ENSEMBLE Nr. / N° 51 - September / Septembre 2020

14 Dossier —– ENSEMBLE 2020/51 Der Hahn ist bekannt für seinen Weckruf. Wie die Kirchenglocken, die den Protest der Klimajugend unterstützen, erinnert der «Grüne Güggel» an unsere Verantwortung für den Schutz des Klimas und der Artenvielfalt. Von Kurt Aufdereggen* Die «grüne Welle» hat die Kirche erfasst: Immer mehr Kirchgemeinden erwerben das kirchliche Umweltlabel «Grüner Güggel». Das Label zeichnet Kirchgemeinden aus, die mit dem gleichnamigen Umweltmanagementsystem (UMS) arbeiten. Der «Grüne Güggel» wurde in Deutschland unter dem Namen «Grüner Hahn» entwickelt und hat über die Ostschweiz, Zürich und den Aargau den Kan­ ton Bern erreicht. Nun werden aus der West­ schweiz die ersten Rufe nach dem «Coq Vert» laut. Die nationale Fachstelle oeku Kirche und Umwelt mit Sitz in Bern ist die Zertifizierungsstelle und koordiniert im Auftrag der Kirchenleitungen die Weiterentwicklung des Labels. Wer erhält das Label? Das Zertifikat «Grüner Güggel» wird einer Kirch­ gemeinde oder kirchlichen Organisation vergeben, wenn sie die zehn Schritte eines vorgegebenen Fahrplans durchlaufen hat. Dieser Prozess muss dokumentiert und durch einen externen Gutachter oder eine Gutachterin überprüft werden. Ein motiviertes Umweltteam ist die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen. Das Team besteht aus vier bis acht interessierten Personen aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens und wird angeleitet von einer oder einem «Umweltbe- auftragten» (siehe Kasten «Kirchliches Umwelt­ management»). Das Umweltteam formuliert die Schöpfungs- oder Umweltleitlinien der Gemeinde und erfasst die wesentlichen Umweltbelastungen des kirchlichen Betriebes. Zur Bestandsaufnahme gehören eine Energiebuchhaltung, Gebäude- und Umgebungsbegehungen, ein Rechts-Check und allenfalls eine Mitarbeitendenbefragung. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme führen zum Umweltprogramm der nächsten Jahre. Dazu schlägt das Umweltteam Ziele und Massnahmen vor; Fristen und Abläufe werden mit der leitenden Behörde und den kirchlichen Angestellten abge­ sprochen. Durch die Veröffentlichung eines Um­ weltberichts auf der Website informiert die Ge­ meinde ihre Mitglieder und die Öffentlichkeit über die kirchliche Umweltarbeit, ganz nach dem Mot­ to: «Tue Gutes und sprich darüber!» Schliesslich besucht ein unabhängiger exter­ ner Gutachter oder eine Gutachterin die Gemein­ de. Er oder sie überprüft anhand der Dokumente, im Gespräch mit den Beteiligten und bei einer Gebäudebegehung, ob die Dokumente und Ab­ läufe den Anforderungen des «Grünen Güggels» entsprechen, und erstellt einen Validierungsbe­ richt, auf dessen Grundlage die Zertifizierungs­ stelle oeku das Zertifikat ausstellt. Was bringt das Label? Der Aufbau eines Umweltmanagementsystems mutet etwas technisch an. Und tatsächlich ist es auch mit Fleissarbeit verbunden, denn die Anfor­ G R Ü N E R G Ü G G E L Das Umweltlabel für Kirchen * Umweltbeauftragter Fachstelle oeku Kirche und Umwelt Solaranlagen auf kirchlichen Gebäuden Refbejuso fördert den Bau von Solaranlagen auf kirchlichen Gebäuden im Synodalgebiet. Seit 2013 hat Refbejuso für zehn Photovoltaikanla­ gen bis zu einem Viertel der Investitionskosten übernommen. Der Solarmarkt und die politi­ schen Rahmenbedingungen entwickeln sich dabei laufend weiter. Was früher unerschwing­ lich und unrentabel war, ist heute machbar und wird auch von den politischen Gemeinden und vom Kanton unterstützt. Vor diesem Hinter­ grund könnte es sich lohnen, den Bau einer Solaranlage erneut zu prüfen, insbesondere wenn Dachsanierungen anstehen. Erneuerbare Energie ist ein konkreter Beitrag zum Klima­ schutz. Solaranlagen sind auch ein weitherum sichtbares Zeichen dafür, dass die Kirche den Auftrag ernst nimmt, mit der Schöpfung ver­ antwortungsvoll umzugehen – ganz im Sinne auch der jungen Menschen und der kirchlichen Organisationen, die sich für einen besseren Klimaschutz einsetzen. Mehr Informationen: www.refbejuso.ch/solaranlagen Die Kirchgemeinden bestimmen die Priori­ täten ihres Umwelt­ programms selbst.

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