ENSEMBLE Nr. / N° 57 - April / Avril 2021

32 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2021 /57 Z E I T V O R S O R G E S Y S T E M E Vernetzung ja, Zusammenarbeit nein Seit einigen Jahren arbeiten im Bereich der Nachbarschaftshilfe immer mehr Grup- pierungen und Organisationen mit Zeit- vorsorgesystemen. Wie funktionieren sie? Und was unterscheidet sie von der Frei- willigenarbeit? Die Diakonie Schweiz hat zu diesen Fragen eine Orientierungshilfe für Kirchgemeinden veröffentlicht. Redaktion – In den letzten Jahren sind in der Schweiz im Bereich der Nachbarschaftshilfe zahl­ reiche Zeitvorsorgemodelle entstanden. Personen, die betreuungsbedürftige Menschen in der Bewäl­ tigung ihres Alltags unterstützen, werden Zeitein­ heiten gutgeschrieben, die sie später bei Bedarf gegen Hilfeleistungen anderer Zeitvorsorgender eintauschen können. Die Diakonie Schweiz würdigt solche Zeitvor­ sorgesysteme ausdrücklich, da sie das freiwillige Engagement für ältere und pflegebedürftige Men­ schen fördern. Jedoch können die meisten dieser Systeme nicht garantieren, dass die geäufneten Zeitguthaben später eingelöst werden können. Das Angebot entspricht zudem oft nicht der Nach­ frage, und sozial benachteiligte Personen werden nur selten erreicht. Ausserdem können pflegende Angehörige kein Zeitguthaben aufbauen, obwohl sie einen grossen Teil der Betreuungslasten tragen. Im Unterschied zu Zeitvorsorgesystemen ist Freiwilligenarbeit dadurch gekennzeichnet, dass sie unentgeltlich ist und auf keiner Gegenleistung beruht. Freiwillige leisten für die Gemeinschaft, was ihnen möglich ist, ohne dass ihr Beitrag durch das Gebot der Gegenseitigkeit geprägt ist. Vor diesem Hintergrund erachtet die Diakonie Schweiz eine Vernetzung von Kirchgemeinden mit Zeitvorsorgeinstitutionen zwar als sinnvoll, um Potenziale im Bereich Nachbarschaftshilfe zu ak­ tivieren und voneinander die Tätigkeiten und Arbeitsschwerpunkte zu kennen; zudem könnten gewisse Aspekte der Gegenseitigkeit und Wert­ schätzung von Zeitvorsorgemodellen für Kirchge­ meinden eine Anregung sein. Von einer darüber hinausgehenden Zusammenarbeit rät die Diako­ nie Schweiz jedoch ab. Sie empfiehlt Kirchgemein­ den, die sich stärker im Bereich der Nachbar­ schaftshilfe engagieren wollen, sich am Konzept der «Sorgenden Gemeinschaften» zu orientieren. www.diakonie.ch www.diaconie.ch V I D E O - S E L B S T H I L F E G R U P P E N Gemeinsam durch die Corona-Zeit Haben Sie Mühe mit der coronabedingten Isolation? Fürchten Sie die Einsamkeit? Haben Sie Angst um Ihre Liebsten oder um Ihre be- rufliche Existenz? Dann sind die professionell moderierten Video-Selbsthilfegruppen des Vereins «Selbsthilfe Schweiz» vielleicht etwas für Sie. Die Coronakrise zeigt, dass spezielle Leben­ sumstände sehr belastend sein können. Für das Wohlbefinden jedes Menschen ist es wichtig, Ängste anzusprechen, der Einsamkeit entgegen­ zuwirken und der sozialen Isolation zu entkom­ men. Selbsthilfegruppen ermöglichen einen Er­ fahrungsaustausch unter Betroffenen, welche sich in einer ähnlichen Situation befinden – nicht nur, aber gerade auch in Zeiten von Corona. Die neun moderierten Video-Selbsthilfegrup­ pen wurden vom Verein «Selbsthilfe Schweiz» lan­ ciert und widmen sich verschiedenen Themen rund um Corona. Die Teilnehmenden tauschen Erfahrungen und Informationen aus und erarbei­ ten praktische Bewältigungshilfen für den Alltag, so dass sie ihre psychische Stabilität erhalten kön­ nen. Die Teilnahme ist kostenlos. www.selbsthilfeschweiz.ch/corona

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