ENSEMBLE Nr. / N° 63 - Januar / Janvier 2022

18 Doss i er —– ENSEMBLE 2021 /63 Ismael Pieren arbeitet in der Kirchgemeinde Huttwil als Sozialdiakon mit Schwerpunkt Jugend und Alter. Er berichtet über seine Erfahrungen mit psychischer Gesundheit. Von Adrian Hauser Ismael Pieren ist Sozialdiakon in der Kirchgemeinde Huttwil. Er ist für Jugend- und Altersarbeit zuständig. Das war er aber nicht immer. Zuvor arbeitete er als Zimmermann und Schreiner. Dabei fehlte ihm jedoch der soziale Aspekt, weshalb er am TDS in Aarau noch die Diplomausbildung Gemeindeanimation und Sozialdiakonie HF absolvierte und 2020 abschloss. «Ich durchlief eine typische Jungschi-Karriere», sagt er. Er wurde also schon früh «kirchlich sozialisiert», für die Kirche zu arbeiten, war also naheliegend. Ein gutes Gefühl vermitteln Er ist Ende 20 und kam bereits verschiedentlich mit psychischen Krankheitsbildern in Berührung. Dies im beruflichen, aber auch im privaten Umfeld. Am TDS lernte er die Gesprächsführung mit Betroffenen, an einem Kurs von «Pro Mente Sana», den er kürzlich besuchte, erhielt er weiteres Rüstzeug, um psychischen Krankheiten adäquat begegnen und mit diesen umgehen zu können. Wichtig: Er kann keine Therapien leisten. Aber Anzeichen für Krankheitsbilder wie Depressionen, Zwänge oder Psychosen erahnen, eine erste Anlaufstelle sein, und Betroffene an Profis für das jeweilige Problem weiterverweisen. Dafür ist eine gekonnte Gesprächsführung wichtig, die oft nach einem gewissen System abläuft. «Dabei liegt der Fokus auf einer Lösung und nicht auf den Problemen», erklärt Ismael Pieren. Er möchte den Personen in solchen Gesprächen auch ein gutes Gefühl vermitteln, Mut machen und auch ihre Leistungen würdigen. Ismael Pieren weiss, wovon er spricht. Denn er hatte selbst einmal eine mittelschwere Depression und das dürfe man auch hier schreiben. Er steht dazu. Denn ihm ist wichtig, über dieses oft tabuisierte und stigmatisierte Thema zu sprechen. Er suchte sich damals für sich selbst Hilfe und möchte auch andere ermutigen, in einer ähnlichen Situation Hilfe zu suchen. Denn in dieser Zeit hat er sich selbst besser kennengelernt und beispielsweise auch herausgefunden, dass seine Begabungen eher dem eines Sozialdiakons entsprechen als seinem ursprünglichen Beruf. Darauf konnte er einen Weg einschlagen, der ihn sichtlich glücklich macht. P O R T R Ä T Fokus auf Lösung Ressourcen nutzen Ismael Pieren ist gleichzeitig Armeeseelsorger. Auch in dieser Funktion hat er Personen mit psychischen Krankheitsbildern kennengelernt – und er konnte helfen. Dies dank der Unterstützung der jeweiligen Vorgesetzten. Er erzählt von einem jungen Mann in der Rekrutenschule, der eine Sozialphobie hatte. Das äusserte sich vor allem dadurch, dass er mit vielen Menschen im gleichen Raum nicht schlafen konnte. Durch Gespräche mit dem Mann fand man heraus, wo überhaupt das Problem liegt. Mit dem Vorgesetzten konnte eine Lösung gefunden werden. Für längerfristige Abklärungen wurde der Rekrut dem Psychologisch-Pädagogischen Dienst der Armee anvertraut. Die Lösung war, dass der Mann in einem separaten Raum schlafen durfte und erst morgens wieder zur Truppe zurückmusste. Der Mann hat seinen Dienst darauf bis zum Schluss absolviert. Dies dank dem Vermittlungsgeschick von Ismael Pieren, aber bestimmt auch dank einer verständnisvollen, fortschrittlichen Armeeführung. Für Ismael Pieren ist es nicht verwunderlich, dass gerade in der Rekrutenschule psychische Probleme aufbrechen. Es ist eine bisher unbekannte Ausnahmesituation, man hat kaum Privatsphäre, der Druck ist gross. Ismael Pieren kann solche Situationen erkennen und einstufen. Für sich und für andere. Privat ist ihm ein guter Ausgleich zum Berufsleben wichtig. Er strahlt, wenn er von seiner Familie erzählt oder vom Segeln auf dem Thunersee. Denn dies sind Beispiele für Ressourcen, welche die Resilienz stärken. PORTRAIT Se concentrer sur les solutions Ismael Pieren est diacre dans la paroisse de Huttwil. Son ministère est essentiellement consacré à la jeunesse et aux seniors. Il évoque avec nous ses expériences dans le domaine de la santé psychique. Par Adrian Hauser Ismael Pieren n’a pas toujours été diacre. Avant d’entrer dans le ministère, il était menuisier-charpentier. Mais comme l’aspect social lui manquait, il a suivi une formation diplômante (ES) en animation paroissiale et socio-diaconie à la HES en théologie d’Aarau (TDS) qu’il a terminée en 2020. «J’ai eu le parcours typique d’un jeune qui grandit F

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