ENSEMBLE Nr. / N° 60 - Juli / Juillet 2021

20 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /60 Die Kirchgemeinde Matthäus stellt ihre Gebäude auf der Engehalbinsel der breiten Bevölkerung zur Verfügung: Im Kirch- gemeindehaus und im Pfarrhaus öffnen 2025 eine Schule, eine Bibliothek und eine Kita ihre Tore. Auch die Kirche soll künftig vielseitiger genutzt werden. Von Olivier Schmid Im Norden von Bern, wo sich die Aare in zahl­ reichen Schlaufen um die Engehalbinsel aus der Stadt windet, thront auf einer Anhöhe die Kirche Matthäus: ein Glockenturm aus Eisenbeton, zu seinen Füssen das pyramidenförmige Kirchenge­ bäude. In Blickweite zwar, doch durch die Aare und das steile Flussufer getrennt, steht in der Talsohle die Kirche Bremgarten. Beide Kirchen werden von der reformierten Kirchgemeinde Mat­ thäus genutzt. Während die Ursprünge der Kirche Bremgarten bis in die frühromanische Zeit um 1100 zurückreichen, wurde die Kirche Matthäus erst 1965 errichtet. Gottesdienste finden nur an hohen Feiertagen gleichzeitig in beiden Kirchen statt. An allen anderen Sonntagen wird ein Teil der Gemein­ deglieder mit einem Sammeltaxi zum Gottesdienst auf die andere Seite des Flusses gebracht. Nun soll die Kirche Matthäus bald auch für nichtkirchliche Zwecke genutzt werden. Die Evan­ gelisch-reformierte Gesamtkirchgemeinde Bern hat das Gebäudeensemble Rossfeld, zu dem auch die Kirche Matthäus gehört, 2019 im Bau­ rechtsvertrag der Stadt Bern verkauft. Im Kirch­ gemeindehaus will die Stadt Bern eine Schul- und Quartierbibliothek, eine Basisstufe und eine Tages­ schule unterbringen, das Pfarrhaus soll zu einer Kita umfunktioniert werden und die Kirche der Schule und der Quartierbevölkerung als Veran­ staltungsraum dienen. Für Gottesdienste steht die Kirche der Kirchgemeinde Matthäus weiterhin zur Verfügung. Eine optimale Lösung Im Zuge eines Sparauftrages der Gesamtkirchge­ meinde Bern an ihre zwölf Kirchgemeinden hatte die Kirchgemeinde Matthäus 2014 ihre Bereit­ schaft erklärt, auf die Nutzung des Ensembles Rossfeld zu verzichten. Auf der Engehalbinsel wollte sie Gottesdienste fortan in der benachbar­ ten katholischen Kirche Heiligkreuz feiern. Als auch die Pfarrei ihr Kirchengebäude verkaufte, zerschlug sich dieser Plan jedoch. Gleichzeitig ver­ dichteten sich die Anzeichen, dass das Ensemble Rossfeld an einen privaten Interessenten verkauft werden sollte. Gemeinsam mit dem Leist der Enge­ halbinsel reichte die Kirchgemeinde eine Petition mit mehr als 1600 Unterschriften ein. Die Quartier­ bevölkerung forderte, dass das Ensemble Rossfeld in öffentlicher Hand bleibe, und schlug vor, das Kirchgemeindehaus und das Pfarrhaus der Stadt Bern zur Verfügung zu stellen und die Kirche künf­ tig gemeinsam mit der Stadt zu nutzen. Dass das Ensemble Rossfeld der Stadt Bern ver­ kauft werden konnte, sei für die Kirchgemeinde Matthäus eine optimale Lösung, findet Bruno Ban­ holzer, Geschäftsführer von RefBernImmo AG, der Immobiliengesellschaft der Gesamtkirchgemein­ de Bern. «Wenn kirchliche Liegenschaften in Zu­ sammenarbeit mit der öffentlichen Hand einer multifunktionalen Nutzung zugeführt werden, lässt sich eine kirchliche Nutzung regeln, und es entlastet das Budget einer Kirchgemeinde.» EINE KIRCHE FÜR DAS QUARTIER DIE KIRCHGEMEINDE MATTHÄUS ÖFFNET IHRE TORE Praxishilfe für Kirchgemeinden Viele Kirchgemeinden sind heute mit Fragen zur Zukunft ihrer Kirchen, Kirchgemeindehäu­ ser und Pfarrhäuser konfrontiert. Mit Blick auf die Finanzen machen sie sich Gedanken zu Ver­ kauf, Vermietung und erweiterter Nutzung ihrer Gebäude. Die Publikation «Erweiterte Nut­ zung kirchlicher Gebäude» bietet Hilfestellun­ gen für einen lösungsorientierten Umgang mit der Thematik. Sie ermutigt, das Thema aus ver­ schiedenen Perspektiven und im Dialog mit der Öffentlichkeit anzugehen Download: www.refbejuso.ch/inhalte/ kirchenbau/publikationen

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