ENSEMBLE Nr. / N° 62 - Oktober / Octobre 2021

4 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /62 ÖKUMENE DES HERZENS IMPULSE FÜR EIN ENGAGIERTES MITEINANDER ŒCUMÉNISME DU CŒUR FIXER LES AXES DE L’ENGAGEMENT COMMUN Vom 31. August bis zum 8. September 2022 wird die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe stattfinden. Unter dem Leitwort «Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt» kommen Delegierte aus 349 Mitgliedskirchen aus der ganzen Welt zusammen. Im intensiven Austausch kristallisieren sich Impulse für die ökumenische Zusammenarbeit in den kommenden Jahren heraus. Von Simone Sinn* Eine lebendige «Ökumene des Herzens» soll Im­ pulsgeber werden für das Miteinander in ökume­ nischer Spiritualität, im Dialog und nicht zuletzt für das ökumenische Handeln in der Welt. Von Ökumene als einer Herzensangelegenheit zu spre­ chen, bedeutet, den Zusammenhang zwischen ihrem geistlichen, relationalen und transforma­ tiven Charakter in den Mittelpunkt zu stellen. Die moderne ökumenische Bewegung hat in vielen Kirchen zu einer vertieften Beschäftigung mit den grossen Themen der Zeit beigetragen. Sie setzt wichtige Impulse für die Erneuerung in Kir­ che und Gesellschaft, indem sie Menschen zu­ sammenbringt, die einander fremd sind oder gar feindselig gegenüberstehen. Sie tritt engagiert für Dialog und Verständigung ein. Daraus kann ein gemeinsamer Horizont entstehen, der Herzen und Strukturen verwandelt. Beispielhaft dafür war die ökumenische Arbeit des Schweizer Theologen Adolf Keller und des Erzbischofs von Schweden, Nathan Söder­ blom, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhun­ derts. Die beiden haben zusammen die Bewegung für Praktisches Christentum vorangetrieben und kirchenleitende Persönlichkeiten aus verfeinde­ ten Ländern in Europa an einen Tisch gebracht. Söderblom erhielt 1930 den Friedensnobelpreis. Das zeigt, dass die Weltkonferenz 1925 in Stock­ holm über den innerkirchlichen Bereich hinaus Wirkung entfaltet hat. Sein Herz und sein Handeln immer wieder zu prüfen, war und ist ein wichtiges Thema in der weltweiten Ökumene. Dazu gehört die Überwin­ dung kolonialer Strukturen, eine kritische Ausei­ nandersetzung mit ökonomischer Ausbeutung und mit Rassismus und Diskriminierung. 1968 sollte Martin Luther King Jr. der Hauptredner bei der Vollversammlung in Uppsala sein. Wenige Mo­ nate davor wurde er ermordet. An seiner Stelle sprach der mit der Schweiz verbundene Schrift­ steller James Baldwin. Bei der ÖRK-Vollversamm­ * Pfarrerin, Dr. theol., Vizedekanin des Ökumenischen Instituts Bossey © Christoph Knoch

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