ENSEMBLE Nr. / N° 53 - November / Novembre 2020

16 Fokus —– ENSEMBLE 2020/53 multinationale Unternehmen gelten. In der Schweiz müssen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) viele Standards einhalten. Es ist nicht nor­ mal, dass einige multinationale Unternehmen sich weigern, ein Mindestmass an Verantwortung in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt zu über­ nehmen, wenn sie international tätig sind. Die Initiative zielt daher in erster Linie auf die unver­ antwortlichen Praktiken bestimmter multinatio­ naler Unternehmen und schliesst KMU aus. Dies scheint mir gesunder Menschenverstand zu sein. Deshalb engagiere ich mich im Wirtschaftskomi­ tee für verantwortungsvolle Unternehmen, dem mehr als 250 Wirtschaftsführer angehören. Als Vertreter der Schweizer Wirtschaft ist es uns wich­ tig, dass die Schweiz ein attraktiver Wirtschafts­ standort bleibt. Die Einhaltung internationaler Standards in Bezug auf Menschenrechte und Um­ welt ist dabei von grundlegender Bedeutung, und es ist nicht normal, dass bestimmte Grossunter­ nehmen glauben, sie seien mächtig genug, über diese Grundprinzipien ungestraft hinweggehen zu können. Was würde die Initiative der Schweizer Wirtschaft bringen? Die Initiative klärt die Erwartungen an multi­ nationale Unternehmen durch einen klaren Rechtsrahmen, der alle Unternehmen auf die glei­ che Stufe stellt. Dies ist vorteilhaft für die Schwei­ zer Wirtschaft: Es ist nicht in Ordnung, dass sich D Pascal Vandenberghe ist CEO der Buch­ handlung Payot und Mitglied des Wirt­ schaftskomitees für verantwortungsvolle Unternehmen. Das Komitee setzt sich für die Konzernverantwortungsinitiative ein, damit die Schweiz ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt. Von Nathalie Ogi Pascal Vandenberghe, was fordert die Konzernver- antwortungsinitiative? Die Initiative fordert nicht den Mond, sondern lediglich die Einhaltung der Menschen- und Um­ weltrechte durch multinationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Sie würden Missbräuche in der Schweiz niemals zulassen, warum tun sie es dann ungestraft im Ausland? Es ist ganz ein­ fach: Wenn ein Grossunternehmen Schaden an­ richtet, wenn es sich zum Beispiel auf Kinderarbeit stützt oder einen Fluss verschmutzt, muss es zur Verantwortung gezogen werden. Wir sprechen von ernsthaften Schäden, etwa Erblindung und schweren Verbrennungen durch den Kontakt mit giftigen Chemikalien, oder von gewaltsamen Ver­ treibungen vom eigenen Land. Jeder Unternehmer trägt Verantwortung, und es ist inakzeptabel, dass einige Führungskräfte vor solchen Praktiken lieber die Augen verschliessen, als einfache Schritte zu unternehmen, um sie zu vermeiden. Warum unterstützen Sie als Leiter eines KMU die Initiative? Als Unternehmer ist es für mich eine Selbst­ verständlichkeit, Verantwortung zu übernehmen, sowohl gegenüber meinen Mitarbeitenden als auch gegenüber meinen Kunden oder Geschäfts­ partnern. Dies sollte auch für international tätige «Die Schweiz wird ein attraktiver Standort für multinationale Unter- nehmen bleiben.» Staub, wohin das Auge blickt: Die Zementfabrik von LafargeHolcim im nigerianischen Dorf Ewekoro. De la poussière partout: la cimen- terie LafargeHol- cim dans le village nigérian d’Ewekoro. ©Verein Konzernverantwortungsinitiative

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