ENSEMBLE Nr. / N° 66 - August / Août 2022

35 ENSEMBLE 2022 /66 —– Kreuz und quer Einen Coiffeur der besonderen Art gibt es jetzt im HipHop Center Bern. Den Preis fürs Haareschneiden bestimmen Sie nämlich selber. Dadurch können sich alle in der Schweiz lebenden Menschen einen Coiffeurbesuch leisten. Was sie bezahlen, fliesst direkt als Spende ins HipHop-Center und sichert die Existenz des kleinen Coiffeursalons. Von Alena Lea Bucher* Melanies Traum war es, eines Tages ein kleines Geschäft zu haben, welches sie mit sozialer Arbeit verbinden kann. Ihre Arbeit im HipHop-Center macht das jetzt möglich. Das Projekt hat Melanie Keller während ihres Studiums (Sozialmanagement und Theologie) aufgebaut und realisiert. Wie alles begann Melanie Keller ist gelernte Coiffeuse. Sie kam auf der Suche nach einem sozialen Praktikum ins HipHop Center Bern. Während des Umbaus im Jahr 2019 hatten sie spontan die Idee, eine kleine Coiffeurecke einzurichten – ganz simpel mit Stuhl und Spiegel, um die Beziehungsarbeit zu fördern. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen durften selber entscheiden, wie viel sie für einen Haarschnitt bezahlen. Während Melanies Studium entschied sie, das Projekt «Mini-Coiffeursalon» auszubauen. Sie fragte Stiftungen für finanzielle Unterstützung an und startete ein Crowdfunding. Durch die Akib, die C U T N ’ G O Der Coiffeurbesuch darf kein Luxus sein Trägerschaft des HipHop-Centers, bekam Melanie Keller eine 20-Prozent-Stelle finanziert, befristet für ein Jahr. Im Januar 2022 starteten sie mit dem Umbau für die kleine Coiffeurecke. Ein Ort der Begegnung Ziel des Coiffeursalons ist es, Menschen einen Ort zu geben, an dem sie sich wohl fühlen. Geld soll nicht ein Hindernis sein, um eine schöne Frisur zu haben und sich damit in seiner Haut wohlzufühlen. Ein gepflegtes Aussehen hat Einfluss auf das soziale Umfeld, auf den Job und vieles mehr. «Ich möchte die Würde des Menschen bewahren und ihnen ein Aussehen bieten, mit dem sie sich wohlfühlen. Der Coiffeurbesuch darf kein Luxus sein», erzählt Melanie Keller. Ein Coiffeurbesuch ermöglicht viel Beziehungsarbeit. «Wenn ich Haare schneide, kann ich die Kundinnen und Kunden fragen, wie es ihnen geht. Ich darf sie bedienen, das hat auch einen seelsorgerischen Aspekt. Ich begegne ihnen mit Liebe. Für mich ist es ein Geschenk, jemandem eine Stunde zuzuhören und etwas über ein fremdes Leben zu erfahren.» Die Verbindung von Kirche und Hip-Hop ist dem Center wichtig. Mit dem Coiffeursalon wurde ein weiteres niederschwelliges Angebot geschaffen, an dem Nächstenliebe sichtbar wird. Diversität in der Hip-Hop-Szene In der Hip-Hop-Szene gibt es auch viele Menschen mit afroamerikanischen Frisuren, auch ihnen will Melanie Keller gerecht werden. «Die Schnitttechnik ist eine andere als bei europäischem Haar. Ich beherrsche sie noch nicht, darum möchte ich bald eine Weiterbildung machen», sagt sie. Auch geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer hatte Melanie Keller schon auf ihrem Stuhl – sie durften gratis kommen. «Die Nachfrage ist gross, vor kurzem hatte ich vier Familien, die da waren zum Haareschneiden. Wir verstehen uns mit Händen und Füssen und Bildern.» Die Website wurde mittlerweile auch auf Ukrainisch übersetzt. Melanie Keller wünscht sich, dass das Projekt in Zukunft wächst und sie ihre Dienstleistung auch nach aussen tragen darf – «z. B. eine Zusammenarbeit mit dem Projekt RAHAB oder der kirchlichen Passantenhilfe», erzählt sie begeistert. * Sozialdiakonin i. A. Du möchtest selber einen neuen Haarschnitt? Dann buche dir jetzt deinen Termin über www. cutngo.ch und unterstütze damit das HipHop- Center Bern. Melanie Keller © zVg

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