ENSEMBLE Nr. / N° 50 - Juli / Juillet 2020

13 ENSEMBLE 2020/50 —– Dossier Taufe und Konfirmation auch starke historisch- soziologische Gründe hat. Sie widerspiegelt die gesellschaftlichen Verhältnisse einer Zeit, als jeder evangelische Mensch als Säugling getauft und an der Schwelle zum Erwachsenenalter konfirmiert wurde. Diese homogene Soziologie hat sich seit langem aufgelöst. Wenn die Sequenz Taufe – Kon­ firmation vor allem historisch begründet ist, soll­ ten heute flexiblere Zuordnungen zulässig sein. Der wichtigste Grund für einen Verzicht der Taufe als Voraussetzung für die Konfirmation ist der erwähnte fehlende Aspekt der Taufbestäti­ gung in der Kirchenordnung. Dazu kommt die Gefahr, dass durch die zeitliche Zuordnung das Missverständnis einer Ergänzungsbedürftigkeit der Taufe entsteht, in dem Sinne, dass die Taufe einer «Vervollständigung» durch ihre bewusste Aneignung in der Konfirmation bedarf. Dies wäre aber eine problematische theologische Abwertung der Taufe. Die Taufe ist die öffentliche, einmalige Feier des Einbezugs der Getauften in den Bund mit Gott und in die christliche Gemeinde. Als sol­ che Feier ist die Taufe vollgültig, und nicht ergän­ zungsbedürftig durch die Konfirmationsfeier zur persönlichen Bejahung der Taufe. Klar ausge­ drückt: Christenmenschen sollen getauft, müssen aber nicht konfirmiert sein. Theologisch gesehen hat die Taufe vor der Konfirmation den klaren Vorrang. «Innere Zuordnung» von Taufe und Konfirmation Das neue Konzept für das religionspädagogische Handeln spricht statt von der Taufe als Voraus­ setzung für die Konfirmation denn auch von einer «inneren Zuordnung»: Die Taufe (von Kindern) verweist auf die Konfirmation, die Konfirmation impliziert die Taufe. Auf diese Weise wird nach wie Macht es Sinn, Jugendliche kurz vor der Konfirma- tion zu taufen? Est-il judicieux de baptiser les jeunes juste avant la confirmation?

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