22 Fokus —– ENSEMBLE 2022 /66 SOMMERSYNODE SOMMERSESSION DES KIRCHENPARLAMENTS SYNODE D’ÉTÉ SESSION D’ÉTÉ DU PARLEMENT DE L’ÉGLISE Geissbühler-Sollberger wirkte während zwölf Jahren als Synodale für die Kirchgemeinde Langenthal in der Synode mit. Sie ist Mutter von vier erwachsenen Söhnen. Breite Unterstützung der «Ehe für alle» Die Schweizer Stimmberechtigten hatten dieser neuen Regelung am 26. September 2021 zugestimmt. Diese trat per 1. Juli 2022 in Kraft. Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) hatte bereits im November 2019 die Öffnung der zivilrechtlichen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare befürwortet sowie im letzten Jahr erneut bekräftigt. Sie empfahl zudem den Mitgliedkirchen, allen zivilrechtlich verheirateten Paaren die kirchliche Trauung zugänglich zu machen. Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn befassten sich am 16. Oktober 2021 an einer Gesprächssynode eingehend mit dem Thema, um so – wie es der reformierten Tradition entspricht – eine breite innerkirchliche Meinungsbildung zu ermöglichen. An der aktuellen Sommersynode war zu diesem Thema eine Änderung der Kirchenordnung traktandiert. Die Öffnung der kirchlichen Trauung für gleichgeschlechtliche Paare wurde klar mit 109 zu 20 Stimmen bei 14 Enthaltungen genehmigt, wobei Änderungen der Kirchenordnung noch in einer zweiten Lesung behandelt werden. Vereinzelte Synodale bekannten, dass sie Mühe mit der neuen Regelung hätten. Sie gaben der Befürchtung Ausdruck, dass Pfarrpersonen, die aus innerer Überzeugung keine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare durchführen wollen, in rechtliche Schwierigkeiten geraten könnten. Der Synodalrat, die Exekutive, hielt dem entgegen, dass keine Pfarrperson gegen ihre Überzeugung zu einer solchen Trauung gezwungen werden könne. Bei allfälligen rechtlichen Schwierigkeiten werde der Synodalrat vollumfänglich hinter diesen Pfarrpersonen stehen. Die Kirche sei aufgerufen, alle Menschen bedingungslos anzunehmen, was auch der Kern der biblischen Botschaft sei. Die Sommersynode fand im Mai 2022 auf dem Messegelände BERNEXPO statt. Am ersten Synodetag wurde Annette GeissbühlerSollberger als Nachfolge von Synodalrat Roland Stach gewählt. Der zweite Tag stand im Zeichen der «Ehe für alle» und der Innovation. Auch wurde die Resolution «Geflüchtete fairer und gerechter behandeln» beschlossen (Seite 26). Redaktion – Nach vier Jahren ist Synodalrat Roland Stach von den Synodalen mit einer Standing Ovation verabschiedet und geehrt worden. Der aus dem solothurnischen Bettlach stammende Stach hatte sich 2017 bereit erklärt, das Amt zu übernehmen, in das er seinen Sachverstand in Finanzfragen einbrachte. In seine Amtszeit fiel der administrativ anspruchsvolle Wechsel im Anstellungsverhältnis der Pfarrschaft: Die Pfarrpersonen sind nicht mehr beim Kanton angestellt, sondern direkt bei der Kirche. Stach hatte auch die Zeit der Coronapandemie zu bewältigen, die Homeoffice, virtuelle Sitzungen und eine beschleunigte Digitalisierung erforderte. Als Nachfolgerin wählte die Synode am Dienstag die 64-jährige Annette Geissbühler-Sollberger in die Kirchenexekutive. Das neue Mitglied der Kirchenleitung ersetzt Roland Stach, der dem Gremium seit Anfang 2018 angehörte. Stach gehört zur liberalen Fraktion, ebenso wie die neu gewählte Annette Geissbühler-Sollberger. Die in Oberhofen am Thunersee wohnhafte Annette Geissbühler-Sollberger ist gebürtige Emmentalerin. Lange lebte und arbeitete sie in der Region Langenthal. Die ETH-Agronomin absolvierte die dortige Bäuerinnenschule und führte mit ihrem Ehemann Samuel Geissbühler einen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb. Später erwarb sie an der Berner Fachhochschule einen MBA mit Vertiefung Public Management. Bis zu ihrer Pensionierung im Januar 2022 oblag ihr als Direktorin der NMS Bern die operative Führung dieser Privatschule. Im Langenthaler Stadtrat politisierte sie in den 1990er-Jahren für die Grüne Freie Liste. Annette
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