ENSEMBLE Nr. / N° 73 - April / Avril 2024

10 Dossier —– ENSEMBLE 2024/73 Die meisten Leistungen der Kirchen im gesamtgesellschaftlichen Interesse wären ohne Kirchgemeinden gar nicht möglich. Sie haben einen wichtigen Beitrag geleistet, um diese Leistungen ausweisen und beziffern zu können. Von Esther Richard* 2019 wurden alle Kirchgemeinden von der Landeskirche über die zukünftige Erfassung der Leistungen im gesamtgesellschaftlichen Interesse informiert. Die Grundlage dafür war das vom Grossen Rat verabschiedete neue Landeskirchengesetz, welches besagt, dass ab 2020 die drei Landeskirchen für jede Beitragsperiode nach vier Jahren einen Bericht über die Verwendung der Beiträge ausweisen müssen. Nach Bekanntgabe der Landeskirche an die Kirchgemeinden, dass diese inskünftig einen Bericht erstellen und dazu auch speziell die Freiwilligenstunden erhoben werden müssen, lud die Landeskirche die Kirchgemeinden zu Informationsveranstaltungen ein. Sie mussten eine Person bestimmen, welche für die Erfassung zuständig war. Sie musste dafür besorgt sein, dass alle Angebotsverantwortlichen ihre Daten an sie weiterleiteten, damit die Verantwortliche diese im offiziellen Datenerfassungsblatt eintragen konnte. Die Beauftragte für Freiwilligenarbeit der Reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn wurde mit der Aufgabe betraut, die Kirchgemeinden im Ausfüllen der Excel-Tabellen-Maske zu unterstützen, was ihr Arbeitspensum um ein Vielfaches belastete. Digitale Weiterentwicklung Zu Beginn gab es aufseiten Kirchgemeinden sehr viele Fragen, die die Beauftragte zu beantworten und zu klären versuchte. Auch waren die Kirchgemeinden teilweise frustriert, dass ausgerechnet im Coronajahr 2020 die Leistungen erfasst werden sollten. Durch die Pandemie waren die Kirchgemeinden gezwungen, sehr viele ihrer sonst regelmässigen und arbeitsintensiven Angebote zu canceln. Natürlich entstanden neue Ideen, wie die mobilen Boten, oder Telefonketten für Menschen im dritten und vierten Alterssegment oder mit Mobilitätseinschränkungen. Die Kirchgemeinden haben sich innerhalb kürzester Zeit digital weiterentwickelt. Gottesdienste wurde mithilfe von Freiwilligen und kirchlichen Mitarbeitenden digital übermittelt oder auf CD aufgenommen und versandt. Und viele andere kreative Ideen wurden geboren. Aber es waren eben andere Angebote, und dies verunsicherte. Doch gerade auch diese herausfordernde Zeit der Pandemiemassnahmen zeigte einmal mehr auf, wie schnell und flexibel Kirchgemeinden mit ihrem tragfähigen und gut funktionierenden Netzwerk bereit sind, sich auf Neuerungen einzulassen, mitanpacken und ihre Verantwortung in der Gesellschaft unkompliziert und im Geiste der Nächstenliebe wahrnehmen. Intensive Arbeit So hat sich auch die anfängliche Skepsis und Verunsicherung in der Erfassung der Daten zuhanden der Landeskirche gelegt. 2021 war die Handhabung um einiges leichter. Zum einen kannte man das Prozedere und zum anderen konnten die Pandemiemassnahmen stetig gelockert werden, so dass die Freiwilligenstunden eher einer gelebten Kirchgemeinderealität entsprachen. Jeweils am Ende des Jahres haben dann die Verantwortlichen in den Kirchgemeinden ihre komplettierten Daten an den Bereich Gemeindedienste und Bildung eingereicht. Der heutige, sehr umfassende und reich bebilderte Bericht ist das Produkt einer sehr aufwändigen und intensiven Arbeit, die von den Kirchgemeinden und den Mitarbeitenden der Landeskirche erbracht wurde. Zum ersten Mal wird schwarz auf weiss ausgewiesen und vom Regierungsrat anerkannt, was Kirche, und damit gemeint sind vor allem die Kirchgemeinden vor Ort, jeden Tag zum Wohle unserer Gesellschaft leistet. Die Leistungen der Freiwilligen aller drei Landeskirchen entsprechen rund 400 Vollzeitstellen, das sind 143 Millionen Franken pro Jahr. In der politischen Diskussion um die Legitimität der Kirche als öffentlich-rechtliche Körperschaft ist dieser Leistungsausweis eine sehr wichtige Aussagekraft und ein Fakt, den es immer wieder zu betonen gibt. Die Kirchgemeinden engagieren sich jeden Tag mit unzähligen Händen und Herzen, ob professionell oder freiwillig, zum Wohle aller – nachhaltig, transparent, überzeugt und mit ganz viel Herzblut. * Präsidentin Kirchgemeindeverband KIRCHGEMEINDEN Grosses Engagement der Kirchgemeinden

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