ENSEMBLE Nr. / N° 64 - März / Mars 2022

17 ENSEMBLE 2022 /64 —– Fokus HAPPY BIRTHDAY, MÜNSTER! SEIT 600 JAHREN ALLES ÜBERRAGEND überragenden, erst vor hundertfünfzig Jahren vollendeten Turm. Das politische Zentrum – «die z’Bärn obe» (oder eher «une» von den Bündner Alpen ausgesehen) –, das die viersprachige, vielfältige und auch kulturell so unterschiedliche Schweiz beispielhaft zusammenzuhalten vermag. Es ist es wert, dass wir dieses bedeutende Ereignis feiern, sagte sich das kirchliche Team, das den Innenraum des Berner Münsters heute belebt und bespielt. Die Mitarbeitenden der Kirchgemeinde Münster entwickelten und planten vier feierliche Jubiläumstage in allen Schattierungen, für Alt und Jung, kulturbeflissen und wortgewandt, reichhaltig und traditionell, zeitgemäss und visionär, ganz der überragenden Bedeutung des Baus für alle in Bern – und weit darüber hinaus – verpflichtet. Corona machte uns nun einen Strich durch die Rechnung. Die Projektleitung entschied deshalb schweren Herzens, das ganze viertägige Programm um ein Jahr zu verschieben. Sie tut es in der Hoffnung, dass sie heute – ein Jahr später, mit der aus der viralen Umklammerung befreiten Bevölkerung – das historische Gebäude, dankbar und in wiedererwachter Festlaune, gemeinsam feiern darf! Halt erst zum Abschluss des Jubiläumsjahres: Mitte März 2022. www.bernermuenster600.com *Projektleitung BM 600 Von weitem prägt das Berner Münster, mit dem Zytglogge und dem Bundeshaus, die Silhouette der Bundesstadt in der «Aareschlaufe». Vor sechshundert Jahren wagten die visionären Berner mutig die Grundsteinlegung zum epochalen – auf heutige 300 Millionen Franken geschätzten – Bau. Chapeau! Von Andri Kober* Aus der Sicht eines Oberengadiners auf die sympathische helvetische «Hauptstadt» war es der Mut ihrer Altvorderen, der sie am 11. März 1421 diesen Grundstein legen liess. Diese Tat war den alten Bernern so bedeutend, dass sie sie am eindrücklichen Münster Hauptportal gleich prominent eingraviert haben, und an zwei zusätzlichen Stellen im Münsterraum dazu! Gesundes Selbstbewusstsein War es Wagemut – oder war es Überheblichkeit? Wohl eher gesundes Selbstbewusstsein und pragmatisches Ausnutzen der situativen geografischen Gegebenheit, an der Grenze zwischen den beiden damaligen Machtzentren im süddeutschen Raum – dem Erzbistumssitz Konstanz und dem burgundischen Bistumssitz Lausanne, die natürlicherweise die Aare bildete. Historisch galt Bern von da an bis zu seiner Auflösung 1798 als mächtigster und grösster Stadtstaat nördlich der Alpen und wurde von den Eidgenossen im November 1848, nach der umwälzenden napoleonischen Zeit, zur Bundesstadt erkoren. Visionäre Tatkraft, pragmatisch aber beharrlich, machtbewusst und doch «bhäbig»: bernischer Charakter eben – der die frühe Reichsstadt zu dem machte, was sie bis heute ist und hoffentlich in Zukunft für uns Schweizer bleiben wird: die unvergleichliche Bundesstadt mit einem der höchsten Lebensstandards weltweit, mit Aarebaden im Sommer, Mani Matter und Patent Ochsner, mit YB und dem SCB, mit dem Gurten und eben – von weither sichtbar – dem Münster mit seinem alles Wahrzeichen der Reformation und von Bern: Das Münster. Emblème de la Réforme et de Berne: la cathédrale. © Michael Stahl

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