ENSEMBLE Nr. / N° 67 - September / Septembre 2022

Kirchen in der Ukraine − Christliche Friedensethik bietet Orientierung Les Eglises en Ukraine – L’éthique chrétienne de la paix offre un point de repère N r . / No 67 —— S e p t e m b e r / S e p t e m b r e 2 0 2 2 Das Magazin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Le Magazine des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure

Inhal t —– ENSEMBLE 2022/67 I N H A L T I M P R E S S U M ENSEMBLE — Magazin für mitarbeitende, ehrenamtliche und engagierte Mitglieder der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Magazine pour les membres engagés, collaborateurs et bénévoles des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure — Herausgeberin / Editeur: Reformierte Kirchen BernJura-Solothurn / Eglises réformées Berne-Jura-­ Soleure / Altenbergstrasse 66, Postfach / Case postale, 3000 Bern 22, ENSEMBLE@refbejuso.ch (auch für Abobestellungen) Erscheinungsweise / Parution: 5-mal pro Jahr / 5 fois par année — Auflage / Tirage: 7333 — Nächste Ausgabe / Prochaine parution: Ende November / fin novembre Redaktion / Rédaction: Adrian Hauser (verantwortlich / responsable), Nathalie Ogi, Jasmin Kneubühl, Selina Leu (rédactrices), Kirchliche Bibliotheken (Schaufenster), Tony Marchand (Cartoon), Rahel Gerber (Layout) — Übersetzungen / Traductions: André Carruzzo, Rolf Hubler (Deutsch), Gabrielle Rivier, Nadya Rohrbach — Korrektorat / Corrections: Renate Kinzl — Titelbild / Image de couverture: Friedensdemonstration in Rom (Keystone/EPA/ Claudio Peri) Grafisches Konzept / Concept graphique: Neidhart Grafik, Klösterlistutz 18, 3013 Bern — Inhaltliches Konzept und Beratung / Concept du contenu et conseil: hpe Kommunikation, Sustenweg 64, 3014 Bern — Layout / Druck / Impression: Jost Druck AG, Stationsstrasse 5, Postfach 102, 3626 Hünibach 4 DOSSIER VOM KRIEG ZUM FRIEDEN De la guerre à la paix 10 14 18 22 Zusammen helfen Rester actif même lorsque la vigilance faiblit Kirchen in der Ukraine Les Eglises en Ukraine Sicherheit dank kirchlicher Präsenz La présence sécurisante de l’Eglise Réfugiés ukrainiens Ukrainische Flüchtlinge 24 FOKUS Aktuelles aus Bern-Jura-Solothurn FOCUS Actualités de Berne-Jura-Soleure 34 KREUZ UND QUER Aus den Bezirken, Kirchgemeinden und dem Haus der Kirche DE LONG EN LARGE Régions, paroisses et Maison de l’Eglise 39 SCHAUFENSTER VITRINE

3 ENSEMBLE 2022/67 —– Edi tor ial La guerre entre la Russie et l’Ukraine secoue l’Europe depuis février dernier, avec son lot de souffrances: morts, destructions et personnes déplacées, pénuries alimentaires ou énergétiques. Inévitablement, ce conflit pose des questions cruciales pour l’Eglise. Comment doit-elle se positionner face à cette situation? A quel moment un chrétien peut-il faire usage de la violence? Et qu’est-ce que la paix juste? Est-elle atteignable? Dans ce numéro, ENSEMBLE interroge ces problématiques, avec l’interview des théologiens Christine Schliesser et Dieter Baumann, qui est aussi spécialiste en éthique militaire et officier de métier. Tous deux apportent un précieux éclairage sur les concepts de guerre et de paix. Dans ce dossier, vous découvrirez également comment les Eglises en Ukraine font face à la guerre. Le père Mykolay Danylevych, chef adjoint de la division Relations extérieures de l’Eglise orthodoxe d’Ukraine, apporte son témoignage sur le travail et le soutien apportée par les Eglises sur le terrain. L’aide est bien sûr matérielle, mais également spirituelle par la prière et le réconfort. Et le fait que la majorité des Eglises dans le monde ait condamné cette guerre comme injustifiée est très important pour les chrétiens orthodoxes sur place. L’EPER s’engage elle aussi sur le terrain, en soutenant financièrement les réfugiés ukrainiens, en œuvrant à la distribution de l’aide alimentaire et des biens de première nécessité, ou en favorisant l’intégration sociale des réfugiés. Et les partenaires ecclésiaux comme l’Eglise réformée jouent souvent un rôle important dans les pays d’accueil limitrophes. Mais l’œuvre d’entraide souligne aussi que la guerre en Ukraine a des répercussions ailleurs dans le monde auprès d’innombrables personnes déjà touchées par la précarité. En Suisse, nombre de chrétiens ont voulu contribuer en ouvrant la porte de leurs foyers à des réfugiés ukrainiens. Un reportage dans un petit village du pied du Jura vaudois vous en apporte un témoignage exemplaire. On constate alors que l’accueil de ces personnes représente parfois un défi, mais également un véritable enrichissement au plan humain. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, der Europa seit letztem Februar erschüttert, bringt viel Leid mit sich: Tod, Zerstörung, flüchtende Menschen, Nahrungsmittel- und Energieknappheit. Unweigerlich stellt dieser Konflikt auch wichtige Fragen an die Kirche: Wie soll sie sich in dieser Situation positionieren? Wann dürfen Christinnen und Christen Gewalt anwenden? Gibt es einen gerechten Frieden? Ist er erreichbar? In dieser Ausgabe geht ENSEMBLE diesen Fragen nach und interviewt die Theologin Christine Schiesser und den Theologen, Spezialisten für Militärethik und Berufsoffizier Dieter Baumann. Die beiden Fachleute beleuchten die Konzepte Krieg und Frieden. In diesem Heft erfahren Sie zudem, wie die Kirchen in der Ukraine selbst mit dem Krieg umgehen. Im Interview erklärt der Geistliche Mykolay Danylevych, stellvertretender Vorsitzender der Abteilung für Aussenbeziehungen der UkrainischOrthodoxen Kirche, welche Arbeit und Unterstützung die Kirche vor Ort leistet. Die Hilfe ist einerseits ganz klar materiell, andererseits aber auch spirituell durch Gebet und Trost. Für die orthodoxen Christinnen und Christen vor Ort ist es sehr wichtig, dass die Mehrheit der Kirchen der Welt diesen Krieg klar verurteilt. HEKS unterstützt im Kriegsgebiet durch Bargeldhilfen, die Verteilung von Nahrungsmitteln und medizinischen Gütern und die Förderung der sozialen Integration Geflüchteter. Dabei spielen kirchliche Partner wie die reformierte Kirche in den angrenzenden Aufnahmeländern eine wichtige Rolle. Aber das Hilfswerk unterstreicht, dass sich der Krieg auf unzählige weitere Orte der Welt auswirkt und viele Menschen von Unsicherheiten betroffen sind. In der Schweiz wollten viele Christinnen und Christen etwas beitragen und so haben sie ihre Türen für ukrainische Geflüchtete geöffnet. Eine Reportage aus einem kleinen Dorf am Jurafuss in der Waadt gibt einen exemplarischen Einblick. Es wird deutlich, dass die Aufnahme Geflüchteter manchmal zwar eine Herausforderung, aber zugleich eine unglaubliche Bereicherung des Daseins ist. LIEBE LESERINNEN UND LESER CHÈRE LECTRICE, CHER LECTEUR D E D I T O R I A L En vous souhaitant une lecture intéressante Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre Nathalie Ogi, rédactrice / Redaktorin

