ENSEMBLE Nr. / N° 55 - Januar / Janvier 2021

14 Dossier —– ENSEMBLE 2021/55 « OHNE FREUNDE MÖCHTE NIEMAND LEBEN» VERTRAUENSVOLLE BEZIEHUNGEN – EIN SCHLÜSSEL ZUM GLÜCK « SANS AMIS, PERSONNE NE CHOISIRAIT DE VIVRE» LES RELATIONS DE CONFIANCE CONTRIBUENT AU BONHEUR Im Zentrum ihrer Tätigkeiten stehen Men- schen und Beziehungen: Barbara Bütler ist stellvertretende Programmverantwortliche von Job Caddie Bern, Werner Schäppi seit rund zwanzig Jahren Berater für Partnerschafts- und Familienfragen, und Dorothea Murri leitet seit Oktober die Beratungsstelle Leben und Sterben. Alle drei Angebote sind nieder- schwellig und kostenlos; getragen werden sie von den Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn, zum Teil zusammen mit weiteren Organisationen. Von Gerlind Martin «Ohne Freunde möchte niemand leben, auch wenn er die übrigen Güter alle zusammen besäs­ se», hielt der griechische Philosoph Aristoteles vor gut 2400 Jahren fest. Auch wenn sich die übrigen Güter seit damals vervielfacht haben, Beziehun­ gen sind für uns Menschen nach wir vor wichtig. Oder wie es der Psychologe und Paarberater Wer­ ner Schäppi formuliert: «Gute Beziehungen sind unser Leben. Ohne Beziehungen sind wir tot.» Was mit vertrauensvollen Beziehungen er­ reicht werden kann, zeigen Erfahrungen im Pro­ gramm Job Caddie. Hier unterstützen Mentorin­ nen und Mentoren Jugendliche und junge Erwachsene bei Schwierigkeiten während und nach der Lehre. Zum Beispiel bei unerwarteten Situationen in der Lehre, nach einer Lehrvertrags­ auflösung, bei der Stellensuche nach Lehrab­ schluss oder bei einer späten Berufswahl. Ziel von Job Caddie ist es, junge Menschen in ihrer Eigen­ verantwortung und Selbstwirksamkeit zu stärken. Barbara Bütler, stellvertretende Programmleiterin, nennt als grundlegend für ihre Arbeit: Wohl­ wollen, Wertschätzung, Empathie. Und sie kann beobachten, dass junge Menschen sich in Begeg­ nungen auf Augenhöhe vermehrt gesehen und gehört fühlen. «Genau das soll Kirche tun» Nach ihrem Erstgespräch wählt die Programm­ leitung aus dem Pool der über fünfzig unentgelt­ lich mitarbeitenden Mentorinnen und Mentoren die jeweils passende Person für den Jugendlichen, für die junge Frau aus. «Wenn es beim ersten Tref­ fen von Mentee und Mentorin funkt, dann wird es gut laufen», sagt Matthias Hunziker, «eine wirk­ same Unterstützung funktioniert nur mit Bezie­ hung.» Der Fachmitarbeiter Sozialdiakonie der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn arbeitet im Lenkungsausschuss von Job Caddie Bern mit und hat einen guten Einblick in die Arbeit der Programmleitung. Er staune immer wieder, welch enorme Kräfte bei den jungen Leuten freigesetzt würden, die zuvor nicht selten von anderen Arbeitsvermittlungsstellen abgeschrieben worden seien. «Die Mentorinnen und Mentoren nehmen ihnen nicht den Job ab», betont Hunziker, «sie be­ gleiten sie so, dass die Jungen spüren: Jemand glaubt an mich.» Bei Job Caddie können die Men­ torinnen und Mentoren ihre Lebens- und Berufs­ erfahrung weitergeben und ehrenamtlich etwas Woran lassen sich gute Beziehungen erkennen? Und was gefährdet Beziehungen?

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