ENSEMBLE Nr. / N° 60 - Juli / Juillet 2021

21 ENSEMBLE 2021 /60 —– Doss i er Auch Doris Moser, Pfarrerin der Kirchgemein­ de Matthäus, begrüsst die Lösung mit der Stadt Bern und die erweiterte Nutzung der Kirche: «Ge­ meinsam genutzter Kirchenraum hat viel Poten­ zial. So wird ein Raum nicht nur einmal pro Woche von der Kirchgemeinde für den Gottesdienst ge­ nutzt, sondern auch unter der Woche für Veran­ staltungen der Schule.» Doch Verzichtserklärun­ gen seien immer auch schmerzhaft. Der Verkauf des Gebäudeensembles sei für einige Quartier­ bewohnerinnen und -bewohner nicht ganz ein­ fach gewesen: «Die Kirche Matthäus wurde erst 1965 errichtet. Es gibt Leute im Quartier, die sich damals für den Bau dieser Kirche eingesetzt ha­ ben. Für sie fällt ein Stück Identität weg. Es war schwierig, ihnen zu vermitteln, dass wir die Kirche nicht verlieren, nur weil wir sie verkauft haben, sondern dass wir sie künftig einfach vielfältiger nutzen.» Das Projekt verzögert sich Nebst den baulichen Massnahmen, die für die Um­ nutzung der Räume notwendig sind, wird die Stadt Bern das Kirchgemeindehaus und das Pfarrhaus sanieren und deren Gebäudehüllen energetisch aufwerten. Für den Kirchenraum hingegen sind nur minimale Umbauarbeiten vorgesehen. Eigent­ lich hätten die Umbau- und Sanierungsarbeiten 2020 starten und 2021 abgeschlossen sein sollen. Aus dem Kirchgemeindehaus und dem Pfarrhaus ist die Kirchgemeinde Matthäus denn auch bereits ausgezogen. Doch die Stadt Bern musste die Pläne aus Kostengründen überarbeiten. «Die Projektie­ rungsarbeiten laufen, das überarbeite Vorprojekt befindet sich kurz vor dem Abschluss», heisst es seitens der Stadt auf Anfrage. Nun starten die Um­ bau- und Sanierungsarbeiten erst 2023, die Auf­ nahme des Schulbetriebs und die Eröffnung der Betreuungseinrichtungen sind im Sommer 2025 geplant. Bis zum Start der Umbauarbeiten hat die Kirchgemeinde das Pfarrhaus darum zur Zwischen­ nutzung einer Spielgruppe untervermietet. Die Kirche wird der Kirchgemeinde voraus­ sichtlich an 26 Sonntagen, vier zusätzlichen Feier­ tagen, zwölf Samstagen sowie 50 Abenden pro Jahr zur Verfügung stehen. Nebst Gottesdiensten möchte die Kirchgemeinde den Kirchenraum ver­ mehrt auch für Kindernachmittage, Seniorenes­ sen, Gesprächsgruppen oder Filmabende nutzen. Da die Kirche denkmalgeschützt ist, sind jedoch nur minimale bauliche Massnahmen möglich. Die Stadt Bern wird die Bibliothek darum nicht wie ursprünglich geplant in der Kirche, sondern im Kirchgemeindehaus unterbringen. Auch für die Kirchgemeinde ist eine vielfältigere Nutzung der Kirche nur bedingt möglich. «Die Kirchenbänke dürfen nicht entfernt werden, und auch eine Kü­ che darf nicht eingebaut werden», bedauert Doris Moser. Sie hätte sich deshalb gewünscht, dass die Kirchgemeinde auch den grossen Saal im Kirch­ gemeindehaus weiterhin hätte nutzen können. Die Quartierbevölkerung forderte, dass das Ensemble Rossfeld in öffentlicher Hand bleibt. Der 30 Meter hohe Turm der Kirche Matthäus, zu seinen Füssen das pyra- midenförmige Kirchengebäude. La tour de 30 mètres de haut de l’église Saint-Matthieu, avec à ses pieds le bâti- ment de l’église en forme de pyramide. © Johannes Stückelberger

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