ENSEMBLE Nr. / N° 61 - September / Septembre 2021

9 ENSEMBLE 2021 /6 1 —– Doss i er Bei der Frage nach der möglichen Ein- führung der kirchlichen Trauung für alle bestehen zwischen der Landeskirche und den evangelischen Gemeinschaften deutliche Differenzen. In einer gemeinsamen Erklärung haben sie festgehalten, was sie eint und was sie trennt – und warum sie trotz allem verbunden bleiben.. Von Christine Oefele (Interview) und Olivier Schmid (Text) Was waren die Gründe, dass ihr das Gespräch über die kirchliche Trauung für alle gesucht habt? Thomas Gerber: Der Auslöser war eine Äusse­ rung des EGW anlässlich eines Gesprächs mit dem Synodalrat von Refbejuso: Wenn die Landeskirche in dieser Frage eine klar befürwortende Position einnimmt, löst dies Spannungen aus. Wir erach­ teten es deshalb als sinnvoll, uns zusammenzu­ setzen, bevor diese Kontroverse eine Eigendyna­ mik entwickelt. Walter Dürr: Wir sind ja regelmässig mitein­ ander im Gespräch und haben bereits 2013 die gemeinsame Erklärung «Unterwegs zum gemein­ samen Zeugnis» unterzeichnet. Insofern lag es nahe, das Thema aufzugreifen. Mit der Erklärung lag eine wichtige Grundlage für ein Gespräch über dieses heikle Thema vor. Matthias Zeindler: Im Vorfeld der Abgeordne­ tenversammlung des SEK im November 2019 gab es unter landeskirchlichen Pfarrern heftige öffent­ liche Auseinandersetzungen, man sprach sich sogar gegenseitig den Glauben ab. Dies wollten wir um jeden Preis vermeiden. Zum Glück hatten wir zwischen Gemeinschaften und Landeskirchen bereits eine Gesprächskultur etabliert und eine Vertrauensbasis aufgebaut. Zu Beginn wusstet ihr nicht, wohin euch der ge- meinsame Weg führt. Was waren auf dem Weg zur gemeinsamen Erklärung wichtige Schritte? Matthias Zeindler: In einer ersten Phase brach­ ten alle ihre Positionen auf den Tisch. In diesem Teil des Gesprächs war für uns offen, ob die Diffe­ renzen für eine Verständigung nicht zu gross sind. Also fragten wir uns in einem zweiten Schritt, was uns verbindet, wo wir Gemeinsamkeiten haben. Wir waren uns zum Beispiel einig, dass wir homo­ sexuelle Menschen respektieren und sie ihren Platz in unseren Gemeinschaften haben. So fan­ den wir immer mehr Punkte, in denen wir über­ einstimmen. Christine Oefele, Walter Dürr (jahu), Thomas Gerber (Evangelisches Gemeinschaftswerk EGW) und Matthias Zeindler von Refbejuso (v. l.). Christine Oefele, Walter Dürr (jahu), Thomas Gerber (Evangelisches Gemeinschaftswerk EGW) et Matthias Zeindler de Refbejuso (de gauche à droite). «WIR FRAGTEN, WAS UNS EINT» REFBEJUSO IM GESPRÄCH MIT EVANGELISCHEN GEMEINSCHAFTEN «NOUS NOUS SOMMES DEMANDÉ CE QUI NOUS UNIT» REFBEJUSO EN DISCUSSION AVEC LES COMMUNAUTÉS ÉVANGÉLIQUES © Adrian Hauser

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