4 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 VOM KRIEG ZUM FRIEDEN CHRISTLICHE FRIEDENSETHIK BIETET ORIENTIERUNG DE LA GUERRE À LA PAIX L’ÉTHIQUE CHRÉTIENNE DE LA PAIX OFFRE UN POINT DE REPÈRE Wann dürfen Personen und Staaten Gewalt anwenden? Was sollen die Kirchen angesichts des Ukraine-Kriegs tun? Was ist ein gerechter Friede? Wie kann er erreicht werden? Christine Schliesser, Privatdozentin für Systematische Theologie an der Universität Zürich und Studienleiterin am Zentrum Glaube und Gesellschaft der Universität Fribourg, und Dieter Baumann, promovierter Theologe in Militärethik und Berufsoffizier, geben Antworten. Von Mathias Tanner* In der Ukraine herrscht Krieg, Menschen töten Menschen. In welchen Fällen darf eine christliche Person Gewalt anwenden? Dieter Baumann: Im Zentrum der christlichen Botschaft stehen Gewaltverzicht sowie Nächsten- und Feindesliebe. Aber ein Christ oder eine Christin darf in seiner bzw. ihrer Funktion als Soldat oder Soldatin Gewalt anwenden, wenn es der legitimen Rechtserhaltung oder der Rechtsdurchsetzung dient. Und das beinhaltet im äussersten Notfall auch tödliche Gewalt. Denn Recht ohne Sanktionsmittel ist wirkungslos. Militärangehörige dürfen dabei aber keine Befehle ausführen, die gegen Landes- oder Völkerrechte verstossen. Christine Schliesser: Da könnte man noch einen Gedanken aus der reformatorischen Theologie ergänzen. Martin Luther sagte, wenn ich selbst angegriffen werde, dann muss ich stillhalten, also auch noch die andere Wange hinhalten. Wenn ich aber sehe, dass mein Nachbar unterdrückt wird und gefährdet ist, dann habe ich die christliche Pflicht einzugreifen, gegebenenfalls auch mit Gewalt. Notwehr wird zu einem Akt der Nächstenliebe. Es gibt Christinnen und Christen, die am Prinzip des Gewaltverzichts festhalten und deshalb den Militärdienst verweigern. Wie sehen Sie das? C.S.: Besonders die protestantische Tradition hält die Gewissensfreiheit hoch. Ob jemand Militärdienst leistet oder nicht, ist eine Entscheidung, die dem individuellen Gewissen zuzuschreiben ist. D.B.: In der Schweiz sagt das Gesetz, wer aus Gewissensgründen keinen Militärdienst leisten will, hat eine Alternative in Form des zivilen Ersatzdienstes. Ich finde das eine gute Lösung. In welchen Fällen darf ein Staat Gewalt anwenden? D.B.: Hier geht es um gerechten Krieg und legitime Gewaltanwendung. Diese Fragen haben schon die Kirchenväter umgetrieben. So fragte sich Ambrosius, ob jemand, der sich nicht gegen das Unrecht wehrt, das einem Nächsten angetan wird, sich nicht mitschuldig macht. Sein Schüler Augustinus hat die «Lehre vom gerechten Krieg» entwickelt, Thomas von Aquin hat sie systematisiert. Das Ziel der Lehre war es, Regeln einzuführen, damit weniger Krieg geführt wird und im Krieg weniger Unrecht geschieht. Die Lehre besagt, für einen gerechten Krieg braucht es (1) eine legitime Obrigkeit, (2) einen gerechten Grund, (3) eine gerechte Absicht, (4) eine Verhältnismässigkeit der Mittel, (5) Krieg sollte die Ultimo Ratio sein und (6) dem Ziel des Friedens dienen. Was bedeutet dies für den Krieg in der Ukraine? D.B.: Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist klar ein Bruch des Völkerrechts. Die UNO-Charta hält fest, dass es kein Recht auf Krieg gibt, dass Konflikte friedlich gelöst werden sollen. Der ukrainischen Armee blieb gar nichts anders übrig, als sich zu verteidigen. Die Verteidigung gegen einen Angriff wird in der UNO-Charta als legitimer Grund für einen Krieg aufgeführt. Es geht hier um das legitime Recht auf Selbstverteidigung, bis die * Mitarbeiter OeME-Migration und Kommunikationsdienst

5 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er Christine Schliesser: «Wenn ich aber sehe, dass mein Nachbar unterdrückt wird und gefährdet ist, dann habe ich die christliche Pflicht einzugreifen, gegebenenfalls auch mit Gewalt.» Christine Schliesser: «Mais si je vois que mon voisin est opprimé et en danger, j’ai le devoir chrétien d’intervenir, même par la force si nécessaire.» internationale Gemeinschaft tätig wird und den Konflikt beendet. Gibt es also Kriege, die gerecht sind? D.B.: Für mich gibt es keine gerechten oder gar heiligen Kriege. Kriege sind immer ein Übel und ein Ausdruck des Versagens der Menschen im Bemühen um den Frieden. Es darf heute nur noch militärisch organisierte Gewaltanwendung geben, wenn sie dem Ziel dient, einen rechtmässigen Frieden (wieder) herzustellen. Dieser beinhaltet in Anlehnung an das «zivilisatorische Hexagon» von Dieter Senghaas ein staatliches Gewaltmonopol, eine Kultur der konstruktiven, friedlichen Konfliktbearbeitung, eine minimale soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, politische Teilhabe sowie das Erkennen der gegenseitigen Abhängigkeiten und somit eine völkerrechtliche Regelung zwischenstaatlicher Beziehungen. C.S.: Ein Krieg wird nie gerecht sein können. Auch der Ukraine-Krieg ist kein gerechter Krieg. Für mich ist Dietrich Bonhoeffer hilfreich. Er schreibt: «Es gibt Situationen, da gibt es nicht gut oder böse, schwarz oder weiss, sondern nur Schattierungen von Grau.» Wir müssen Entscheidungen mitunter im Zwielicht treffen. Das bedeutet, dass wir um des Nächsten willen Schuld auf uns laden. Ich glaube, auch im Ukraine-Krieg kommt niemand mit einer weissen Weste heraus. Sondern wir alle werden schuldig werden, egal wie wir uns verhalten. Dies zeigt sich bei Waffenlieferungen. Wie sollen die Kirchen darauf reagieren? C.S.: Es ist nicht Aufgabe der Kirchen, Waffen zu liefern. Zugleich zeigt sich hier ein Dilemma für die theologische Friedensethik. Wenn unsere Länder Waffen liefern, werden wir schuldig. Denn damit werden Menschen getötet. Aber wenn wir uns verweigern und tatenlos zuschauen, wie ein Volk vor unseren Augen abgeschlachtet wird, machen wir uns ebenfalls schuldig. Diese Spannung müssen wir in der christlichen Friedensethik benennen und nicht versuchen, sie zu ignorieren oder schönzureden. Dietrich Bonhoeffer schreibt: «Jeder verantwortlich Handelnde wird schuldig.» Was sollen die Kirchen angesichts des Krieges in der Ukraine tun? C.S.: Der Ethikbeirat der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa (GEKE), dem ich angehöre, hat eine Stellungnahme zum UkraineKrieg verfasst. Darin wird ein dreifaches Vorgehen vorgeschlagen: (1) Als Kirchen beten wir (1 Thess 5,17). Wir bringen so unsere Klage zum Ausdruck und geben Zeugnis von der Kraft und der Verheissung des Gebets. Ich habe mit Menschen in der Ukraine gesprochen und gefragt, was wir als einzelne Christinnen und Christen sowie als Kirchen in der Schweiz für sie und die Kirchen vor Ort tun können. Und alle sagten, an erster Stelle steht das Gebet. (2) Als Kirchen erheben wir unsere Stimmen. Wir sind dazu aufgerufen, Ungerechtigkeit und Leid entgegenzutreten und unsere Stimme für die zu erheben, die sprachlos und ohne Stimme sind (Sprüche 31,8). Dazu gehört auch das Engagement für Versöhnung. (3) Als Kirchen helfen wir (Mt 25,40). Die Kirchen in Europa haben vielfältige Wege gefunden, praktische Hilfe zu leisten: im humanitären Bereich, durch logistische oder finanzielle Unterstützung oder die Aufnahme von

