ENSEMBLE Nr. / N° 66 - August / Août 2022

40 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2022 /66 Wer eine sehr gute Studienabschlussarbeit mit landeskirchlichem Bezug schreibt, kann die Arbeit bei den Reformierten Kirche BernJura-Solothurn einreichen. Der Bereich Sozial-Diakonie vergibt den diesjährigen Preis an Brigitte Horvath für Ihre Masterarbeit «Die seelsorgerische Dimension in der Begleitung von Frauen im Sexgewerbe». Von Miriam Deuble* Die kirchliche Sozialarbeit ist auf gut ausgebildete Sozialarbeitende angewiesen und schafft mit dem Preis einen Anreiz. Der mit 500 Franken dotierte Preis wird aus einem Fonds des Vereins Alumni BFH gespeist. Die Arbeit muss einen landeskirchlichen Bezug oder kirchliche Relevanz haben und mit mindestens einer 5.0 bewertet sein. Die Arbeiten werden durch den Bereich SozialDiakonie und eine Fachperson geprüft und dem Stipendienausschuss der Alumni empfohlen. * Stv. Bereichsleiterin Sozial-Diakonie B R I G I T T E H O R V A T H G E W I N N T P R E I S Preis Sozialdiakonie 2022 Brigitte Horvath betont in ihrer Arbeit, dass das niederschwellige und anwaltschaftliche Engagement der Kirche gerade bei diesen vulnerablen Frauen zentral ist. Sie beschreibt verschiedene Seelsorgekonzepte. Dabei ist ihr der lebensweltorientierte Zugang wichtig. Seelsorge versteht sie als bedingungslose und zweckfreie Zuwendung zu den Menschen. Sie hat mit vier Sexarbeiterinnen Interviews durchgeführt. Es sind Migrantinnen ohne gültige Papiere. Damit sind sie auch nicht berechtigt, Sozialhilfe zu beziehen. Die Frauen schildern in den Interviews ihr Lebensgefühl: Sie fühlen sich allein, erschöpft, ausgegrenzt, haben Heimweh und fühlen sich teilweise schuldig vor Gott, weil sie im Sexgewerbe tätig sind. Für die Migrantinnen ist die seelsorgerische Begleitung, die sie im Rahmen eines spezifischen Projekts in der Stadt Basel erhalten, wichtig: Der Glaube hilft ihnen zu überleben. Gespräche mit einer Vertrauensperson ermöglichen ihnen, sich auszusprechen und ihre Not abzuladen. Die Gespräche erlauben ihnen auch, über ihr Leben nachzudenken und neue Sichtweisen einzunehmen. Das wird sehr geschätzt. Kritisch beurteilt die Autorin, dass ihre 40%-Stelle im genannten Projekt zwar bezahlt ist, aber darüber hinaus keine Gelder für wirtschaftliche Hilfe zur Verfügung stehen. Damit kann die Seelsorge – anders als die soziale Arbeit – keine weitergehenden Hilfeleistungen bieten, die einen Ausstieg aus dem Sexgewerbe (wie ihn die Sexarbeiterinnen wünschen) ermöglichen. Die Arbeit von Brigitte Horvath ist fundiert und reflektiert. Sie kann – und soll – für die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn eine Anregung sein, Sexarbeiterinnen seelsorgerisch zu unterstützen. Wir danken Brigitte Horvath Kälin für die sorgfältig recherchierte Arbeit. Ich freue mich, ihr nun die Urkunde und ein Preisgeld von 500 Franken zu überreichen. Herzliche Gratulation! L A U D A T I O V O N S Y N O D A L R Ä T I N U R S U L A M A R T I Liebe Diplomandinnen und liebe Diplomanden Ich darf jetzt das Geheimnis lüften und die Preisträgerin bekannt geben: Unsere Jury freut sich, den Preis Brigitte Horvath Kälin zu überreichen für ihre Masterarbeit zum Thema: «Die seelsorgerische Dimension in der Begleitung von Frauen im Sexgewerbe». Warum hat uns diese Arbeit überzeugt Sexarbeiterinnen verdienen ihren Lebensunterhalt vielfach in prekären Arbeits- und Lebenssituationen. Oft sind sie wirtschaftlich, körperlich und sozial vulnerabel. Ihre Tätigkeit und ein soziales Stigma bereiten ihnen seelische Probleme.

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