ENSEMBLE Nr. / N° 68 - Dezember / Décembre 2022

14 Doss i er —– ENSEMBLE 2022 /68 Die Sozialberatungsstelle der Kirchgemeinde Biel ist Anlaufstelle für die breite Bevölkerung und berät Menschen in verschiedenen Problemsituationen. Der Fachbereichsleiter Pascal Lerch und die Sozialarbeiterin Christine Seelhofer berichten über ihre Arbeit. Eine gute Vernetzung mit anderen Fachstellen erachten sie als wichtig. Von Miriam Deuble* Vor elf Jahren hat die Reformierte Kirchgemeinde Biel den Aufbau einer Sozialberatungsstelle entschieden. Die Sozialberatung ist mittlerweile Teil des Fachbereichs Solidarische Kirche, zusammen mit der Diakonie. Nebst zwei Pfarrpersonen arbeiten zwei Personen in der Diakonie (insgesamt 120 %) und drei Personen in der Sozialberatung für diesen Fachbereich (insgesamt 185 %, inklusive 50 % Praktikumsstelle für Studierende Soziale Arbeit). Die Sozialberatungsstelle verfügt über einen stabilen Kundenstamm von gut 500 Personen. Im Schnitt kommen monatlich ca. 10 «neue» Beratungen dazu, Menschen, die in irgendeiner Form Hilfe benötigen. Meist kann die Situation in 1–3 Beratungen stabilisiert werden. Einzelne Personen und Familiensysteme werden jedoch über Jahre begleitet. Aktuell werden fünf Beistandschaften geführt und durch die Fachstelle PriMa der Stadt Biel begleitet. Das Dienstleistungsangebot der Sozialberatung richtet sich individuell nach den Anliegen der ratsuchenden Menschen. Die häufigsten Angebote sind folgende: − Budgetberatungen − Hilfe bei Anmeldungen von IV, EL, Prämienverbilligung, Betreuungsgutscheinen − Finanzierungsgesuche bei Fonds und Stiftungen − Psychosoziale Beratung − Unterstützung bei Anmeldung bei Ämtern, Hilfestellung bei Klärung von Schwierigkeiten mit Ämtern − Vernetzung mit anderen Institutionen der Region − Beistandschaften − Steuererklärung HELP Wir haben Pascal Lerch, Fachbereichsleiter Solidarische Kirche, und die Sozialarbeiterin Christine Seelhofer nach ihren Erfahrungen befragt. K I R C H G E M E I N D E B I E L «Vernetzungsarbeit ist zentral» Mit welchen konkreten Situationen seid ihr in eurem Berufsalltag konfrontiert und was beschäftigt euch dabei am meisten? Pascal Lerch: Die Sozialberatung ist eine Anlaufstelle für die breite Bevölkerung bei Fragen zum persönlichen Alltag, zu Partnerschaft und Kindern, zu Arbeit und Geld oder zum Umgang mit Behörden, Institutionen und Sozialversicherungen. Christine Seelhofer: Die Themen Armut und Leben am Existenzminimum sind bei uns zentral. Entsprechend dreht sich vieles in den Beratungen um finanzielle Schwierigkeiten. Welches Angebot ist eure «Spezialität» in Biel? C.S.: Unser Beratungsangebot unterscheidet sich nicht von anderen kirchlichen Sozialberatungsstellen in Biel (z. B. kath. Kirche, Heilsarmee). Als Spezialität kann jedoch unser Angebot Steuererklärung HELP erwähnt werden. P.L.: Mittlerweile sind es über 200 Steuererklärungen pro Jahr und die Personen sind dankbar, bei einem Tee oder Kaffee Hilfe in diesem Bereich zu bekommen. Zusammen mit einem grossartigen Freiwilligenteam leisten wir seit Jahren Unterstützung beim Ausfüllen der Steuererklärungen für Personen mit niedrigem Einkommen. Dieses Angebot ist grundsätzlich kostenpflichtig. Es gibt jedoch immer wieder Situationen, wo wir auf einen Kostenbeitrag verzichten. Mit welchen Kirchen oder weiteren Institutionen arbeitet ihr in Biel zusammen? P.L.: Die Reformierte Kirchgemeinde ist seit vielen Jahren im Vorstand des Dachverbandes sozialer Institutionen Biel Region (DSI) vertreten, wo über 50 Institutionen Mitglied sind. Wir pflegen dadurch einen engen Austausch mit den verschiedenen Führungspersonen der verschiedenen Einrichtungen (Näheres unter www.dsi-ois.ch). Der Aktualitätenmarkt ist ebenfalls ein Vernetzungsgefäss, in dem sich vorwiegend Mitarbeitende der verschiedenen Einrichtungen ca. dreimal pro Jahr zum Austausch treffen. Wir nehmen regelmässig teil und können so unsere Anliegen einbringen. C.S.: Wir sind gut mit anderen Fachstellen in Biel und der näheren Umgebung vernetzt. Eine enge Zusammenarbeit findet insbesondere mit der SOKI statt (kirchlich getragene soziale Institutionen Biel), zu der z. B. die Beratungsstellen der Heilsarmee und der katholischen Kirchgemeinde gehören. Weitere wichtige Partnerorganisationen sind Sozialdienste, FRAC, EKS, Pro Infirmis, die

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