6 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 Flüchtlingen. Dieses Engagement finde ich grossartig! Welche Schritte können wir während eines Krieges Richtung Frieden unternehmen? D.B.: Es ist wichtig, dass schon während eines Krieges die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aller Kriegsparteien dokumentiert werden. So signalisiert die internationale Gemeinschaft, dass auch in Kriegen Regeln gelten und dass Fehlverhalten geahndet und vor Gericht gebracht wird. C.S.: Dokumentationen von Unrecht sind zentral. Dies wissen wir von Wahrheits- und Versöhnungskommissionen, wie in Südafrika. Die Wahrheit muss ans Licht kommen, die Täter müssen ein faires Verfahren bekommen. Dies sind Voraussetzungen dafür, dass Versöhnung ins Blickfeld kommen kann. Versöhnung ist nicht etwas für bessere Zeiten, sondern sie beginnt schon jetzt. Versöhnung ist die paradoxe Intervention schlechthin, aber genau das ist es, wozu wir Christinnen und Christen berufen sind. Welche Schritte sind wichtig auf dem Weg zum Frieden? C.S.: Das Paradigma des «gerechten Krieges» wurde abgelöst durch dasjenige des «gerechten Friedens». Dieses hat während des Zweiten Weltkriegs durch die ökumenische Bewegung Impulse erhalten. Dieses neue Leitbild lenkt den Blick darauf, wie wichtig es ist, personale, strukturelle und kulturelle Gewalt in Konflikten nachhaltig zu transformieren. Vier Kriterien sind wichtig: 1. Vermeidung von Gewalt, 2. Förderung von Freiheit zu einem Leben in Würde durch Recht und Gewährung von eigenen Entscheidungsmöglichkeiten, 3. Förderung von kultureller Vielfalt im Miteinander von Kulturen und Lebensart, 4. Abbau von Not durch mehr Zugangs- und Verteilungsgerechtigkeit. Dieses Konzept soll den Ausbruch von Konflikten verhindern bzw. helfen, nach Beendigung von Kriegen eine gerechte, nachhaltige Friedensordnung aufzubauen. Und dazu haben wir als Christinnen und Christen und als Kirchen viel beizutragen. Theologische Publikationen zum Thema − Erklärung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE): CPCE Statement on the War on Ukraine (EN, DE, FR, EE, IT) | Communion of Protestant Churches in Europe CPCE (www.leuenberg.eu) − Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS): Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz – Ukraine (www.evref.ch) − Videopodcast-Serie «Krieg und Frieden» des Zentrums Glaube und Gesellschaft der Uni Fribourg mit unterschiedlichen christlichen Positionen zur Friedensethik: Was braucht es für einen nachhaltigen Frieden? (Krieg und Frieden 3) − Dieter Baumann zum Thema: www.militärethik.ch © Adrian Hauser Dieter Baumann: «Es darf heute nur noch militärisch organisierte Gewaltanwendung geben, wenn sie dem Ziel dient, einen rechtmässigen Frieden (wieder) herzustellen.» Dieter Baumann: «Il ne doit plus y avoir aujourd’hui d’usage de la force organisé militairement que s’il sert l’objectif de rétablir une paix légitime.»

7 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er F Quand les personnes et l’Etat ont-ils le droit de recourir à la violence? Comment les Eglises doivent-elles réagir à la guerre en Ukraine? Qu’est-ce que la paix juste et comment l’atteindre? Réponses de Christine Schliesser, privatdocente en théologie systématique à l’Université de Zurich et directrice des études au Centre foi et société de l’Université de Fribourg, et de Dieter Baumann, docteur en théologie, spécialiste en éthique militaire et officier de métier. Par Mathias Tanner* L’Ukraine est en guerre, des êtres humains en tuent d’autres. Dans quels cas un chrétien a-t-il le droit de faire usage de la violence? Dieter Baumann: Le renoncement à la violence et l’amour du prochain et des ennemis sont au cœur du message chrétien. Mais la chrétienne ou le chrétien qui est dans son rôle de soldat peut faire usage de la violence lorsqu’il s’agit de légitime défense ou d’application du droit. En cas d’extrême nécessité, cela implique de donner la mort. De fait, le droit qui n’est pas accompagné de moyens de sanction reste sans effet. Cependant, faire partie de l’armée ne confère pas le droit d’exécuter des ordres qui vont à l’encontre des législations nationales ou du droit international. Christine Schliesser: J’ajouterais un point inspiré de la théologie réformée. Martin Luther disait que si je subis une agression, je dois m’abstenir et même tendre l’autre joue. En revanche, si je vois que mon voisin est opprimé et en danger, le devoir chrétien m’impose d’intervenir, et même par la violence s’il le faut. Dans ce cas, la légitime défense devient donc un acte d’amour du prochain. Dans le christianisme, certains s’en tiennent au principe du renoncement à la violence et refusent d’accomplir leur service militaire. Qu’en pensezvous? C.S.: La tradition protestante est particulièrement attachée à la liberté de conscience. Faire ou non son service militaire est une décision qui relève de la conscience individuelle. D.B.: En Suisse, la loi confère à l’objecteur de conscience une alternative sous la forme du service civil. A mon sens, c’est une bonne solution. * Collaborateur ŒTN-Migration et service de communication © Adrian Hauser Christine Schliesser: «La réconciliation n’est pas pour des temps meilleurs, elle commence dès maintenant.» Christine Schliesser: «Versöhnung ist nicht etwas für bessere Zeiten, sondern sie beginnt schon jetzt.»

