus Vorsicht vermehrt mit den Bewohne­ rinnen und Bewohnern, um nicht zu oft zwischen den Wohngruppen zu zirkulieren. Sie schätzt den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der Spezialseelsorge, zum Beispiel wenn es darum geht, neue Formen des Abschieds zu finden. Peter Schwab hat zwei Sterbende begleitet: mit Maske, auf Distanz, ohne Körperkontakt. Diese Schutz­ massnahmen galten auch für die anwesenden Angehörigen: «Es war berührend und nur schwer auszuhalten.» Fragiler Schutz Bis zum Redaktionsschluss im April waren im Schlossgarten Riggisberg, im Alterszentrum Sumiswald und im Altersheim dahlia Lenggen in Langnau keine Corona-Fälle aufgetreten. Doch um Ostern hatten Altersheime im Kanton Zürich nach Todesfällen Tests durchgeführt, die zeigten: Vierzig Prozent der positiv getesteten Bewohnerinnen und Bewohner hatten keine Symptome – sie waren deshalb nicht als anste­ ckend erkannt und nicht isoliert worden. Da es zu Beginn der Pandemie in vielen Heimen zu wenig Schutzmaterial gab, waren das Pflege­ personal und damit auch die Bewohnerinnen und Bewohner nicht genügend vor dem Corona­ virus geschützt. Zahlen zeigen, dass in einzel­ nen Kantonen zwischen 30 und 70 Prozent der am Coronavirus erkrankten Personen in einem Heim starben. Trotz Abschottung und bestmög­ licher Pflege bleibt der Schutz der besonders gefährdeten Menschen in den Heimen fragil. © iStock.com/wanderluster Zuhören, Raum lassen, Antworten finden: mit Maske, ohne Körperkontakt. Ecouter, laisser de l’espace, trouver des réponses: avec un masque, sans contact physique. «Das Leben im Heim ist ruhiger geworden.» Pfarrer und Seelsorger Roland Jordi

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