7 ENSEMBLE 2022 /66 —– Doss i er dienst lebt von der Verheissung, dass Christus präsent wird – in seinem Wort, in Brot und Wein. Er lebt von der Verheissung, dass Gott sich ansprechen lässt und uns anspricht. Er lebt von der Erfahrung des gemeinsamen Singens, von der Musik und von der Stille. Wir müssen wohl neue Formen finden, die Räume den Zahlen anpassen und die Gestaltung ebenso. Ich wünsche mir eine einladende und leichte Atmosphäre. Ich möchte im Gottesdienst etwas lernen, aber nicht belehrt werden. Ich möchte zur Ruhe kommen, aber nicht eingelullt werden. Ich möchte bewegt werden, aber nichts erreichen. Interessante Fragen sind mir wichtiger als abschliessende Antworten. Wenn mir die Pfarrerin etwas zu sagen hat, hilft mir das mehr, als wenn ich zu allem Ja sagen kann. Manchmal gelingt das – mit Gottes Hilfe. Und auf jeden Fall verlasse ich mit Gottes Segen die Kirche. Das trägt. Franziska Huber, Beauftragte für Theologie Das ist immer wieder anders: Weil ich Danke sagen will für mehr, als ich allein ausdrücken kann. Weil Gott mir im Beten und Hoffen, Kopfschütteln und Schulterzucken meiner Sitznachbarin begegnen kann. Weil ich still werden möchte. Weil ich etwas gesagt bekommen will. Wegen des Kirchenkaffees und weil ich mir den Sonntagszopf verdienen möchte. Weil es andere irgendwo auf der Welt auch tun und wir so zusammen sind. Weil es die vor uns auch getan haben und ich das im Gottesdienst spüre. Weil ich manchmal hören möchte, dass es stimmt. Dass diese Welt nicht nur Krieg, Pandemie und Klimaerwärmung, sondern auch Gottes Reich ist. Weil ich möchte, dass meine Kinder diese Formen und Sprüche, Gebete und Lieder kennen. Weil wir das Unservater beten. Weil ich Schuld loslassen will. Weil ich manchmal doch irgendwie auf einen ewigen Klang und lebendige Worte hoffe. Miriam Neubert, Beauftragte für Personalentwicklung Pfarrschaft Warum ich Gottesdienst feiere? Weil ich Feiern generell liebe! Als Unterbrechung der Routine, als Wohltat für Leib und Seele, als Zusammensein mit anderen, jeweils mit Vorfreude erwartet und mit beschwingtem Nachklang im Alltag. Gottesdienste erlebe ich als Feier, wo Raum, Musik und Worte zusammenspielen. Wo ich mich aufgehoben fühle und meine Lebensthemen beleuchtet werden im Beten, Hören, Singen. Im Gottesdienst mit Kleinkindern erlebe ich so Staunen und Lebendigkeit. In Feiern mit Frauengruppen Inspiration, Sinnlichkeit und Kraft. Im Lager Verbundenheit, im Heim Abwechslung und Hoffnungsschimmer. Im Sonntagsgottesdienst begegnet mir wieder anderes: mal kraftvoll, mal besinnlich, manchmal eigenartig und verwirrend. Manchmal bleibe ich auch unberührt oder es regt sich gar Widerstand. Dabei erhoffe ich mir so vieles vom Gottesdienst. Für mich selbst möchte ich erinnert werden an meine Würde und meinen Wert bei Gott. Möchte von Verheissungen hören, vom Himmelreich, das unaufhaltsam kommt. Mich hingeben den Hoffnungsbildern, der Nahrung in Wüstenzeiten oder dem Baum an den Wasserbächen. Und hören von Gott, der die Menschen beim Namen ruft, vom Licht der Welt und von Geistkraft, die Freiheit ermöglicht. So möchte ich inspiriert werden für mein eigenes Leben. Kraft und Zuversicht tanken für die Versuche, dem Leben irgendwie gerecht zu werden. Mit anderen zusammen möchte ich Verbundenheit erleben und gemeinsam in die Lieder und Gebete einstimmen. Die Sonne der Gerechtigkeit und das Vertrauen in die neuen Wege herbeisingen und Gott um Segen bitten. Ich möchte mich als Teil der weltweiten Gemeinde Christi verstehen, zusammengerufen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten. Manchmal erfüllt sich im Gottesdienst etwas vom Erhofften. Manchmal verändert sich meine Haltung oder Perspektive. Irgendwie wirkt jede Feier nach. Und das ganz anders als erwartet. Christine Oefele, Beauftragte für Gottesdienst und Kirchenmusik An einer Fortbildung wurde ich einmal gefragt: «Lädst du eigentlich jemanden zum Gottesdienst ein, in den du selber gehst?» Mir fallen etliche gute (und weniger gute) Ausreden ein, warum ich da sehr zurückhaltend bin. Und wenn ich ehrlich bin: Manchmal bin ich selbst nicht recht überzeugt von dieser Art Veranstaltung, an der ich doch recht regelmässig teilnehme: Oft senke ich in Gottesdiensten mit meinen 50+ Jahren den Altersdurchschnitt der Anwesenden, immer wieder ist das Singen eine recht traurige Angelegenheit oder die Predigt einfach langweilig. Das kann man doch niemand zumuten! Ja, aber: Warum gehe ich denn selbst hin? Weil ich auch andere Erfahrungen mache: das Erlebnis, in der feiernden Gemeinschaft aufgehoben zu sein, ein Satz aus einer Predigt, der mich durch die Woche trägt, ein Lied, bei dem ich aus vollem Herzen mitsingen kann, eine berührende Abdankung, bei der die Auferstehungshoffnung spürbar wird, oder bei einem Abendmahl gar ein
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