8 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 Dans quels cas un Etat peut-il recourir à la violence? D.B.: Les Pères de l’Eglise ont déjà retourné les questions de la guerre juste et de l’usage légitime de la violence. Saint Ambroise se demandait si quelqu’un qui ne s’oppose pas à l’injustice à l’encontre de son prochain, n’en devient pas en partie responsable. Puis son élève Saint Augustin a développé la «doctrine de la guerre juste», que Thomas d’Aquin a systématisée, et qui avait pour but d’introduire des règles pour limiter la guerre et de réduire l’injustice en cas de conflit. La guerre juste y est définie selon six critères: être déclarée par une autorité suprême, viser une cause juste, avoir une intention droite, recourir à des moyens proportionnels, constituer la dernière voie de recours, servir la paix. Quelles sont les implications pour la guerre en Ukraine? D.B.: L’agression de la Russie constitue clairement une violation du droit international. La Charte de l’ONU établit qu’il n’existe aucun droit à la guerre, que les conflits doivent être résolus de manière pacifique. L’armée ukrainienne n’a pas eu d’autre choix que de se défendre. La Charte de l’ONU définit également la défense face à une agression comme un motif légitime de guerre. Il s’agit du droit légitime à l’autodéfense jusqu’à ce que la communauté internationale agisse pour mettre fin au conflit. Existe-t-il donc des guerres justes? D.B.: Pour moi, aucune guerre n’est juste, ou sainte. Les guerres sont toujours de l’ordre du mal et elles expriment l’échec des efforts de paix de l’humanité. Aujourd’hui, le recours à la violence militaire doit être exclusivement réservé à (ré)instaurer la paix juste qui, selon la représentation de Dieter Senghaas, repose sur six éléments: monopole étatique de la violence, culture de la gestion de conflit constructive et pacifique, justice sociale minimale, Etat de droit, participation politique et reconnaissance des interdépendances, donc réglementation des relations entre les Etats conforme au droit international. C.S.: Une guerre ne sera jamais juste, la guerre en Ukraine pas plus que les autres. Selon Dietrich Bonhoeffer on ne peut dans certains cas pas distinguer clairement le bien et le mal, le noir et le blanc, mais seulement des nuances de gris. Nous devons parfois prendre nos décisions dans la pénombre morale, ce qui signifie que nous ne pouvons pas éviter d’endosser une part de culpabilité par amour de notre prochain. Je crois que personne ne ressortira tout blanc de la guerre en Ukraine; au final, nous serons tous coupables, quel qu’ait été notre comportement. L’exemple des livraisons d’armes le montre. Comment les Eglises doivent-elles réagir sur ce point? C.S.: Ce n’est pas aux Eglises de livrer des armes. En même temps, la question pose un dilemme à l’éthique théologique de la paix. Si nos pays livrent des armes, nous devenons coupables, car ces armes servent à tuer; mais si nous nous y refusons et que nous voyons un peuple se faire massacrer sous nos yeux sans rien entreprendre, nous nous rendons aussi coupables. L’éthique chrétienne de la paix doit évoquer cette tension sans essayer de la cacher ou de l’enjoliver. Dietrich Bonhoeffer écrit: «Agir de manière responsable, c’est devenir coupable.» Que doivent faire les Eglises face à la guerre en Ukraine? C.S.: Dans sa prise de position, la commission éthique de la CEPE (Communion des Eglises protestantes en Europe) dont je fais partie, a proposé trois types d’action. En tant qu’Eglises, (1) nous prions (1 Th 5,17): nous exprimons ainsi notre tristesse et nous témoignons de la force et de la pro- © Adrian Hauser Dieter Baumann: «Il est important de documenter déjà durant le conflit les crimes de guerre et les crimes contre l’humanité commis par tous les belligérants.» Dieter Baumann: «Es ist wichtig, dass schon während eines Krieges die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aller Kriegsparteien dokumentiert werden.»

9 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er messe de la prière; en Ukraine, j’ai demandé aux personnes avec qui j’ai échangé ce que nous pouvions faire pour elles et pour les Eglises locales, et la prière est systématiquement arrivée en premier; (2) nous nous exprimons: nous sommes appelés à nous élever contre l’injustice et la souffrance et à parler au nom de celles et ceux qui ne peuvent pas s’exprimer (Pr 31,8); il nous revient de nous engager en faveur de la réconciliation; (3) nous aidons (Mt 25,40): en Europe, les Eglises ont trouvé de multiples manières d’agir concrètement – aide humanitaire, soutien logistique et financier, accueil de réfugiés. C’est magnifique! Quel pas vers la paix pouvons-nous déjà faire en temps de guerre? D.B.: Il est important de documenter les crimes de guerre et les crimes contre l’humanité commis par toutes les parties au conflit. Pour la communauté internationale, c’est une manière de signaler que même pendant les guerres, des règles s’appliquent, et que les crimes seront sanctionnés et traduits en justice. C.S.: Il est essentiel de documenter l’injustice. Le travail des commissions vérité et réconciliation, notamment en Afrique du Sud, nous l’a appris. La vérité doit être mise en lumière et les criminels doivent bénéficier d’un procès équitable. Ce sont deux conditions importantes pour que la réconciliation puisse entrer en ligne de compte. La réconciliation n’est pas réservée à des temps meilleurs, elle commence dès à présent: elle constitue l’intervention paradoxale par excellence, mais c’est précisément ce à quoi nous sommes appelés en christianisme. Quels seront les prochains pas importants pour bâtir une paix durable? C.S.: Le paradigme de «paix juste» a remplacé celui de «guerre juste». Pendant la Deuxième Guerre mondiale, il a déjà été alimenté par le mouvement œcuménique. Ce nouveau modèle montre à quel point il est important de transformer la violence personnelle, structurelle et culturelle qui règne dans des conflits. Quatre critères sont importants: (1) éviter la violence, (2) promouvoir la liberté de vivre dignement en établissant le droit et en garantissant le libre arbitre, (3) promouvoir la diversité culturelle à travers la coexistence de cultures et de modes de vie, (4) réduire la détresse en renforçant un accès et une répartition des ressources plus justes. La mise en œuvre de ce modèle doit contribuer à éviter que n’éclatent des conflits, ou à établir un ordre pacifique juste et durable après la guerre. Et dans ce domaine, en tant que chrétienne et chrétien et en tant qu’Eglises, nous avons énormément à apporter! © Adrian Hauser Publications sur la guerre en Ukraine − Déclaration de la Communion des Eglises protestantes en Europe (CEPE) au sujet de la guerre en Ukraine: CPCE Statement on the War on Ukraine (EN, DE, FR, EE, IT) | Communion of Protestant Churches in Europe CPCE (www.leuenberg.eu) − Eglise évangélique réformée de Suisse (EERS): Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz – Ukraine (www.evref.ch) − Série vidéo «Guerre et paix» du Centre foi et société, épisode 3 (différentes positions chrétiennes sur l’éthique de la paix): Was braucht es für einen nachhaltigen Frieden? (Krieg und Frieden 3) – YouTube (en allemand) − Articles de Dieter Baumann: www.militärethik.ch (en allemand) Christine Schliesser: «Le paradigme de la ‹guerre juste› a été remplacé par celui de la ‹paix juste›.» Christine Schliesser: «Das Paradigma des ‹gerechten Krieges› wurde abgelöst durch dasjenige des ‹gerechten Friedens›.»

