14 Dossier —– ENSEMBLE 2023/72 KIRCHGEMEINDEN Inmitten des Kreativprozesses 17 Kirchgemeinden, sogenannte Dialoggemeinden, befinden sich zurzeit in einem Entwicklungsprozess. Im Rahmen des Projekts «Zukunft der KUW» der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn beschäftigen sie sich mit der Gestaltung ihrer religionspädagogischen Bildungsangebote. Carsten Heyden ist Projektbeauftragter und in engem Austausch mit den Kirchgemeinden. Von Angela Wagner «In der Kirche finden alle existenziellen Fragen ihren Platz und ihre Berechtigung. Nicht weil wir Antworten auf sie alle haben, sondern weil dieses Buch so viel Leben in sich birgt», ist Heyden überzeugt. Tatsächlich befasst sich die Bibel mit grossen Lebensthemen jeglicher Art; mit Verzweiflung und Tod, Liebe, Glück und Freude, mit dem Gefühl des Verlassenseins oder der Hoffnung. «Dieser Schatz an über Generationen gesammelten existenziellen Fragen, gepaart mit der Vorstellung, dass wir alle geliebte Schöpfung Gottes sind, ist für mich Grund genug, dass diese Geschöpfe in ihren subjektiven Empfindungen ernst genommen werden und zu Wort kommen.» Carsten Heyden sieht es als wichtige Aufgabe der religiösen Bildung, Kinder und Jugendliche zu begleiten und mit ihnen im Dialog zu sein. Sie ihre eigene Sprache in unserer Tradition finden zu lassen, brauche Formen der Begegnung, in denen Kinder und Jugendliche anhand ihrer eigenen existenziellen Fragen ins Gespräch kommen können. Mit anderen Menschen, mit Texten und Ritualen. «Solch offene Bildungsangebote machen bestenfalls Spass und bleiben als lebensdienliche Erfahrung in Erinnerung», so Heydens Wunsch. Die am Projekt beteiligten Dialoggemeinden entwickeln in diesem Sinne Ideen und erproben neue Formen. Anhand der zehn Leitlinien der Synode eruieren sie, welchen Punkten sie in ihrer Kirchgemeinde besondere Wichtigkeit beimessen, welche Angebote sie wie umsetzen möchten und was dies konkret für ihre Arbeit bedeutet. Eine wichtige Erkenntnis aus dem noch nicht abgeschlossenen Prozess für den Projektbeauftragten Carsten Heyden: Die Umsetzungskonzepte seien so vielfältig, wie es auch die unterschiedlich geprägten Gemeinden sind. «Die Diversität der Gemeinden ist ein grosser Schatz», findet Heyden. Aus der Analyse der entstehenden Konzepte werden Richtlinien für das religionspädagogische Handeln entwickelt, die Ende 2025 der Synode zur Diskussion vorgelegt werden. Wunsch nach mehr Öffnung Carsten Heyden beobachtet verschiedene Arten der Öffnung, die die Kirchgemeinden anstreben oder bereits umsetzen. «Manche Kirchgemeinden bieten neu grössere thematische Veranstaltungen oder Wochenenden und Lager an.» Solche zeitlich flexibleren Formen böten Gestaltungsmöglichkeiten für das gemeinschaftliche Leben und Lernen und kämen auch manchen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien mit gefüllten Terminkalendern entgegen. Es gebe aber auch Kirchgemeinden, die mit klassischen Formaten gut arbeiten könnten, so Heyden. Einzelne Kirchgemeinden wollen ihre religiösen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche öffnen, die zwar nicht konfirmiert werden wollen, sich aber für das am Anlass zu behandelnde Thema interessieren. Andere planen intergenerationelle Formen, die auch den Austausch Carsten Heyden © zVg
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=