ENSEMBLE Nr. / N° 72 - Dezember / Décembre 2023

15 ENSEMBLE 2023/72 —– Dossier zwischen den Altersgruppen fördern sollen. So werden beispielsweise thematische und gesamtkirchgemeindliche Begegnungsanlässe anhand der Kirchenjahresfeste, Tauferinnerungsgottesdienste oder Gotti-, Göttifeierlichkeiten für die ganze Familie entwickelt. «Manche Kirchgemeinden suchen die Zusammenarbeit mit Vereinen, Institutionen und Betrieben im Dorf oder im Quartier. Sie kooperieren für einen Anlass mit der örtlichen Bestatterin, oder planen einen Besuch in einer Druckerei zum Thema Nachhaltigkeit und Schöpfung», berichtet der Projektbeauftragte. Als wichtiges Anliegen vieler Kirchgemeinden identifiziert Heyden zudem den Wunsch, die Konfirmation nicht als Schlusspunkt der religiösen Bildung zu sehen, sondern Formen auszuarbeiten, in welche auch ältere Jugendliche und junge Erwachsene eingebunden werden können. So werden mancherorts Theaterprojekte und Reisen initiiert, die über die Konfirmation hinausgehen. Heyden weiss von positiven Beispielen: «Einige Dialoggemeinden haben bereits erste gute Erfahrungen gesammelt mit Lagern unter Einbezug von älteren Jugendlichen in mitleitenden Funktionen.» Bedeutung für die Kirchgemeinden Bei der Umstellung vom klassischen Unterricht zu einem umfassenden religionspädagogischen Handeln seien erlebnispädagogische und subjektorientierte Zugänge sehr hilfreich. Im Verlaufe des Prozesses, werde sich zeigen, wo die Gemeinden auf Hilfe angewiesen sind, so Heyden. Er sieht es als Aufgabe der Reformierten Kirchen BernJura-Solothurn, nötige Hilfestellungen anzubieten. Was sich mancherorts bereits als Herausforderung abzeichne, seien die Anstellungsverhältnisse. Sind Pensen von Mitarbeitenden lediglich an Lektionen gebunden, fehle die nötige Zeit, sich bereichsübergreifend in der Kirchgemeinde zu vernetzen. Um gemeinsame Bildungsanlässe zu planen, brauche es Gestaltungsfreiräume. Heyden plädiert deshalb für eine Neudefinition von Arbeitszeit, um neue und freiere Formen religiöser Bildung zu fördern. Dass es sich lohnt und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit fruchtet, zeigt die Erfahrung diverser Dialoggemeinden. In vielen Gemeinden arbeiten Katechetinnen, Pfarrpersonen, Sozialdiakone, Organistinnen und Kirchgemeinderäte zum ersten Mal konzeptionell und inhaltlich zusammen. «Das wird von den Teams als grosse Bereicherung wahrgenommen», meint Heyden. «Durch die interprofessionelle Zusammenarbeit entstehen schon fast automatisch neue religionspädagogische Formen jenseits des Unterrichtsraumes, was sich als grosse Chance erweist.» Lernort mit Echtheitscharakter Von den unterschiedlichen Funktionen und Tätigkeiten in einer Kirchgemeinde könne eine subjektorientierte Religionspädagogik nur profitieren, ist der Projektbeauftragte überzeugt und bezeichnet die Kirchgemeinde als Lernort mit Echtheitscharakter: «Viele Themen müssen nicht inszeniert werden, sondern sind bereits vor Ort.» Im Nachbarraum trifft sich beispielsweise das Trauercafé, im Kirchenraum übt der Organist, es finden Beerdigungen und Taufen statt oder die Räumlichkeiten werden mit einer interkulturellen Gastgemeinde geteilt. «Diese Möglichkeiten wollen viele Kirchgemeinden für ihre Bildungsangebote nutzen und planen bereichs- und generationenübergreifende Bildungsanlässe zu lebensnahen Themen», so Heyden. Im Projekt- und Entwicklungsprozess «Zukunft der KUW» sind die Beteiligten der Dialoggemeinden bemüht herauszufinden, welche Formen von religionspädagogischen Angeboten für ihre spezifische Kirchgemeinde passend und umsetzbar sind. Im Fokus steht das Anliegen, dass sich Kinder und Jugendliche in der KUW ernst genommen fühlen, dass sie mit ihren Themen zu Wort kommen und lernen, wie sie sich selbst als denkende und handelnde Wesen in die Gemeinschaft einbringen können. Carsten Heyden formuliert es folgendermassen: «Die Kinder und Jugendlichen selbst sind die Experten ihres eigenen Lernweges, sie sind neugierig und interessiert.» Mit dieser Haltung könnte echte und nachhaltige Bildung gelingen. Das Projekt «Zukunft der KUW» Das Projekt «Zukunft der KUW» wurde im Dezember 2021 von der Synode bewilligt, startete 2022 und befindet sich nun in der Halbzeit. Es führt den Prozess zur Entwicklung eines neuen religionspädagogischen Handelns weiter, der 2016 mit einer Zukunftswerkstatt begann. 17 Dialoggemeinden wurden Anfang 2022 gefunden, zusammengesetzt aus Stadt, Land und Agglomeration, grossen und kleinen Kirchgemeinden, auch Kirchgemeinden, die dem Projekt eher zurückhaltend begegnen. Auch Dialoggemeinden aus dem Jura sind vertreten. Sie alle wollen anhand der von der Synode beschlossenen 10 Leitlinien ein passgenaues Konzept religionspädagogischen Handelns für ihre Kirchgemeinde entwickeln (mehr Informationen zu Projekt, Prozess, Dialoggemeinden und Leitlinien siehe www.zukunft-kuw.refbejuso.ch). Bis zur Wintersynode 2025 werden aus den gewonnenen Erfahrungen Richtlinien für die kirchliche Bildung von Kindern und Jugendlichen erarbeitet.

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