ENSEMBLE Nr. / N° 50 - Juli / Juillet 2020

7 ENSEMBLE 2020/50 —– Dossier Flexibler, aber nicht beliebig Andreas Zimmermann * – Das neue Konzept für das religions­ pädagogische Handeln ist sehr praxisbezogen und zeitgemäss. Es nimmt Herausforderungen auf, mit denen wir schon länger konfrontiert sind: sei es die Frage nach der Zuordnung von Tau­ fe und Konfirmation oder die Frage nach dem Grad der Verbind­ lichkeit der KUW. So mussten wir in den letzten Jahren immer wieder Spezialprogramme anbieten für Kinder und Jugendliche, welche die KUW zwar besuchen wollten, aber wegen Schul- oder Freizeitterminen verhindert waren. Das neue Konzept nimmt die Familien in ihrer individuellen Freizeitgestaltung ernst, oh­ ne beliebig zu werden, und es ermöglicht, uns besser dem Zeit­ management der Familien anzupassen, ohne ihnen die Ver­ antwortung für den Besuch der Unterrichtseinheiten abzunehmen. Die konkrete Ausgestaltung der Teilverbindlich­ keit wird uns aber sicher noch beschäftigen. Die grösste Heraus­ forderung sehe ich jedoch bei der Entwicklung eines bereichs­ übergreifenden Gemeindekonzepts inklusive engerer Zusammenarbeit in den Regionen. Darin sehe ich gleichzeitig auch das grösste Potenzial. Wenn wir als Kirchgemeinde bereit sind, in diesem herausfordernden Prozess nicht als Einzelkämp­ fer zu agieren, können wir unser Profil stärken. Neue Wege brauchen Mut und Zeit und erfordern die Klärung verschiedener Bedürfnisse und Fragen. Ich glaube an uns als zeitgemässe Kir­ che und freue mich, diesen Weg mit neuem Rucksack, aber bewährtem Inhalt zu gehen. * Jugendarbeiter Kirchgemeinde Stettlen Freiraum. Die Unterrichtenden wissen am besten, wann für welche Gruppe welche biblischen Bot­ schaften passen. Das neue Konzept für das religionspädagogische Handeln ist das Resultat eines breit abgestützten Prozesses, der 2013 an den Ämterkonferenzen be- gann. Nun wird das Konzept an den Themen­ konferenzen im Herbst zur Diskussion gestellt. Was erhoffen Sie sich von den Konferenzen? Spannende Diskussionen. Gerne auch kontro­ vers, aber respektvoll. Ich erhoffe mir ein gegen­ seitiges Ernstnehmen – und dass wir herausfinden, was das Beste ist. Es geht darum, den Unterrich­ tenden und Kirchgemeinden ein Werkzeug an­ zubieten, das geeignet ist für die religiöse Beglei­ tung der Kinder und Jugendlichen auf ihrem spirituellen Weg. Der Konzeptentwurf ist eine gute und fundierte Diskussionsbasis. Ziel ist es, einen gemeinsamen Weg zu finden, ohne dass einige das Gefühl haben, nicht gehört zu werden oder etwas aufgezwungen zu bekommen. Wir vom Gesamtprojektausschuss freuen uns auf die Diskussion. Wie geht es nach den Themenkonferenzen weiter? Das Konzept wird auf der Basis der Vernehm­ lassung optimiert und dann der Synode vorgelegt, die voraussichtlich in der Wintersynode 2021 in erster Lesung darüber befindet. Nach dem Ent­ scheid der Synode geht es an die Umsetzung des Konzepts, das wird viel Arbeit für uns bedeuten. Bereits haben sich diverse Kirchgemeinden als Pilotgemeinden angeboten. Ein erster Teilerfolg? Das ist ein schönes Zeichen dafür, dass diese Änderungen erwartet werden. Und dass das Kon­ zept begeistern kann. Was ist Ihre Vision in Bezug auf die religionspäd- agogische Arbeit von Refbejuso? Meine Vision ist eine Katechetik, in der Unter­ richtende die KUW frei im Rahmen des Möglichen gestalten können, sich aber von einem soliden und passenden Konzept getragen fühlen – und dass sie sich von seinem Geist beflügeln lassen. Ich wün­ sche mir viel Geschmeidigkeit und weniger insti­ tutionellen Druck – und dass wir den Kindern und Jugendlichen etwas anbieten, das fasziniert und schön ist. Und ich wünsche mir, dass eine neue Welle der Begeisterung die Familien, Gemeinden und beteiligten Berufsgruppen erfasst. Wenn uns das gelingt, steckt das die ganze Kirche an. «Die Themen müssen mit der Lebenswelt der Jugendlichen verknüpft sein.» Praxistauglich – und herausfordernd Von Elvira Weber * – Für mich ist das Konzept eine gelungene Sa­ che. Besonders gefällt mir, dass die gesamte Kirchgemeinde in die religionspädagogische Arbeit einbezogen wird, also zum Bei­ spiel auch diakonische und seelsorgliche Bereiche. Dieser Ein­ bezug und die Gesamtschau im sogenannten «frühen Generatio­ nenbogen» bis 25 Jahre sind genau das, was es heute braucht. Die vorgeschlagene «Teilverbindlichkeit», verbunden mit Wahl­ möglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen, finde ich praxis­ tauglich. Das Konzept scheint mir indessen für die Bedürfnisse der Behördenmitglieder zu ausführlich beschrieben. Begrüssens­ wert finde ich die verstärkte Zusammenarbeit der drei Ämter. Sie stellt aber vor allem für kleinere Kirchgemeinden eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Von Refbejuso erwarte ich daher Modelllösungen, die aufzeigen, wie das Konzept in der Praxis gelebt werden kann. Digitale Lösungen zur Unterstützung der religionspädagogischen Arbeit wie etwa «Pfefferstern» sind unbedingt zu fördern. Bei der Umsetzung des Konzeptes wird es hilfreich sein, unterschiedliche Pilotkirchgemeinden zu berück­ sichtigen. * Vorstandsmitglied des Kirchgemeindeverbandes des Kantons Bern

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