ENSEMBLE Nr. / N° 53 - November / Novembre 2020

13 ENSEMBLE 2020/53 —– Dossier zent der Menschen, die in der Freikirche ein und aus gehen, engagieren sich ehrenamtlich. Gerade für Jugendliche sei dieses Engagement zentral: «Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen, eine Gruppe zu führen, vor Leuten zu reden. Dies alles hilft ihnen auch beruflich», sagt Matthias Wenk. Ein bisschen anders Die Freikirche ist lokal wie auch national als Ver­ ein organisiert. «BewegungPlus Burgdorf» hat rund 200 Mitglieder; den Gottesdienst verfolgen allerdings meist gegen 280 Menschen – vor Ort oder online. All diesen Leuten ist der bunte Strauss an Angeboten zu verdanken. Denn der ganze Be­ trieb kostet jährlich mehrere hunderttausend Franken, die ausschliesslich dank Spenden zusam­ menkommen. Fast ein Fünftel davon geht ins Aus­ land, der Rest fliesst in die Angebote vor Ort. Ein kleines Team teilt sich 340 Stellenprozente, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Matthias Wenk bedauert die fehlende staat­ liche Anerkennung nicht. «So behalten wir viele Freiheiten, zudem arbeiten wir auch ohne staat­ liche Anerkennung wunderbar mit anderen Kir­ chen in der Region, aber auch mit staatlichen Stellen zusammen.» Was er sich allerdings von anerkannten Religionsgemeinschaften wünscht, ist für den Theologen klar: «Die Sprache inner- halb der Kirchen sollte inklusiver werden. Oft- mals heisst es: ‹Wir als Landeskirche sind die Kirche – und euch gibt es auch noch.› Aber auch wir sind die Kirche. Wir sind einfach ein bisschen anders.» Die Freikirche «BewegungPlus» in Burgdorf bietet einen bunten Strauss an Angeboten, die Jung und Alt offenstehen. Möglich ist dies nur dank Privatspenden. Von Selina Leu Es tut sich was an diesem Morgen in den gross­ zügigen Räumlichkeiten der Freikirche Bewe­ gungPlus in Burgdorf: Kinder sitzen im Kreis und singen ein mehrsprachiges Willkommenslied, während die Eltern im Deutschkurs rätseln, ob das Wort «Fahne» nun mit oder ohne «h» geschrieben wird. Und bei den Fortgeschrittenen erklärt die Kursleiterin, was unter «Öffentlichkeit» zu verste­ hen ist. Dank rund dreissig Freiwilligen können Migrantinnen und Migranten aus der Region von einem breiten Kursangebot profitieren. Vor Coro­ na besuchten gegen sechzig Personen die vier Klassen; heute sind es gut zwei Dutzend. Der Sprachunterricht ist allerdings nur eines der vielen Angebote, die im und um das Backstein­ gebäude der Freikirche stattfinden – und offen für alle sind: So zieht etwa die Outfit-Party tausch­ lustige Frauen aus der ganzen Region an; und auch die Jungschar wird etwa zur Hälfte von Kin­ dern besucht, die keinen freikirchlichen Hinter­ grund haben. Zwar spiele der Glaube bei vielen Angeboten eine tragende Rolle, aber beispielswei­ se im Sprachkurs werde er nicht thematisiert, sagt Matthias Wenk, Mitglied des Leitungsteams der Kirche. «Der Glaube ist sicher die Motivation für das, was wir tun, aber nicht Ziel dieser Aktivität. Das Ziel ist Hilfe zur Integration durch die Sprache.» Die Kirche ist zudem nicht nur im Inland aktiv; sie enga­ giert sich auch in einem Hilfs­ projekt für Nomaden in der Mon­ golei. Der Zuständige, Urs Wyssmann, spricht in diesem Zusammenhang von «Weltver­ antwortung». Es gehe darum, zu teilen mit jenen, die weniger ha­ ben als man selbst. «Und dies ist kein Akt der Barmherzigkeit – sondern der Gerechtigkeit.» So beeindruckend die Liste der Angebote ist, so beeindru­ ckend ist auch die Arbeit, die dahintersteht. Rund siebzig Pro­ F R E I K I R C H E « B E W E G U N G P L U S » «Auch wir sind die Kirche» Für Jung und Alt: Die Freikirche «BewegungPlus» bietet parallel zu ihren Gottes- diensten einen Kinderhort an. Pour petits et grands: l’Eglise libre «BewegungPlus» propose une crèche parallèle- ment à ses ser- vices religieux. ©zVg

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