ENSEMBLE Nr. / N° 60 - Juli / Juillet 2021

26 Fokus —– ENSEMBLE 2021 /60 Kerzers und Murten oder Messen und Oberwil bei Büren, seien positiv, sagt Tappenbeck. So würden die bernisch-freiburgischen Gemeinden eine Brü­ ckenfunktion zwischen den beiden Kirchen ein­ nehmen. Auch die grenzüberschreitende Struktur der bernisch-solothurnischen Kirchgemeinden sei der Entwicklung der Kirchgemeinden nicht hin­ derlich. «Man wird für die Kirchgemeinde Moutier sicherlich einen angemessenen institutionellen Rahmen finden können, der ihrem beeindrucken­ den Gemeindeleben in keiner Weise im Wege steht.» Selbstverständlich werden die rund 1700 Gemeindeglieder eingeladen sein, sich für die von ihnen favorisierte Lösung auszusprechen. Dieser Entscheid wird dann von den Mitgliedern der Kirche bestätigt. «Innerhalb der reformierten Kirche ist ein solcher basisorientierter Ansatz sehr wichtig.» Auch Philippe Kneubühler, Synodalrat von Refbejuso und Mitglied der jurassischen Fraktion, ist der Meinung, dass alle Optionen geprüft wer­ den sollten. Die Frage nach einer möglichen Spal­ tung der Kirchgemeinde Moutier, deren Gebiet sich nicht mit dem der politischen Gemeinde deckt, sei komplex. Für Kneubühler ist dies ein politisches Problem, das wohl vom Grossen Rat oder vom Regierungsrat des Kantons Jura gelöst werden müsse. Die erwähnten Beispiele transkan­ tonaler Kirchgemeinden an den Grenzen zwi­ schen den Kantonen Bern und Solothurn bezie­ hungsweise Fribourg seien ganz andere Fälle. In Moutier sei es vor allem nötig, an der Akzeptanz zu arbeiten. «Es wird nicht einfach sein. Es ist wichtig, dem Trauma der Protestantinnen und Protestanten von Moutier Rechnung zu tragen und sie so gut wie möglich in dieser Übergangs­ periode zu begleiten.» Es gehe aber auch darum, einen Schritt zurückzutreten, um die vielverspre­ chendste Lösung zu finden. «Ist es sinnvoller, den Status quo zu bewahren, oder darüber nachzu­ denken, welche Möglichkeiten die jurassische Kirche bietet? Letztendlich hat die Stimmbe­ völkerung entschieden, und die Demokratie ver­ langt, dass wir mit diesem Entscheid zurecht­ kommen müssen. Natürlich ist es manchmal schwierig, ein neues Kapitel aufzuschlagen, aber das Festhalten an der Vergangenheit kann auch lähmend sein.» Die Kirchgemeinde Moutier hat nun vier Jahre Zeit, um ihre Zukunft zu planen. Diese wird aber auf jeden Fall in der reformierten Kirche sein. treffen. «Es geht darum, sich kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen», erklärt Jean Mario Gfeller, Mitglied des Kirchgemeinderats von Moutier. Der pensionierte Richter ist vom guten Willen beider Parteien überzeugt. Aber auch diejenigen mit den grössten Vorbehalten müssten auf ihre Kosten kommen. «Wir wollen niemanden aussen vor lassen.» Zum Glück heile die Zeit alle Wunden. Seiner Meinung nach sollte in einem ersten Schritt versucht werden, die Kirche bi-kantonal zu organisieren. «Wir müssen für die künftigen Generationen von Gemeinderäten die besten Vo­ raussetzungen schaffen, damit sie die Arbeit, die einen langen Atem brauchen wird, fortsetzen können.» Ob die Kirchgemeinde Moutier nun Mitglied der Reformierten Kirche des Kantons Jura wird oder nicht: Sie wird in jedem Fall weiterhin zum Synodalverband Bern-Jura gehören und von seiner Kirchenordnung erfasst sein. «In der kantonalen Gesetzgebung wird es jedoch Änderungen geben, die Auswirkungen auf die kirchlichen Regelungen haben werden», sagt Christian Tappenbeck, Kir­ chenschreiber von Refbejuso. Die Beiträge des Kantons Bern an die Gehälter der Pfarrpersonen werden nicht mehr automatisch beansprucht wer­ den können. Auch die Einbindung im Kirchge­ meindeverband Par8 sei nicht ohne weiteres sichergestellt. Es gebe jedoch Lösungen für die anstehenden Herausforderungen, etwa indem auf der Grundlage einer Vereinbarung gegebenenfalls die Einheit der Kirchgemeinde aufrechterhalten werde, betont Tappenbeck. Nach der ersten Abstimmung über die Kan­ tonszugehörigkeit von Moutier 2017 waren der Kirchgemeinderat von Moutier, der Kirchenrat der Reformierten Kirche des Kantons Jura wie auch der Synodalrat von Refbejuso zum Schluss gekom­ men, dass die Kirchgemeinde Moutier auch dann weiterbestehen könne, wenn Moutier zum Kanton Jura wechselt und die übrigen Gemeinden im Kanton Bern verbleiben. «Entscheidend sind die Bedürfnisse der Kirchgemeinde. Dann können Lösungen gefunden werden, die den unterschied­ lichen Anforderungen gerecht werden.» In einer transkantonalen Kirchgemeinde sollte beispiels­ weise der Kirchensteuerfuss für den bernischen und den jurassischen Teil der Gemeinde separat festgelegt werden. «Es sollte dabei sichergestellt werden, dass die Steuerbelastung für die Berner und die Jurassier in etwa gleich hoch ist», sagt Tappenbeck. Bottom-up Besteht die Gefahr, dass die Kirchgemeinde Mou­ tier viele Mitglieder verliert? Die Erfahrungen anderer grenzüberschreitender Gemeinden im Kirchengebiet von Refbejuso, etwa Ferenbalm, Die Kirchgemeinde Moutier hat nun vier Jahre Zeit, um ihre Zukunft zu planen.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=