10 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 Im Gespräch erzählt Angela Elmiger, wie sie die Flüchtlingshilfe erlebt. Sie ist Abteilungsleiterin der Programme Europa / Nahost / Kirchliche Zusammenarbeit und seit Beginn des Krieges involviert. Von Heinz Bichsel* Liebe Angela, du begleitest jetzt die Situation in der Ukraine und in den umliegenden Ländern seit Beginn des Krieges. Was hat dich besonders beeindruckt? Meine tägliche Auseinandersetzung ist vor allem mit Menschen, die in diesem Kontext für HEKS oder für Partnerorganisationen arbeiten, ich bin nicht direkt vor Ort. Beeindruckt hat mich, als ein Mitarbeiter einer Partnerorganisation, die Bargeld in Rumänien an Geflüchtete aus der Ukraine verteilt, erzählte, dass am Anfang eine Frau mit Kindern zu ihnen gekommen ist und gesagt hat, sie könne das nicht so annehmen, sie habe noch nie in ihrem Leben gebettelt. Und dann hat er ihr erklärt, er sehe das so, sie solle das jetzt nehmen und brauchen, und wenn sie später einmal in einer Situation sei, wo sie es weitergeben könne, solle sie es weitergeben. Weitergeben ist auch der Auftrag der langjährigen Partner von HEKS in der Ukraine und in den umliegenden Ländern. Was können sie im Moment leisten? Ja, die Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern ist etwas, worauf HEKS in der aktuellen Krise aufbauen konnte. Viele dieser Partner sind sehr schnell aktiv geworden und haben vor allem in den Grenzgebieten von Rumänien und Ungarn angefangen, Geflüchteten zu helfen. Ein erster Schwerpunkt liegt darauf, Bargeld zur Verfügung zu stellen, weil die Leute sich damit das kaufen können, was sie brauchen. Diese Unterstützung gibt ihnen ein Stück Würde zurück in einer Situation, in der sie sehr wenig Kontrollmöglichkeiten über ihr Leben haben. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Integration der Leute, die länger als Vertriebene in Nachbarländern bleiben müssen. Das sind Integrationsprogramme, wie es sie auch in der Schweiz gibt, wo Sprachkurse vermittelt werden oder psychosoziale Unterstützung gegeben wird. In der Ukraine selber steht im Moment die Versorgung der Bevölkerung mit dem Lebensnotwendigen im Vordergrund, mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medizin, und auch die Vorbereitung für den Winter; also Gebäude mit Heizsystemen winterfest zu machen, Decken und Kleidung zur Verfügung zu stellen. Wie sieht es mit den kirchlichen Partnern aus? Ein wichtiger kirchlicher Partner ist die Reformierte Kirche in Transkarpatien ganz imWesten der Ukraine. Dort hat HEKS mehrere Projekte am Laufen, die gerade jetzt besonders nötig sind. Hier geht es zum Beispiel um ein Spitex-Projekt, durch das ältere Menschen zu Hause unterstützt werden. Ältere und kranke Menschen bleiben oft zurück und der Bedarf ist sehr gross, diese Leute zu versorgen und mit Mahlzeiten zu beliefern. In Ungarn ist das ungarische reformierte Hilfswerk aktiv geworden, in Rumänien ist Diakonia involviert, und in Tschechien wird Hilfe an die Geflüchteten durch die Böhmischen Brüder geleistet. Aber dann gibt es auch verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen, die HEKS unterstützt. Besonders in der Ukraine sind das oft kleine, lokale Organisationen. Die Mitarbeitenden des HEKS schauen, wo First Responders aktiv geworden sind, die unterstützt werden können. Das sind zum Teil Jugendorganisationen, zum Teil Vereine. Es hat sich z. B. schnell ein Verein von Vertriebenen aus Mariupol gebildet. HEKS hat über diesen Verein Geflüchtete z. B. mit Hygieneartikeln versorgt. Andernorts konnten wir Schulküchen unterstützen, die nun zusätzlich für intern Vertriebene kochen. Bei diesen vielen Akteuren und auch bei dieser unübersichtlichen Situation in Kriegszeiten ist die Koordination der Hilfe sehr wichtig. Wie kann sie gewährleistet werden? In der Ukraine selber wird das – wie in den meisten Krisen – von der humanitären Koordination der UNO übernommen. HEKS ist auch Mitglied der Cash Working Group. Diese koordiniert die Kriterien und Beträge für Geldverteilungen. Eine wichtige Koordination für HEKS ist das ACT-Alliance-Netzwerk (Action by Churches Together). Dort findet die Koordination mit anderen kirchlichen protestantischen und orthodoxen Hilfswerken aus Europa statt. Die Hilfe aus der Schweiz koordiniert die DEZA (Direktion für Entwicklung « D R A N B L E I B E N A U C H D A N N , W E N N D I E A U F M E R K S A M K E I T A B N I M M T … » Zusammen helfen

