ENSEMBLE Nr. / N° 66 - August / Août 2022

16 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /66 Prädikantinnen und Prädikanten: moderne Wanderpredigende, Aushilfen, Lückenbüsser oder Verkündigende auf Augenhöhe? Über diesen Dienst, den in den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn rund 40 Personen wahrnehmen, sprach André Stephany mit dem Prädikanten Br. Peter Pyrdok in Ralligen. Wie ging das bei dir los mit dem Prädikantendienst? Nach der Schule habe ich eine Gärtnerausbildung gemacht, einige Jahre gearbeitet und trat dann mit 20 Jahren ein in die Christusträger Kommunität, wo ich seitdem lebe. Es war erst 2013, dass dieser Gedanke mit dem Prädikantendienst aufkam. Da kam für mich ein Lebensabschnitt zum Ende und es ging in eine neue Runde in meinem Leben. Da ist das vertiefte Interesse an biblischen Texten und Liturgie aufgekommen und ich hatte das Gefühl, Gott will noch etwas Neues, mehr in mein Leben hineinbringen, hineinrufen. 2015 habe ich abgeschlossen und dann wurden wir in einer schönen Feier mit dem Dienst beauftragt. Wie hast du die Ausbildung wahrgenommen? Das war für meinen Glauben eine Horizonteröffnung. Ich habe begonnen, anders zu denken, weiter zu denken. Das hat meinen Glauben hinterfragt, aber auch bestärkt. Es hat einfach ganz Neues aufgeworfen und den Blick geweitet für die Menschen, denen ich dienen will. Ich hätte am liebsten nach der Ausbildung noch weitergemacht. Was siehst du als die Aufgabe einer Prädikantin bzw. eines Prädikanten? Meine Aufgabe sehe ich – das sage ich auch, obwohl ich nicht ordiniert bin – als ein Diener am göttlichen Wort. Als Mensch, mit dem, was ich erlernt habe, aber auch mit meinem ganzen Dasein. Mir ist wichtig, dass die Menschen Nahrung bekommen in den Gottesdiensten, von der sie nachher zehren können, und dass ich als Prädikant nicht vorne allein Zeremonienmeister bin, sondern wir miteinander Gottesdienst feiern. Prädikanten sind nicht Lückenbüsser, sondern eine Ergänzung und Abwechslung zu den Pfarrpersonen. Wir dürfen Gottesdienste kreativ selbstständig gestalten. Mir ist aber auch wichtig, dass wir nicht nur kommen wie bestellte Redner und nach dem Gottesdienst davonfahren, sondern auch mit der Gemeinde in Kontakt kommen und uns beim Kirchenkaffee hineinsetzen und mit den Leuten unterhalten. Wenn man dann mehrmals in der gleichen Gemeinde predigt, kann ein guter Kontakt zur Gemeinde entstehen. Wie gehst du vor, wenn du dich auf einen Gottesdienst vorbereitest? Ich orientiere mich meist an den Perikopen der EKD und somit am Kirchenjahr. Ich finde, die L Ü C K E N B Ü S S E R I N N E N O D E R V E R K Ü N D I G E N D E A U F A U G E N H Ö H E ? Ich bin eher der Blumenstrausstyp Ehrenamtlich Gottesdienste gestalten Die rund 40 Prädikantinnen und Prädikanten sind Menschen, die in besonderer Weise vom gemeinsamen Feiern begeistert sind. Jährlich leiten sie rund 300 Gottesdienste und bringen da ihre Begabungen in die Gestaltung ein. Für diese Aufgabe wurden sie im Rahmen von RefModula ausgebildet und besuchen eine jährliche Weiterbildung. Sie können durch die Kirchgemeinden direkt für Gottesdienststellvertretungen angefragt werden. Liste der aktiven Prädikanten und weitere Informationen: www.refbejuso.ch  Inhalte  Gottesdienst  Praedikantendienst Co-Beauftragte des Synodalrats für den Prädikantendienst: Pascal Känzig und Delia Zumbrunn Kommission: Rebekka Grogg, Irmela Moser, Frank Naumann, André Stephany und Magdalena Stöckli Der Gärtner in seinem Gewächshaus und sonntags als Prädikant am Predigen. Tantôt jardinier… tantôt prédicateur © zVg © zVg

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