ENSEMBLE Nr. / N° 63 - Januar / Janvier 2022

28 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2021 /63 Mit Tandemprojekten werden geflüchtete Menschen dabei unterstützt, sich mit Personen aus der lokalen Zivilbevölkerung zu vernetzen. Was dabei entsteht, ist weit mehr als nur «helfen». Alle Beteiligten erleben in den Tandembegegnungen, dass Integration tatsächlich von Gegenseitigkeit geprägt ist und dass Vernetzung auf allen Ebenen sinnvoll sein kann. Von Myriam Egger* In Biel heisst es «Auf Augenhöhe», in Burgdorf «PaMi – Patenschaften für Migrant:innen» und in Langnau, Konolfingen und Büren an der Aare «zusammen hier». Alles sind Projekte, welche von der reformierten Kirche unterstützt werden und vom gleichen Prinzip ausgehen: Gemeinsam schaffen wir Integration besser als allein. In diesem Sinne werden Tandems zwischen Geflüchteten und Freiwilligen aus der lokalen Umgebung vermittelt, damit sich diese regelmässig treffen und austauschen können. Dabei entstehen vielfältige Begegnungen zwischen unterschiedlichsten Menschen. Zum Beispiel zwischen Georg aus Moutier und Ashraf aus Syrien. Oder zwischen Semhar aus Eritrea und Katharina aus Burgdorf. Oder zwischen Valerie aus Diessbach und Kader aus Kurdistan. Und bald wird klar, dass es eigentlich um mehr geht als nur um die Unterstützung von Geflüchteten bei Alltagsfragen. T A N D E M P R O J E K T E Vernetzt unterwegs Im Kleinen Grosses bewirken Es geht zum Beispiel darum, einander das Gefühl von Normalität zu vermitteln. So wie Ashraf, der Psychologe, der in Georg, dem Seelsorger, jemanden gefunden hat, mit dem er fachliche Diskussionen über psychologische Unterstützung Geflüchteter in Krisengebieten führen kann. Oder darüber, Zugehörigkeit zu erleben. So wie bei Valerie und Kader, den beiden Frauen, die ineinander unerwartet eine Seelenverwandte gefunden haben und sich auch nach Auflösung des Tandems weiterhin regelmässig sehen. Oder darum, Herzen zu öffnen. So wie bei Katharina, die für die zwei Kinder von Semhar inzwischen ein bisschen die Grossmama geworden ist, die den Kindern so fehlt. Vernetzt vorwärts Was für die Geflüchteten und die Zivilbevölkerung gilt, gilt auch für die Projektleitenden: Gemeinsam geht’s besser als allein. So hat die Koordinatorin von «PaMi» aus Burgdorf den Projektleiterinnen von «zusammen hier» viele Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt, als das zweijährige Pilotprojekt 2019 an drei verschiedenen Standorten lanciert wurde. Das Gemeinschaftsprojekt von der Kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF und der Fachstelle Migration von Refbejuso war sehr dankbar, von dem reichen Erfahrungsschatz, der sich in Burgdorf seit 2017 entwickelt hatte, profitieren zu können. Und nun, da die Pilotphase von «zusammen hier» bald abgeschlossen ist, galt es auch für die betroffenen Koordinatorinnen und Koordinatoren aus Langnau, Konolfingen und Büren an der Aare, sich zu vernetzen, um die geknüpften Tandems weiterleben zu lassen. In Langnau und Konolfingen haben sich die betroffenen Kirchgemeinden mit umliegenden Kirchgemeinden und Pfarreien zusammengeschlossen, um das Projekt in Zukunft selber zu tragen. Die Tandems aus Büren an der Aare werden zukünftig im Rahmen des Bieler Projektes «Auf Augenhöhe» begleitet. So zeigt sich einmal wieder, wie wertvoll es ist, Ressourcen zu teilen, wenn verschiedene Projekte ein gemeinsames Ziel verfolgen. In diesem Falle die Vernetzung von Menschen von hier und von dort. Dass die Vernetzung sowohl auf der operativen wie auch auf der strategischen Ebene funktionieren kann, wird am Beispiel der verschiedenen Tandemprojekte greifbar. Fortsetzung erwünscht. * Bildung und Sensibilisierung, Kirchliche Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen KKF Es geht um mehr als nur um Unterstützung in Alltagsfragen. Il s’agit de bien plus qu’un simple soutien dans la vie quotidienne. © Adrian Hauser

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