1 1 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er und Zusammenarbeit), zum Teil mit der Unterstützung von Alliance Sud. Kann HEKS in dieser Situation auch zivilgesellschaftliche Friedensinitiativen unterstützen? Das ist recht schwierig im Moment. Was wir machen können, findet auf der Ebene der Konfliktsensitivität unserer eigenen Interventionen statt. Darüber hinaus versuchen wir die Beziehungen zwischen der Gastbevölkerung und den Geflüchteten in den umliegenden Ländern mit lokaler Community-Bildung zu verbessern und zu stärken. Auf der Ebene des grossen Konflikts aber haben wir sehr beschränkte Möglichkeiten. Kannst du noch etwas zur Arbeit von HEKS in der Schweiz sagen? HEKS hat in der Schweiz zwei Interventionsstrategien gewählt: Nothilfe und Unterstützung bei der Integration. HEKS hat in der ersten Märzwoche die Vermittlung von Gastfamilien in den Bundesasylzentren Nordwestschweiz (Basel) und Ostschweiz (Altstätten) übernommen und berät dort die Geflüchteten auch rechtlich beim Beantragen des Schutzstatus. Um die schnelle Integration der aus der Ukraine Geflüchteten zu fördern, hat HEKS seine bestehenden Integrationsprogramme schweizweit ausgebaut: Sprachkurse (Infra), Integration in den Arbeitsmarkt (MosaiQ, Stellennetz) und Angebote für ältere Menschen (Altum). In den letzten Monaten sind weitere Angebote dazugekommen: HEKS berät und begleitet Menschen, die den Schutzstatus S nicht erhalten haben in seinen Rechtsberatungsstellen in den Regionen und betreut im Auftrag z. B. der Stadt Aarau auch Geflüchtete in ihren Wohnungen. Hast du einen Wunsch an die Kirchen in der Schweiz? Aus der Perspektive der Inlandsarbeit von HEKS ist es wichtig, nicht zu vergessen, dass es neben den Geflüchteten aus der Ukraine auch andere Menschen gibt, die auf Hilfe angewiesen sind. Es besteht die Gefahr, dass durch die grosse Not der Menschen aus der Ukraine weniger Kapazitäten für andere Hilfesuchende zur Verfügung stehen, und es gibt Situationen, wo Menschen keinen Zugang mehr zu Leistungen erhalten. Hier stehen sowohl die Hilfswerke wie die Kirche in der Verantwortung, diese Leute nicht zu vergessen und zu schauen, wo man auf solche Not aufmerksam machen oder sie überbrücken muss. Gibt es dieses Phänomen auch im Ausland? Ja, der Krieg hat nicht nur Auswirkungen in der und um die Ukraine. Wir sehen sehr grosse Nebenwirkungen in anderen Gebieten, in denen HEKS tätig ist. Hier geht es um die Verknappung von Nahrungsmitteln weltweit, um die steigenden Energiepreise und das generell steigende Preisniveau. Die ärmsten Bevölkerungsschichten haben Mühe, die Grundbedürfnisse zu decken. Das heisst, der Bedarf nach Hilfe von aussen wird auch da steigen, in einer Situation, wo sich die Mittel auch bei uns verknappen. Ich sehe dies als wichtige gesellschaftliche Aufgabe, dass die Hilfswerke aber auch die Kirchen diesen zusätzlichen Bedarf an Hilfe aufzeigen und sich dagegen wehren, wenn mit der Streichung von Geldern gedroht wird. Die Kirchen können auch aufzeigen, welche Möglichkeiten des Handelns es gibt, anstatt sich als Gesellschaft lähmen zu lassen. Selbst wenn es bei uns Einschränkungen bei Lebensmitteln und Energie gäbe, gilt es nicht zu vergessen, dass es weltweit viele Menschen gibt, die unter viel schlechteren Rahmenbedingungen in Notsituationen leben und unsere Solidarität brauchen. * Leiter Bereich OeME-Migration «Es besteht die Gefahr, dass durch die grosse Not der Menschen aus der Ukraine weniger Kapazitäten für andere Hilfesuchende zur Verfügung stehen.» «Il y a un risque que la situation de détresse des personnes en provenance d’Ukraine réduise les ressources disponibles pour d’autres demandeurs d’aide.» © Heinz Bichsel

12 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 RESTER ACTIF MÊME LORSQUE LA VIGILANCE FAIBLIT Une interview d’Angela Elmiger, responsable du Département Programmes Europe / ProcheOrient / Collaboration Eglise (EPER), réalisée par Heinz Bichsel, chef du secteur ŒTN-Migration (Refbejuso). Par Heinz Bichsel* Chère Angela, toi qui suis de près la situation en Ukraine et dans la région depuis le début de la guerre, qu’est-ce qui te frappe? Au quotidien, je m’implique surtout à travers des personnes qui travaillent sur place pour l’EPER et pour des organismes partenaires. Je ne suis pas sur les lieux. Je pense à ce que nous a raconté l’un des collaborateurs d’un organisme partenaire qui distribue de l’argent liquide aux réfugiés ukrainiens en Roumanie. Son récit m’a fait une forte impression: une femme avec des enfants a commencé par lui dire qu’elle ne pouvait pas accepter, qu’elle n’avait encore jamais mendié de sa vie, ce à quoi il a répondu qu’il estimait qu’elle devait prendre l’argent, mais que si elle avait un jour l’opportunité de rendre la pareille, il faudrait qu’elle le fasse. Etre un maillon dans la chaîne du don, c’est aussi la mission des partenaires de longue date de l’EPER en Ukraine et dans les pays voisins. En ce moment, que peuvent-ils apporter? F Pour faire face à la crise, l’EPER s’est en effet notamment appuyée sur la coopération avec ses partenaires. Ils sont souvent intervenus très rapidement, dans un premier temps surtout dans les régions limitrophes de Roumanie et de Hongrie. La distribution de liquidités, qui permet aux réfugiés de se procurer ce dont ils ont besoin, constitue un autre levier d’action clé grâce auquel la personne retrouve une part de dignité dans une situation où elle n’a que très peu de marge de contrôle sur sa vie. Il est également important de favoriser l’intégration des personnes déplacées qui sont appelées à rester quelque temps dans les pays voisins, à travers des programmes comme il en existe en Suisse, qui incluent des cours de langue ou du soutien psychosocial. En Ukraine, actuellement, l’assistance à la population prend la forme de distribution de produits de première nécessité (nourriture, articles d’hygiène, médicaments) et de mesures préventives en vue de l’hiver (en priorité, installation de systèmes de chauffage dans les bâtiments, et distribution de couvertures et de vêtements). Quel rôle les partenaires ecclésiaux jouent-ils? En Transcarpatie, à l’extrême ouest de l’Ukraine, l’Eglise réformée est un partenaire ecclésial important. L’EPER mène plusieurs projets dans cette région qui se révèlent particulièrement utiles en ce moment, notamment un projet d’assistance hospitalière à domicile pour personnes âgées. Ces dernières sont souvent marginalisées, comme les malades; les besoins en soins «Les Eglises peuvent aussi montrer quelles sont les possibilités d’action.» «Die Kirchen können auch aufzeigen, welche Möglichkeiten des Handelns es gibt.» © Heinz Bichsel

