ENSEMBLE Nr. / N° 50 - Juli / Juillet 2020

4 Dossier —– ENSEMBLE 2020/50 EIN KONZEPT FÜR DIE ZUKUNFT RELIGIONSPÄDAGOGISCHES HANDELN UN CONCEPT POUR L’AVENIR PÉDAGOGIE DE LA RELIGION Sich für neun Jahre zur KUW (Kirchliche Unterweisung) zu verpflichten, sei nicht mehr zeitgemäss, ist Synodalrat Philippe Kneu- bühler überzeugt. Der Departementschef Katechetik und Präsident des Gesamtprojekt- ausschusses «Religionspädagogisches Handeln» über moderne Familienmodelle, individuelle Begleitung und neue Wege zu einem mündigen Glauben. Von Pia Moser* Philippe Kneubühler, warum braucht es ein neues Konzept für das religionspädagogische Handeln? Das aktuelle Modell ist gegen vierzig Jahre alt. Die Gesellschaft hat sich seither grundlegend ver­ ändert. Viele Gemeinden baten uns deshalb, ihnen zu helfen, eine «KUW für heute» zu entwickeln, weil das bisherige Modell für sie nicht mehr zeit­ gemäss ist. Es ist extrem wichtig, dass die Kirche mit der Zeit geht, vor allem, was die Kinder- und Jugendarbeit angeht. Wie hat sich die Gesellschaft verändert? Als Erstes kommt mir die Digitalisierung in den Sinn, dann eine Vereinzelung der Aktivitäten, Individualismus. Unsere Gesellschaft ist deutlich multikultureller geworden, der Umgang mit an­ deren Religionen und Menschen aus anderen Kul­ turen alltäglich. Das war vor vierzig Jahren noch nicht der Fall. Auch in den Familien hat sich viel verändert, die Konstellationen sind heute viel­ fältiger: Die typische Familie mit zwei Eltern und zwei, drei Kindern gibt es immer weniger, dafür immer mehr Patchworkfamilien. Deren Termine sind nicht einfach zu koordinieren. Das bedeutet für uns als Kirche, dass zum Beispiel unsere An­ gebote an Samstagen nicht mehr selbstverständ­ lich besucht werden können. Zudem müssen sich Eltern heute bereits sehr früh entscheiden, ob sie ihre Kinder konfirmieren lassen wollen. Wenn die Eltern wollen, dass ihr sechsjähriges Kind dereinst konfirmiert wird, müssen sie sich für die nächsten neun Jahre binden. Das ist nicht mehr zeitgemäss. Viele Familien wollen oder können sich nicht mehr verpflichten, ihre Kinder neun Jahre in die KUW zu schicken. Die Leute melden sich heute sehr spät für Veranstaltungen an, und vor allem nur noch punktuell. Aber das ist kein kirchenspezifisches Problem. Bis anhin musste man die KUW lückenlos be­ suchen, damit man konfirmiert wird. Ändert sich das? Ja, denn diesem Anspruch können viele Fami­ lien kaum mehr genügen – aus verschiedenen Gründen. Eine Scheidung beispielsweise ist eine schwierige Zeit, sowohl für die Eltern als auch für die Kinder. Es muss daher möglich sein, in der Themenkonferenzen 2020 Die Themenkonferenzen zur Neugestaltung des religionspäda­ gogischen Handelns finden zwischen dem 9. September und dem 11. November an elf verschiedenen Orten statt. Der Synodal­ rat lädt alle Kirchgemeinderatspräsidien, Pfarrpersonen, Kate­ chetinnen, Sozialdiakone und weitere Mitarbeitende zur Teil­ nahme ein. Ebenfalls ausdrücklich eingeladen sind ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden. Diese hatten ihre Anliegen an die KUW am letztjährigen Zukunftstag «Zämä Zuekunft gstau­ te» formuliert. Anmeldeschluss ist für sie der 31. August. Für Kirchgemeinderatspräsidien, Pfarrpersonen, Katechetinnen, So­ zialdiakone und weitere Mitarbeitende ist die Anmeldefrist En­ de Juni abgelaufen, nachträgliche Anmeldungen sind bis Mitte Juli noch möglich. Weitere Informationen: www.refbejuso.ch/konferenzen * Leiterin Bereich Katechetik der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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