23 ENSEMBLE 2024/73 —– Fokus Leselust-Anlass mit dem Schriftsteller Usama Al Shahmani. FRAGEN AN SABINE JAGGI Sabine, was möchtest Du mit Deinem Projekt bewirken? Mein wichtigstes Anliegen ist es, Menschen ohne den berühmt-berüchtigten moralischen Zeigefinger für Migration, Integration, Flucht und Religion zu sensibilisieren. Ihnen über die Literatur, durch das Eintauchen in einen Roman oder die Begegnung mit Autoren, Zugewanderten und Einheimischen in unserem Kirchengebiet zu mehr Interesse und tieferem Verständnis für diese wichtigen Themen zu verhelfen. Gab es einen Schlüsselmoment, der Dich auf die Idee mit der «Leselust» gebracht hat? Ja durchaus: Am Znüni-Tisch im Büro tauchte im Team einmal die Idee auf, eine Liste mit Romanen, die die Themen unserer Arbeit aufnehmen, zu erstellen. Bis dahin hatten wir einfach gegenseitig Bücher und Leseempfehlungen ausgetauscht. Der Weg von diesem ersten Moment bis zum fertigen Leselust-Leporello war dann aber noch lang. Nach welchen Kriterien wählst Du ein neues Buch für «Leselust» aus? Ich achte darauf, dass der Roman ein neues thematisches Feld abdeckt, das in unserer Arbeit wichtig ist. Weiter sind Aktualitätsbezug, Schauplatz der Handlung und deren Nachvollziehbarkeit entscheidend. Und natürlich die Geschichte selber: Die ausgewählten Bücher müssen mir so gut gefallen, dass ich sie auch privat weiterempfehle. Gibt es ein Buch, dass Dich besonders beeindruckt hat? Ich habe mehrere Lieblinge: Sehr berührend ist «Kleiner Bruder – Die Geschichte meiner Suche» von Ibrahima Balde und Amets Arzallus. In diesem Text geht es um familiäre Verpflichtungen, geschwisterliche Solidarität und um die Zufälligkeit von Fluchtgeschichten. Immer wieder gerne lese ich «Ohrfeige» des Irakers Abbas Khider. Er schafft es – mit der nötigen Portion (Galgen-)Humor – die Geschichte einer gescheiterten Integration zu erzählen. Beide Bücher eignen sich sehr gut für Veranstaltungen – deshalb mag ich sie natürlich besonders gerne! © Sabine Jaggi
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