ENSEMBLE Nr. / N° 60 - Juli / Juillet 2021

6 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /60 für Kindergottesdienste, Andachten im kleinen Kreis, für Konzerte und Theateraufführungen. Im hinteren Teil sollen die Besucherinnen und Be­ sucher in einer freundlicheren Atmosphäre emp­ fangen werden. Grosse Themen sind auch die Beleuchtung, die Akustik und die Technik, weil man beispielsweise das Licht variieren oder Liedtexte projizieren möchte. Aus den Veränderungen können sich Kon­ sequenzen ergeben für das Heizsystem, und schnell ist man beim Thema Energie und Nach­ haltigkeit. Neugestaltungen, auch wenn sie sich im Bau­ lichen manifestieren, haben immer auch eine in­ haltliche Dimension. Veränderungen wollen be­ gründet sein. Und da ist man schnell bei Fragen, die das Verständnis des Gottesdienstes, die Ent­ wicklung der Gemeinde oder die Bedeutung des Kirchengebäudes für die Gesamtgesellschaft be­ treffen. Die gesamtkirchlichen Dienste der Refor­ mierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn bieten für diese Fragen rund um Neugestaltungen Beratun­ gen an. Oft reicht es, dass eine Fachperson hilft, einen Prozess sauber aufzugleisen. Öffnen Während in der Vergangenheit die reformierten Kirchen nur im Rahmen von Gottesdiensten ge­ nutzt wurden und den Rest der Woche geschlos­ sen blieben, sind die meisten von ihnen inzwi­ schen ganztags geöffnet. Damit sind die Menschen nun eingeladen, die Räume auch individuell auf­ zusuchen: Kulturtouristen, Pilgerinnen, Velofah­ rer, Ruhesuchende. Es gibt neue Angebote wie Kerzen, Anliegenbücher oder Texte. Viele Besu­ cherinnen und Besucher kommen aber auch ein­ fach, um die Schönheit des Raumes zu geniessen, einzukehren und durchzuatmen. Den Kirchen kommt eine Bedeutung zu, auch wenn darin nichts stattfindet. Ein wunderbares Kapital, das seine Wirkung entfaltet, ohne dass man es bewirtschaftet. Dass man Kirchen öffnet, entspricht ihrer Bedeutung als öffentliche Orte. Denn Kirchen gehören nicht nur den Kirchgemein­ den. Als Kulturdenkmäler, Erinnerungsorte, als Räume mit einem Zentrumscharakter gehören sie der ganzen Bevölkerung. Dies im Auge zu behal­ ten, ist insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema Kirchenumnutzung wichtig. So sollen Kir­ chengebäude – im Moment, wo deren Unterhalt und Betrieb von den Kirchgemeinden nicht mehr selber finanziert werden können – nicht an Priva­ te verkauft werden. Besser sind partnerschaftliche Lösungen mit Institutionen der öffentlichen Hand. Kirchengebäude sind nicht nur eine Hypothek, sie sind auch eine Chance. Mit ihrem symboli­ schen Kapital lässt sich in vielfältiger Weise ar­ beiten. Kontakt für Beratungen bei Fragen zur Gestaltung und Nutzung von kirchlichen Gebäuden: Johannes Stückelberger, johannes.stueckelberger@refbejuso.ch, Tel. 031 340 25 13 Kirchen gehören nicht nur den Kirchgemeinden, sondern der ganzen Bevölkerung. © Johannes Stückelberger Die Französische Kirche in Bern, Ende des 13. Jahr- hunderts errichtet, ist der älteste er- haltene Sakralbau in der Hauptstadt. L’église fran- çaise de Berne, construite à la fin du 13 e siècle, est le plus ancien édifice sacré de la capitale.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=