ENSEMBLE Nr. / N° 62 - Oktober / Octobre 2021

25 ENSEMBLE 2021 /62 —– Kreuz und quer KREUZ UND QUER DE LONG EN LARGE Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz HEKS wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Es hatte damals den Auftrag, die kriegsversehrte Bevölkerung in den umliegenden Ländern zu unter- stützen. Seither haben sich die Aufgaben von HEKS stark verändert. Von Lisa Krebs* Karl Heuberger hat während 30 Jahren die Ent­ wicklungszusammenarbeit von HEKS mitgeprägt. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen. Du hast viele Entwicklungen in der internationalen Zusammenarbeit miterlebt. Was hat sich verändert? Meine Erfahrungen sind geprägt von Latein­ amerika. Wir sehen dort heute eine fachlich kompetente Zivilgesellschaft. Das war Ende der 80er-Jahre noch nicht so. Wir arbeiteten mit Ins­ titutionen der lokalen Kirchen zusammen. Auf diesem Weg konnten neue Initiativen gefördert werden, daraus sind Fachorganisationen für Men­ schenrechte, Landwirtschaft, Ökologie oder Ge­ sundheit entstanden. Welche Entwicklungen waren aus deiner Sicht gut? Wir sind heute dank unserer Präsenz mit eige­ nen, lokalen Mitarbeitenden näher an den Prozes­ sen vor Ort mitbeteiligt. Früher hatten wir unsere Partnerorganisationen mit jährlichen Beiträgen unterstützt. Wir setzten viel Vertrauen in sie – das bot ihnen zwar Flexibilität, war halt aber auch mit Risiken behaftet. Gibt es einen Meilenstein, der für dich sehr wertvoll ist? 1992 erhielten wir einen dringenden Appell aus Südmexiko, die Flüchtlinge aus den Camps bei der Rückkehr nach Guatemala zu begleiten und ihnen damit Schutz vor Übergriffen zu ge­ währen. HEKS engagierte sich für diese Beglei­ tung. Aus diesen Anfängen ist Peace Watch Swit­ zerland entstanden. 7 5 J A H R E H E K S Im Kleinen Grosses bewirken Gab es Entwicklungen, die du bedauerst? Ja: Dass sich die DEZA Ende 2024 aus Latein­ amerika zurückziehen wird. Das wird sich auf die Menschenrechtslage auswirken. Die Schweizer Hilfswerke haben es leider nicht geschafft, diesen Entscheid von Bundesrat und Parlament zu kippen. HEKS ist ein kirchliches Werk. Wodurch unter- scheidet sich seine Arbeit von der Entwicklungs- zusammenarbeit anderer Werke? Um glaubhaft Kirche zu sein, braucht es welt­ weite Solidarität. Ohne diese können wir uns nicht als christliche Kirche definieren. Worin wir uns unterscheiden: Wir haben eine grosse Basis in der Schweiz, die sich auch aktiv einbringt. Wir sind Bindeglied zwischen den Kirchen in der Schweiz und Partnerorganisationen im globalen Süden. Ab Januar 2022 ist HEKS mit Brot für alle fusio- niert. In welche Richtung wird sich die Entwick- lungszusammenarbeit bewegen? Die Fusion bietet die Chance, die Projektarbeit im Süden, die Sensibilisierung und die anwalt­ schaftliche Arbeit in der Schweiz gemeinsam vo­ ranzubringen. Alle drei Aspekte gehören zum Ver­ ständnis einer lebendigen Kirchgemeinde, und diese Bereiche konkret im globalen Süden umzu­ setzen, gehört zum Selbstverständnis des fusio­ nierten Werks HEKS/Bfa. Du bist HEKS sehr lange treu. Was zeichnet HEKS aus, weshalb arbeitest du gerne bei HEKS? Wir identifizieren uns sowohl als Teil der evangeli­ schen Kirchen der Schweiz als auchmit demmutigen Engagement unserer Partnerorganisationen für Frie­ den, Menschenrechte und zum Schutz der Schöp­ fung. Diese doppelte Verankerung ist für mich von grosser Bedeutung – ich arbeite am richtigen Ort. «75 Jahre HEKS» ist das Thema der diesjährigen Sammlung in der Vorweihnachtszeit. Mehr Informationen finden Sie hier: www.heks.ch/sammelkampagne und www.heks.ch/75-jahre Karl Heuberger * Fachbeauftragte Entwicklungszusammenarbeit/HEKS

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