ENSEMBLE Nr. / N° 54 - Dezember / Décembre 2020

24 Fokus —– ENSEMBLE 2020/54 Sie sind stabile Institutionen mit einem professio­ nellen Netzwerk, mit Wissen über die Menschen in ihrem Einzugsgebiet. Sie wären der optimale Partner für sorgende Gemeinschaften. Warum nicht teilen, was man hat? Christliche Gemeinde als Wahlfamilie Die ersten christlichen Gemeinden, so Coenen- Marx, waren nichts anderes als sorgende Gemein­ schaften. Die ersten Christen mussten nicht selten ihr vertrautes Umfeld verlassen, um sich dem neuen Glauben anzuschliessen. Die Gemeinde wurde zur Wahlfamilie. Ein Mischtiegel aus ver­ schiedenen Menschen verschiedener Herkunft. Die Gemeinschaften waren so attraktiv, dass sie schnell wuchsen. Wo steht die Kirche heute? Werden Einzel­ initiative und Engagement wahrgenommen, in­ tegriert, gestützt und getragen? Auch wenn sie von aussen kommen? Kirche als Teil der Gemeinschaft Wenn jeder ein Bollwerk seiner eigenen Stärke ist, dann funktioniert Gemeinschaft nicht, sagte Coenen-Marx. Gemeinschaft funktioniert da, wo Menschen ihre Schwachheit und Hilfsbedürftig­ keit benennen dürfen, wo es ein Wir gibt. Auf Augenhöhe. Eine Gemeinschaft von Unperfekten, die alle auf Gottes Gnade angewiesen sind. Die Diskussion im Anschluss an das Referat zeigte eindrücklich, wo eine Kursänderung nötig ist, damit Care-Kultur in und mit der Kirchgemein­ de gelingt: Kirche muss hinausgehen zu den Leu­ ten, muss Teil des Alltags werden. Nicht für, son­ dern mit den Menschen. Oder wie es ein Votum aus dem Saal deutlich machte: Wir müssen hin­ ausgehen und fragen, was die Menschen brau­ chen. Nicht Projekte erfinden, die wir selber toll finden. Zeit und Ruhe Die Kirchgemeinden stehen mitten in einem so­ zialen Raum. Es geht laut Coenen-Marx darum, den Blick nicht nur auf den einzelnen Menschen, sondern auf das Miteinander im Sozialraum zu richten. Es gibt dort sorgende Gemeinschaften, mit denen man sich vernetzen, die man unter­ stützen kann. Oder man startet eine neue Initia­ tive, da, wo es nötig ist. Sie kann auch ganz klein sein. Care-Kultur wächst von unten. Sie braucht Zeit und Ruhe, wie alles, was wächst. Weitere Informationen Website von Cornelia Coenen-Marx: www.seele-und-sorge.de Letzte Hilfe Bern: www.kirchenpalliativebern.ch/ letzte-hilfe-bern Palliative Care Refbejuso: www.diakonierefbejuso.ch ©Tom Kaffka Es gilt, den Blick auf das Miteinan- der im Sozialraum zu richten: Corne- lia Coenen-Marx an der Bernischen Diakoniekonfe- renz 2020. Il est important de diriger le re- gard sur le vivre ensemble dans l’espace social: Cornelia Coenen-­ Marx à la Confé- rence bernoise de la diaconie 2020.

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