ENSEMBLE Nr. / N° 52 - Oktober / Octobre 2020

18 Dossier —– ENSEMBLE 2020/52 Seit über acht Jahren ist der Asyltreff der Kirchgemeinde Paulus Bern ein beliebter Treffpunkt für Geflüchtete. Das Angebot ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie der sechste Leitsatz der Vision «Vor Ort präsent – die Welt im Blick» umgesetzt werden kann. 2019 wurde das Projekt mit dem Berner Sozialpreis ausgezeichnet. Von Corine von Wartburg «Ich bin glücklich, wenn ich hier bin», sagt Dilara* und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee. Die Kurdin aus der Türkei ist seit 18 Jahren in der Schweiz. Der Asyltreff sei einer der wenigen Orte, an denen sie zur Ruhe komme. «Wenn ich am Abend von der Arbeit nach Hause komme, bin ich müde, aber es gibt auch zu Hause viel zu tun. Ich bin allein mit zwei Kindern.» Sie sei keine Person, die gerne ausgehe oder sich viel mit Leuten treffe. Doch dank ihrer Freundin, die sie immer wieder mitnahm, habe sie Gefallen am Asyltreff der Kirch­ gemeinde Paulus gefunden. Sie schätze es, hier in Ruhe einen Kaffee zu trinken und sich mit anderen Menschen auszutauschen. Alle sind willkommen Initiiert wurde der Asyltreff Länggasse von der damaligen Kirchgemeinderätin Elisabeth Stucki. Als 2012 in der Zivilschutzanlage im Hochfeld Ge­ flüchtete untergebracht wurden, wollte der Kirch­ gemeinderat im Quartier einen Ort der Begegnung auf die Beine stellen. «Der Leiter des Asylzentrums willigte ein – unter der Bedingung, dass alle will­ kommen sein sollen, auch kirchenferne Men­ schen», erinnert sich Elisabeth Stucki. Seither treffen sich jeden Montag Asylsuchen­ de, Menschen aus dem Quartier und weitere Inte­ ressierte zu Kaffee, Tee und Zvieri. Ab und zu kochen die Geflüchteten zudem gemeinsam mit Freiwilligen ein Essen für das Quartier. Zwar wurde das Asylzentrum 2016 wieder geschlossen. Doch der Asyltreff blieb – und wurde für viele Ge­ flüchtete eine wichtige Anlaufstelle. «Wir wollen da sein für alle Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus», sagt Thomas Nohl, Sozial­ diakon der Kirchgemeinde Paulus. Unter den zahlreichen freiwilligen Helferinnen und Helfern gebe es ganz verschiedene Leute, sagt Nohl. «Wir haben zum Beispiel Ärztinnen oder Krankenpfleger und viele weitere Freiwillige mit unterschiedlichsten Hintergründen.» Die Besuche­ rinnen und Besucher des Asyltreffs können von ihnen immer wieder auf vielfältige Art und Weise profitieren. Ein breites Hilfsangebot Das Angebot des Asyltreffs geht dabei längst über Kaffee und Kuchen hinaus. So wird auch das «Deutsch-Lernfoyer» rege genutzt. Studierende A S Y L T R E F F L Ä N G G A S S E Eine wichtige Anlaufstelle «Wir wollen da sein für alle Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.» Jeden Montag treffen sich im Asyltreff Länggasse Asylsuchende und Menschen aus dem Quartier zu Kaffee, Tee und Zvieri. Chaque lundi, les demandeurs d’asile et les habi- tants du quartier se retrouvent au point de rencontre de la Länggasse pour prendre un café, un thé et une collation. ©Kirchgemeinde Paulus Bern

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