ENSEMBLE Nr. / N° 63 - Januar / Janvier 2022

20 Fokus —– ENSEMBLE 2021 /63 «EHE UND TRAUUNG FÜR ALLE» EIN INNERKIRCHLICHER DISKURS «MARIAGE RELIGIEUX POUR TOUTES ET TOUS» UN DÉBAT INTERNE À L’ÉGLISE senden Plenum. Dabei zeigte sich, dass es auch in den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn verschiedene Auffassungen zur Frage einer kirchlichen Trauung für gleichgeschlechtliche Paare gibt. Für die einen gebietet es das Liebesgebot Jesu, auch gleichgeschlechtlichen Paaren dasselbe kirchliche Ritual zu gewähren; für die anderen widersprechen gleichgeschlechtliche Beziehungen den biblischen Geboten und können deshalb nicht von der Kirche gesegnet werden. Akzeptanz muss verstärkt werden An der Gesprächssynode waren auch diejenigen Menschen vertreten, um die es in dieser Debatte geht: gleichgeschlechtlich liebende Frauen und Männer. Roland Weber, Co-Präsident des Vereins «Zwischenraum» (Verein von LGBTIQ+ Christinnen und Christen), nahm an der Podiumsdiskussion teil. Er bedankte sich für die Einladung, die ihn berührt habe. Die Tagung sei ein Segen. Die Kirche gehe damit in eine gute Richtung, es wehe ein guter Geist in ihr. Eine reformierte Pfarrerin aus dem Jura, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, argumentierte auf dem Podium, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebe. Seine Liebe vereine die Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Darum sei es auch folgerichtig, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen und sie damit unter den Segen Gottes zu stellen. Eine andere Podiumsteilnehmerin meinte, gleichgeschlechtliche Menschen müssten in ihren Kirchen noch stärker sichtbar werden. Ein Synodaler fand, die Abstimmung zur «Ehe für alle» gebe der Kirche die Chance, auf die betroffenen Menschen erneut zuzugehen, das Gespräch zu suchen und gemeinsam weiterzugehen. Persönliche Begegnungen hätten dabei ein grosses Potenzial für eine positive Veränderung und für eine Versöhnung. Diese Schritte brauchten Mut und Zuversicht. Es brauche Am 16. Oktober 2021 diskutierte die Synode der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn an einer Gesprächssynode über die Frage, ob nach der Annahme der «Ehe für alle» auch eine kirchliche Trauung für gleichgeschlechtliche Paare eingeführt werden soll. Von Mathias Tanner* Am 26. September 2021 sprachen sich 64,1 Prozent der Stimmbevölkerung für die Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare aus. Bereits im November 2019 beriet die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK (heute: Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz – EKS) über diese Frage und befürwortete mit 49 zu 11 Stimmen die Öffnung der zivilrechtlichen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Diese Position bekräftigte die EKS im Juli 2021 in einer Medienmitteilung und erläuterte sie in einem Memopapier. Die Abgeordnetenversammlung empfahl zudem den reformierten Kantonalkirchen, auch die kirchliche Trauung für gleichgeschlechtliche Paare zu ermöglichen. Es ist nun an den einzelnen Kantonalkirchen, darüber zu entscheiden. Es gibt verschiedene Meinungen Zur vertieften Auseinandersetzung und zur Meinungsfindung der Synodemitglieder in dieser Frage organisierten die Reformierten Kirchen BernJura-Solothurn am Samstag, 16. Oktober 2021, im Inforama Zollikofen eine Gesprächssynode. Das Programm bestand u.a. aus drei Referaten, einer Podiumsdiskussion mit Befürworterinnen und Gegnern der Trauung für gleichgeschlechtliche Paare, Gruppengesprächen und einem abschlies-

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