13 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er et en livraison de repas sont très importants. En Hongrie, l’œuvre d’entraide réformée hongroise est entrée en action; en Roumanie, c’est la diaconie qui s’engage, et en République tchèque, les Frères moraves apportent leur soutien aux réfugiés. Mais l’EPER épaule aussi différents organismes de la société civile, n’est-ce pas? Il s’agit souvent de petites entités locales, particulièrement en Ukraine. Les équipes de l’EPER observent les intervenants de première ligne pour déterminer quels organismes aider; il s’agit en partie d’organisations de jeunesse et en partie d’associations. Par exemple, une association des déplacés de Marioupol s’est rapidement constituée et, par ce biais, l’EPER a notamment fourni des articles d’hygiène aux réfugiés. Ailleurs, nous avons pu aider des cuisines scolaires qui fournissent désormais des repas également aux déplacés internes. Vu le nombre d’acteurs ainsi que la complexité de la situation en période de guerre, la coordination de l’aide est essentielle. Comment la garantir? Sur place, en Ukraine, cette tâche est assumée par la coordination humanitaire de l’ONU, comme dans la plupart des crises. L’EPER est aussi membre du Cash Working Group qui détermine les critères et les montants des distributions d’argent. Pour l’EPER, l’Alliance ACT (Action by Churches Together) joue également un rôle important dans la coordination avec d’autres œuvres d’entraide ecclésiales européennes protestantes et orthodoxes. Enfin, la DDC (Direction du développement et de la coopération) coordonne l’aide suisse, avec l’appui notamment d’Alliance Sud. Dans ce contexte, l’EPER peut-elle aussi soutenir des initiatives en faveur de la paix issues de la société civile? En ce moment, c’est vraiment difficile. Nous pouvons agir selon le degré de sensibilité au conflit de nos propres interventions. En plus, nous essayons d’améliorer les relations entre la population d’accueil et les réfugiés dans les pays de la région grâce au renforcement communautaire. Par contre, au niveau du conflit lui-même, nos possibilités sont très limitées. As-tu quelque chose à ajouter au sujet du travail de l’EPER en Suisse? En Suisse, l’EPER a opté pour deux stratégies d’intervention: l’aide d’urgence et l’aide à l’intégration. Durant la première semaine de mars, l’EPER a assumé le placement des familles dans les centres fédéraux pour requérants d’asile du nord-ouest et de l’est du pays (Bâle et Altstätten) où elle fournit aussi un conseil juridique pour les demandes de statut S. Afin de favoriser l’intégration rapide des réfugiés en provenance d’Ukraine, l’EPER a étendu ses trois programmes d’intégration à toute la Suisse: Infra (cours de langues), réseaux de placement MosaiQ et Stellennetz (intégration sur le marché de l’emploi) et Altum (offres pour seniors). Ces derniers mois, d’autres offres se sont ajoutées à la liste: dans ses offices de consultation juridique au sein des régions, l’EPER conseille et accompagne les demandeurs qui n’ont pas obtenu le statut de protection S, et elle prend en charge des réfugiés chez eux, sur mandat notamment de la ville d’Aarau. As-tu un souhait à adresser aux Eglises en Suisse? Du point de vue du travail local de l’EPER, il est important de ne pas oublier qu’à côté des réfugiés d’Ukraine, d’autres personnes sont dépendantes des aides. La situation de détresse des uns risque de réduire les ressources disponibles pour les autres; or, dans certains cas, ces dernières n’ont plus accès aux prestations. Face à de telles réalités, tant les œuvres d’entraide que l’Eglise ont la responsabilité de n’oublier personne, et de savoir quand elles doivent signaler ou soulager la détresse. Observe-t-on aussi ce phénomène à l’étranger? Oui, les conséquences de la guerre dépassent l’Ukraine et les pays de la région. Nous constatons que d’autres régions dans lesquelles l’EPER est active subissent des répercussions majeures de la crise: je pense à la raréfaction alimentaire partout dans le monde, à la hausse des prix de l’énergie ou à la hausse globale du niveau des prix. Les couches les plus pauvres de la population ont de la peine à répondre à leurs besoins primaires, ce qui entraîne également un besoin accru d’aide extérieure, alors que nos pays aussi voient leurs moyens diminuer. J’estime que la société est face à une tâche importante, que les œuvres d’entraide et les Eglises doivent parler de l’augmentation des besoins d’aide et se battre contre les menaces de coupe dans les financements. Les Eglises peuvent aussi montrer les possibilités d’agir, en tant que société, au lieu de se laisser paralyser. Même si nous étions confrontés à des restrictions alimentaires et énergétiques, nous ne devrions pas oublier qu’énormément de gens dans le monde sont frappés par la précarité dans des contextes bien pires que les nôtres, et qu’ils ont besoin de notre solidarité. * Responsable du secteur ŒTN-Migration

14 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 K I R C H E N I N D E R U K R A I N E Gebet, Solidarität und humanitäre Hilfe Wie gehen die Kirchen in der Ukraine mit dem Krieg um? Die Antwort kommt vom Geistlichen Mykolay Danylevych, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Abteilung für Aussenbeziehungen der UkrainischOrthodoxen Kirche. Von Maria Vila Wie gehen die ukrainischen Kirchen mit dem Krieg in Bezug auf humanitäre Hilfe und Seelsorge um? Alle Kirchen reagierten angemessen. Jede öffnete nach Kräften ihre Gebäude und insbesondere Kellerräume, um sie als Luftschutzbunker zu nutzen. Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche hat die meisten Gemeinden (über 12 000 bzw. ein Drittel der Gesamtzahl aller religiösen Gemeinden des Landes), und daher gab es relativ viele solcher Räumlichkeiten. Die Hilfe wurde hauptsächlich innerhalb des Landes geleistet – von den westlichen Gebieten zu den am stärksten betroffenen Gebieten Kiew, Charkiw, Sumy, Tschernihiw. Auch unsere internationalen Kontakte haben wir aktiv eingebunden. Auf der Website der Ukrainisch-­ Orthodoxen Kirche1 gibt es bereits über 70 Einträge zur Hilfe unserer Kirche für Flüchtlinge, Bedürftige, Kämpfer und Ärzte. Arbeiten die ukrainischen Kirchen mit der Regierung und der Zivilgesellschaft zusammen? Die Kirchen haben ein Netzwerk aus kirchlichen Verbindungen im Ausland. Deswegen kam die Hilfe in erster Linie aus kirchlichen Kreisen. Bei der Verteilung der Hilfsgüter sind verschiedene Personen beteiligt. Freiwillige Helferinnen und Helfer spielen eine wichtige Rolle. Es handelt sich um Massenhilfe. Es muss nicht zwischen kirchlicher und nicht kirchlicher Hilfe unterschieden werden. Die Menschen erhalten Hilfe, egal welcher Konfession sie angehören und ob sie sie praktizierende Gläubige sind oder nicht. Es gibt auch eine direkte Unterstützung durch staatliche Institutionen. So wurde beispielsweise die Zollregistrierung für die Einfuhr humanitärer Hilfe vereinfacht. 1 https://church.ua/novini/ Mykolay Danylevych mit Rev. Ioan Sauca, Generalsekretär ÖRK ad interim. Mykolay Danylevych avec le père Ioan Sauca, secrétaire général du COE ad interim. © WCC

