ENSEMBLE Nr. / N° 59 - Juni / Juin 2021

20 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /59 le malade. Epuisée, Aline attend désormais qu’une place se libère dans un centre d’accueil où son mari pourrait se rendre une fois par semaine. Son vœu le plus cher: partir quelques jours dans un hôtel pour décompresser. Il faut dire que la vie ne l’a pas épargnée. Elle a connu plusieurs problèmes de santé importants. Et en août de l’année der­ nière, elle a perdu son fils atteint d’une tumeur au cerveau. A présent, Aline s’inquiète pour l’ave­ nir, surtout sur le plan financier. Son mari a bu toutes les économies du ménage et un placement en EMS n’arrangera pas la situation. «Mais j’ai ap­ pris à vivre un jour à la fois.» D Demenz betrifft immer mehr Menschen in der Schweiz. Für die Angehörigen ist das Leben mit Demenzkranken eine grosse Her­ ausforderung. Zwei Betroffene erzählen. Von Nathalie Ogi «Zu Beginn konnte Arnaud* die Gesichter in Fil­ men nicht mehr unterscheiden, was ihn wütend machte. Dann erkannte er eines Tages einen Freund nicht mehr», erzählt Emma*. Während zwölf Jahren begleitete sie ihren Partner, der mit 64 Jahren an einer seltenen Variante von Demenz erkrankte. Die Krankheit beeinträchtigt zunächst nur das Sehvermögen, die anderen kognitiven Fähigkeiten bleiben über einen langen Zeitraum erhalten. Die ehemalige Biologin versuchte, die visuellen Defizite ihres Partners auszugleichen, und fand Mittel und Wege, damit er weiterhin Kolumnen für eine Zeitung schreiben konnte. «Ich habe ihm eine helle Tastatur besorgt und grosse Buchstaben aufgeklebt.» Nach seiner Pensionie­ rung arbeitete Arnaud noch zwei Jahre lang wei­ ter, bevor die Zeitung die Kolumne einstellte. Um ihn zu beschäftigen, lud Emma Kultursendungen herunter, organisierte Essen mit Freunden und begleitete ihn auf Spaziergängen. «Am Anfang gingen wir noch in die Berge. Er hatte einen aussergewöhnlichen Orientierungssinn. Er er­ kannte die Berggipfel aus allen Richtungen. Nach und nach verlor er diese Fähigkeit. Dies war für uns sehr schmerzhaft.» Aber Emma gab nicht auf. «Zum Glück wurde er nicht aggressiv, wie andere Demenzkranke.» In der Tat verhalten sich manche Männer autoritär und ungeduldig gegenüber ihren Frauen, wenn sie sich ihrer Defizite bewusst werden. «Das habe ich nicht erlebt. Wir waren gute Freunde und sehr miteinander verbunden.» Dann kam der Moment, als sie ihn nicht mehr al­ lein lassen konnte, da ihn sein Kurzzeitgedächtnis im Stich liess. Arnaud hatte einen Wasserhahn laufen gelassen und eine kleine Überschwem­ mung verursacht. In der Küche vergass er, die Herdplatten auszuschalten. Sie durfte ihn nicht mehr aus den Augen lassen, musste seine Klei­ dung bereitlegen, ihm beim Waschen helfen. All­ mählich traten zudem Sprachstörungen auf. Eine Ergotherapeutin versah die Schränke, Schubladen und Regale in der Wohnung mit Etiketten. Verschlechterung Emma beschloss, Arnaud einmal in der Woche in eine Tagesklinik zu bringen. So hatte sie während ein paar Stunden Zeit für sich. Jeden Monat ging *Name der Redaktion bekannt © Keystone / Ursula Markus Besuch im Pflege- heim: Auch wenn Demenzkranke ihre Angehörigen nicht mehr er- kennen, tut ihnen deren Nähe gut. Visite à la maison de retraite: même si les patients ne reconnaissent plus leurs proches, leur proximité leur fait du bien.

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