22 Fokus —– ENSEMBLE 2023/70 Völker». Er zeigte auf, welche Bestrebungen auf politischer Ebene auch in der Schweiz laufen, um Chinas Machthaber zu einem Umdenken zu bringen. So habe es verschiedene parlamentarische Vorstösse zu diesem Thema gegeben, doch Bundesrat Cassis wirkt für ihn «ängstlich und mutlos». Umso mutiger sind die Forderungen seiner Organisation. Die GfbV fordert beispielsweise eine parlamentarische Anerkennung des Völkermordes, aber auch Sanktionen gegenüber Einzelpersonen und Firmen, die an der Unterdrückung der Uiguren beteiligt sind. Doch schliesslich ist er überzeugt: «Keine Diktatur währt ewig!» sagt Abduxukur Abdrixit. Dadurch hätten auch viele Uiguren, die in der Schweiz leben, den Kontakt zu Familienangehörigen verloren, ohne genau zu wissen, was mit diesen geschehen ist. Die Privatsphäre von Einzelpersonen werde zudem systematisch überwacht, und Personen würden als Geiseln behalten, um deren Familienmitglieder im Exil unter Druck setzen zu können. Sanktionen gefordert Was dies auf der persönlichen Ebene bedeutet, schilderte seine Frau Gulnar Mamtimin: «Im Jahr 2001 kannte ich einen zwanzigjährigen Jungen, dem sechs Monate nach seiner illegalen Verhaftung die inneren Organe entnommen und dessen Körper der Familie zurückgegeben wurde. Unter massiver Polizeibegleitung wurde er sofort beerdigt.» Sie berichtet von Frauen, deren Schwangerschaft gewaltsam abgebrochen wurde, und von einer eigenen Abtreibung aus Furcht vor einer Bestrafung. Denn zur Politik der kommunistischen Partei gehört auch Geburtenkontrolle oder die Trennung uigurischer Kinder von ihren Eltern. Das alles im Dienst eines perfiden Plans, die uigurische Bevölkerung minimieren zu können, um die eigene Kultur im Gebiet auszuweiten. Ich weiss nicht, wie viele schmerzliche Geschichten ich Ihnen erzählen kann», sagt Gulnar Mamtimin. «Viele Jahre lang habe ich geschwiegen und mich nicht an der Politik beteiligt. Die Realität zwang mich, zu sprechen.» Dass der Überwachungsstaat «brutal perfektioniert» sei, bestätigte Christoph Wiedmer, CoGeschäftsleiter der «Gesellschaft für bedrohte Gulnar Mamtimin MIGRATION «Aucune dictature ne dure éternellement» Deux membres du peuple ouïghour vivant en exil en Suisse évoquent leurs expériences de la politique répressive. Par Adrian Hauser A la fin mai, lors d’une manifestation qui s’est déroulée au «Cap» de la paroisse française de Berne, des Ouïghours ont livré un témoignage poignant des représailles exercées par les autorités chinoises. Intitulée «Uiguren erzählen – uigurische Volkserzählungen und politischer Kontext in Ostturkestan» («Les Ouïghours racontent – récits populaires ouïghours et contexte politique dans le Turkestan F © Adrian Hauser
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