15 ENSEMBLE 2022 /67 —– Doss i er Welches ist die spezifische Rolle der Kirchen? Kirchen stellten Gebäude und Sonntagsschulräume für die Opfer zur Verfügung. Schnell wurde klar, dass dieser Krieg ein patriotischer bzw. vaterländischer Krieg ist. Alle wollen auf ihre Art das Land verteidigen. Die Mehrheit der Kirchen in der Ukraine verurteilte den Krieg. Priester unterstützten die Menschen in spirituellen Belangen. Dies war wichtig einerseits für reguläre Gemeindemitglieder, andererseits für Flüchtlinge und Binnenvertriebene. In den ersten Kriegswochen wurden sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft, geistliche und psychologische Hilfe in Gemeinden zu leisten. Haben sich die Gemeinden seit Kriegsbeginn durch die Flucht von Mitgliedern verändert? Christen unterschiedlicher Konfessionen und Gemeinschaften fühlten sich bildlich gesprochen im selben Boot. Vielen wurde die gemeinsame Verantwortung für das Land und die Menschen bewusst. Wie geht es den Gläubigen und den Geistlichen sieben Monate nach Beginn des Krieges und im Hinblick auf einen Zermürbungskrieg? Psychologisch gewöhnen sich die Menschen an den Krieg. Sie schauen nicht mehr so häufig die Nachrichten. Sie gewöhnen sich an Raketenbeschuss und Luftangriffe. Alle machen einfach, was sie können. Wir von der Kirche arbeiten in kleinen, aber stetigen Schritten. Schrille Aktionen sind nicht angebracht. Jetzt ist es Zeit für den Dienst an den Menschen. Die Kirche ist aufgerufen, Menschen in verschiedenen schwierigen Lebenslagen zu dienen. Die besondere Hilfe der Kirche heute sind Gebet und Trost für die Opfer. Wie wirkt sich dieser Bruderkrieg auf die Gottesdienstfeier aus? Die Abläufe der Gottesdienste haben sich nicht wesentlich verändert. In Gemeinden ausserhalb des Kriegsgebiets werden Gottesdienste wie gewohnt durchgeführt. Wo Kirchengebäude ganz oder teilweise zerstört sind, finden keine Gottesdienste statt. Aber in den funktionierenden Gemeinden versammeln sich die Leute für Gottesdienste. Ich kenne viele Beispiele, wo es in Kirchen täglich Gebete und Akathisten2 gibt, was vor dem Krieg nicht der Fall war. Welche Auswirkungen hat die Trennung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarchat? Welches sind die Herausforderungen und die Chancen? Die Entscheidungen des Konzils der Ukrainisch-­ Orthodoxen Kirche vom 27. Mai beruhen auf der pastoralen Notwendigkeit eines wirkungsvollen Dienstes für unser Volk unter neuen, aussergewöhnlichen Umständen. Diese Entscheidungen zeigten die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit unserer Kirche. Sie wurden unabhängig und ohne Fremdeinfluss zumWohle der Kirche in der Ukraine und zumWohle der orthodoxen Ukrainerinnen und Ukrainer, die ausserhalb des Landes leben, getroffen. Derzeit entwickelt sich die Mission im Ausland aktiv weiter. Unsere Kirche wurde nicht einfach nur unabhängiger, sie wurde sogar ganz unabhängig. In den letzten Monaten haben wir unsere seelsorgerische Präsenz im Ausland aktiv ausgebaut. In vielen Ländern Europas werden Gemeinden eröffnet. De facto sind wir heute eine autokephale, von den Gemeinschaftsinteressen geleitete Kirche, deren Mitglieder oft zur Flucht gezwungen waren. Dank dem Entscheid des Konzils haben wir jetzt mehr Eigenständigkeit in interorthodoxen und interchristlichen Beziehungen. Wir können unseren Seelsorgeauftrag wirkungsvoll und den Herausforderungen der Zeit entsprechend ausüben. Was erwarten die ukrainischen Kirchen von den Kirchen der Welt? Wir erwarten Unterstützung im Gebet, Solidarität und humanitäre Hilfe. Wir haben aber auch schon sehr viel bekommen. Es ist uns wichtig, dass die Mehrheit der Kirchen der Welt den gegenwärtigen Krieg verurteilt hat. Denn das heisst, dass ihre Meinung mit unserer Meinung übereinstimmt. 2 Ein Akathistos ist ein Hymnus in der Ostkirche, der der Dreieinigkeit, einem Heiligen oder einem Festgeheimnis des Kirchenjahrs gewidmet ist.

16 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /67 LES ÉGLISES EN UKRAINE «Pour nous, c’est important que la majorité des Eglises du monde ait condamné cette guerre comme injustifiée» Nous voulions savoir comment les Eglises en Ukraine font face à la guerre. Le père Mykolay Danylevych, chef adjoint de la division Relations extérieures de l’Eglise orthodoxe d’Ukraine, témoigne. Par Maria Vila Comment les Eglises ukrainiennes font-elles face à la guerre en matière d’aide humanitaire et d’accompagnement pastoral? Toutes les Eglises ont réagi de manière appropriée. Chacune, en faisant de son mieux, a ouvert ses bâtiments et notamment ses caves, pour les utiliser comme abris antiaérien. La majorité des paroisses font partie de l’Eglise orthodoxe d’Ukraine (plus de 12 000, soit un tiers au total de toutes les communautés religieuses du pays), et il y avait donc beaucoup d’espaces de ce genre à disposition. L’aide a été surtout fournie à l’intérieur du pays, depuis les territoires de l’Ouest jusqu’aux zones les plus touchées, Kiev, Kharkiv, F Sumy, Tchernihiv. Nous avons aussi activement impliqué nos contacts internationaux. Sur le site Internet de l’Eglise orthodoxe d’Ukraine (church. ua/novini), on trouve déjà plus de 70 rapports sur l’aide apportée par notre Eglise aux réfugiés, aux nécessiteux, aux soldats et aux médecins. Les Eglises ukrainiennes travaillent-elles de façon coordonnée avec le gouvernement et la société civile? Pour la plupart, les Eglises ont un important réseau de liens ecclésiastiques à travers leurs partenaires et leurs amis à l’étranger. En première ligne, l’aide provenait donc de fonds d’Eglises. Différents partenaires participent toutefois à la distribution du matériel d’aide. Des auxiliaires bénévoles se rapprochent ainsi de l’Eglise. On parle ici d’une aide de masse, et il n’est pas nécessaire de faire la différence entre les réseaux de l’Eglise et ceux qui sont laïcs. Finalement, les gens reçoivent de l’aide, indépendamment de leur confession ou de leur pratique en tant que croyants. Des institutions étatiques fournissent aussi une aide directe. Afin d’acheminer rapidement l’aide humanitaire en Ukraine, les procédures d’enregistrement de ce genre de matériel ont été simplifiées, notamment au niveau des douanes. Quel est le rôle spécifique des Eglises? Les Eglises mettent leurs bâtiments et les salles de l’école du dimanche à disposition des victimes. Pour beaucoup, il a été clair quasiment immédiatement que cette guerre est en fait une guerre «patriotique». Chacun a volé à sa façon au secours du pays. La majorité des Eglises en Ukraine ont condamné la guerre. Les prêtres ont soutenu les gens sur le plan spirituel. Cela a été important, tant pour les membres réguliers de leurs paroisses que pour les réfugiés et les déplacés internes. Durant les premières semaines de la guerre, une aide spirituelle et psychologique a été fournie au sein des paroisses, jusqu’à la limite de leurs capacités. Dans quelle mesure les congrégations ont changé depuis le début de la guerre en raison de l’exode? Les chrétiens de diverses confessions et dénominations se sont sentis littéralement à bord du même bateau. Dans de telles conditions, il aurait été inapproprié de mettre de l’huile sur le feu et de provoquer des conflits. De nombreuses personnes étaient conscientes de leur responsabilité commune face au destin du pays et de la population. Quel est l’état d’esprit des fidèles et du clergé, sept mois après le début de la guerre et face à la perspective d’une guerre d’usure? Sur le plan psychologique, les gens s’habituent à la guerre. Ils ne regardent plus tant les nouvelles. «Nous attendons un soutien dans la prière, la solidarité et l’aide humanitaire.» «Wir erwarten Unterstützung im Gebet, Solidarität und humanitäre Hilfe.» © zVg

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