32 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2022 /68 Der Bereich Sozial-Diakonie der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn prämiert alljährlich Abschlussarbeiten, die der Kirche einen Mehrwert bieten. Damit bleibt die Kirche am Puls der Wissenschaft. Von Adrian Hauser Am 23. September wurden die Gewinnenden des «Sozialdiakonie-Preises» geehrt. Die Laudatio hat Ursula Marti, Grossrätin und für die Diakonie zuständige Synodalrätin, gehalten. Bachelorarbeit Ausgezeichnet wurde eine Bachelorarbeit, die vom Zweierteam Amal Abosamra und Yannick Bader verfasst wurde. Die beiden haben sich in ihrer Arbeit mit dem Thema «Einsamkeit im jungen Erwachsenenalter. Wie Sozialarbeitende junge Erwachsene, die von Einsamkeit betroffen sind, unterstützen können» auseinandergesetzt. Spannend und relevant ist der Beitrag von Abosamra und Bader, weil er verdeutlicht, dass junge Erwachsene oft eine Gruppe darstellen, für die es nicht so viele spezifische Angebote der Landeskirchen gibt. Die in der Arbeit vorgelegten Vorschläge zur Verringerung von Einsamkeit bei jungen Erwachsenen sind für die Kirchgemeinden und deren sozialdiakonisches Schaffen wertvoll. Die Kirche öffnet Jugendlichen durch Jugendtreffs und Ehrenämter neue Räume, in denen sie sich ausprobieren und Einbindung erleben können. Masterarbeit Der Preis für die Masterarbeit ging an Melina Wälti. Sie hat sich in ihrer umfangreichen Analyse das « S O Z I A L D I A K O N I E - P R E I S » Ein Preis für die Menschlichkeit Fragen an die Preisträgerin Melina Wälti Werden Sie Ihre Tätigkeit bei der kirchlichen Gassenarbeit weiterführen? Auf jeden Fall. Als Gassenarbeiterin werde ich mich weiterhin für eine Stärkung der ganzheitlichen Sicht auf die Problemlagen der Betroffenen einsetzen und auch auf professioneller und politischer Ebene den Dialog fördern. Denn die Institutionen der Sozialen Arbeit sind oftmals auch mitverantwortlich für die Problematik, somit ist auch eine Kritik am Sozialstaat und an der Sozialen Arbeit angezeigt. Bei der Kirchlichen Gassenarbeit Bern begegnen wir den Menschen auf Augenhöhe und setzen uns parteilich für ihre Anliegen ein. Eine akzeptierende Haltung ist die Basis für eine nachhaltige Beziehungsarbeit, bei der der Mensch im Zentrum steht. Was ist die wichtigste Erkenntnis aus Ihrer Arbeit? Dass Jugendliche in Strassenszenen in erster Linie Jugendliche mit vielseitigen gesellschaftlichen Ansprüchen und sozialen Entwicklungsaufgaben sind. Im Rahmen deren Bewältigung kann die Strassenszene trotz des bestehenden Gefährdungspotenzials auch als Ressource im Übergang zu einer autonomen und sozial integrierten Lebensweise betrachtet werden. Ein tatsächliches Fallverstehen im Einzelfall ist die Voraussetzung für eine Beurteilung, wo eine Gefährdung besteht, eine Intervention notwendig ist und wann gerade Jugendliche in ihrem Autonomiebedürfnis respektiert werden müssen. Amal Abosamra, Yannick Bader und Synodalrätin Ursula Marti. Amal Abosamra, Yannick Bader et conseillère synodale Ursula Marti. Thema «Lebensmittelpunkt Strasse als Zwischenstation. Die Bedeutung sozialer Beziehungen für sozialintegrative Prozesse Jugendlicher in Strassenszenen» vorgenommen. Bereits in ihrem Motivationsschreiben formuliert Melinda Wälti eine Grundhaltung. Jugendliche sollen Handlungsraum und zugleich auch einen Schutzraum erhalten. Menschlichkeit steht dabei im Zentrum. Die Arbeit gibt Einblick in die Lebensrealitäten und Bedürfnisse von obdachlosen Jugendlichen. Dank Melina Wältis eigenemWirken bei der Kirchlichen Gassenarbeit erhalten alle in diesem Bereich tätigen Menschen unverzichtbare Orientierungshilfe. © Oliver Slappnig
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