ENSEMBLE Nr. / N° 62 - Oktober / Octobre 2021

6 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /62 Der Aufruf zu einer Ökumene des Herzens ist nicht als Gegensatz zu einer Ökumene der Lehr­ gespräche, in der über wichtige Fragen wie Abendmahl und Amtsverständnis diskutiert wird, zu verstehen. Ebenso wenig ist er als Gegensatz zu einer Ökumene gemeinsamer Advocacy und Aktion zu verstehen. Spiritualität, Haltung und Horizont Vielmehr lädt die Ökumene des Herzens dazu ein, sich mit der grundlegenden Frage nach der Spi­ ritualität, die uns trägt, und der Theologie, die uns Orientierung gibt, zu beschäftigen. Daraus erwächst Haltung und Horizont, um gemeinsam den Weg schmerzhafter ekklesiologischer und ethischer Auseinandersetzung zu gehen. Ange­ sichts der ökologischen Krise braucht es eine Um­ kehr im Herzen, die unser Denken und Handeln verändert. Auch wie wir mit Migration umgehen, wird im Herzen entschieden. Die ÖRK-Vollversammlung 2022 wird sich mit den schwierigen Fragen der Zeit beschäftigen, etwa dem digitalen Wandel, Covid-19, oder der Krise der politischen Kultur auf nationaler wie internationaler Ebene. Entscheidend ist aus mei­ ner Sicht, wie diese Themen behandelt werden: Wer wird eingeladen, um in den verschiedenen Veranstaltungsformaten zu berichten, zu erzäh­ len und zu analysieren, was dies konkret im Leben bedeutet? Wie wird dies im Beten und Singen zur Sprache kommen und uns ins Hören führen? Welche Bilder und Worte finden wir, um unsere tiefe Verbundenheit inmitten aller Vielfalt und Differenzen kraftvoll zum Ausdruck zu bringen? Dialog und Empowerment Mehr denn je ist die Kernkompetenz der ökume­ nischen Bewegung heute gefragt: Verständi­ gungsprozesse anzustossen und neu zu beflügeln. Viele der genannten Themen sind im öffentlichen Diskurs sehr polarisiert. Es wird darum gehen, die ökumenischen Grundworte Versöhnung und Einheit, die prominent im Vollversammlungsthe­ ma 2022 platziert sind, durchzubuchstabieren. Die Ökumene macht die Machtasymmetrien sichtbar, die viele öffentlichen Diskurse durch­ ziehen. Die Ökumene steht für beides: für das Empowerment der an den Rand Gedrängten und für den Dialog zwischen allen Beteiligten. Dass es dabei zu Spannungen kommt, ist zu erwarten. Sich auf den Weg der Ökumene einzulassen, bedeutet, sich anrühren und sich irritieren zu lassen. Dass das Konzept des Receptive Ecume­ nism zunehmend Interesse findet, ist ein gutes Zeichen. Um den Weg der Ökumene weiterzuge­ hen, braucht es mutige Initiativen und Brücken­ bauer, die tiefe Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Die Hoffnung ist, dass die Liebe Christi, die verändernde Kraft des Evangeliums, Men­ schen ansteckt und ihnen Perspektive und Mut gibt, sich gemeinsam auf Neues einzulassen. Möglichkeiten, an der ÖRK-Vollversammlung teilzunehmen Einzelpersonen und Gruppen aus Kirchgemein­ den können auf verschiedene Weise die ÖRK- Vollversammlung in Karlsruhe besuchen: − Sie bilden aus einer oder mehreren Kirchge­ meinden eine Reisegruppe. Bei einer Mini­ malanzahl von 10 Personen und 3 Übernach­ tungen werden Gemeinde-Reisegruppen von der EKS finanziell unterstützt. − Sie schliessen sich einer interkantonalen Reise­ gruppe an. Die Kantonalkirchen Bern-Jura- Solothurn, Zürich und St. Gallen organisieren zwei interkantonale Reisegruppen. Die Grup­ pen besuchen entweder den ersten oder den zweiten Teil der Vollversammlung (4 Über­ nachtungen). − Pfarrpersonen und SozialdiakonInnen kön­ nen im Rahmen eines Angebots des pwb- Weiterbildungsprogramms im gesamten Zeitraum an der Versammlung teilnehmen. − Eine individuelle Teilnahme ist ebenfalls möglich. Gesucht werden zudem Freiwillige für die Mitwirkung am Programm der Voll­ versammlung und am Leben des attraktiven «Swiss Hub» mitten auf dem Campus. Beratung und Kontakt: Susanne Schneeberger susanne.schneeberger@refbejuso.ch Tel. 031 340 26 06 Mehr Informationen unter: www.oeme.ch/karlsruhe www.oikoumene.org/ Sich mit grund­ legenden Fragen der Spiritualität beschäftigen. Aborder les ques- tions fondamenta- les de la spiritualité. © Christoph Knoch

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