ENSEMBLE Nr. / N° 74 - Juni / Juin 2024

16 Fokus —– ENSEMBLE 2024/74 Die Gesellschaft wandelt sich. Darum passen sich die gesamtkirchlichen Dienste den neuen Anforderungen an. Die Synode hat das entsprechende Organisationsreglement genehmigt. Von Markus Dütschler Die Volkskirche, der alle angehören und deren Wirken für die meisten selbstverständlich ist, gibt es kaum mehr. Kirche muss sich heute erklären. Viele haben den Bezug zu ihr verloren, sind nicht mehr kirchlich sozialisiert worden oder haben sich innerlich davon entfernt. Und doch haben die Ansprüche an die Kirche nicht abgenommen. Sie haben sich nur gewandelt. Grundsätzliche Fragen zum Dasein, zum Sinn des Lebens und zur Ethik gibt es nach wie vor. Es sind Fragen, auf die keine simplen Antworten passen. Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn arbeiten intensiv daran, auf diese Fragen zu hören. Wie soll die Gesellschaft sicherstellen, dass die immer grössere Gruppe älterer Menschen Zuwendung erhält und in Würde leben kann? Wie ist der Klimakrise zu begegnen? Welche Antworten hält die Kirche für Menschen bereit, die im Hedonismus nicht die gewünschte Erfüllung finden? Bestehendes nicht immer geeignet Schon die Pandemie in den Jahren 2020 bis 2022 hat gezeigt, dass über Nacht neue Anforderungen auftauchen. Und zwar dringliche Fragen, die rasche Antworten verlangen. Damals hat sich gezeigt, dass die bestehenden Strukturen nicht immer geeignet sind, neue Bedürfnisse wahr- zunehmen und diesen adäquat zu begegnen. Derzeit gibt es die Bereiche Zentrale Dienste, Gemeindedienste und Bildung, OeME-Migration, Sozialdiakonie, Katechetik und Theologie, dazu die Kirchenkanzlei. Nicht immer passt ein Thema genau in einen Bereich. Kritiker monierten zuweilen ein «Silodenken» oder bekamen den Eindruck, die linke Hand wisse nicht immer, was die rechte tue. Oder es fühlte sich gar niemand zuständig. Die Reorganisation, deren Anfänge ins Jahr 2022 zurückreichen, soll Voraussetzungen schaffen, damit dies nicht mehr passiert. Die gesamtkirchlichen Dienste (GkD) sollen agiler werden, die Durchlässigkeit innerhalb der Bereiche grösser und das interdisziplinäre Denken umfassender. Über dem ganzen Reorganisationsgedanken steht einer der Visionsgrundsätze: «Bewährtes pflegen – Räume öffnen». Die neuen Einheiten werden nicht mehr Bereich genannt, sondern Fokus. Sie fokussieren sich auf die Themen Welt beziehungsweise Kirche. In einem Fokus werden die Ressourcen gebündelt. Eine Leitungskonferenz erhält die Kompetenz, Schwerpunktthemen zu beschliessen und die dafür nötigen Ressourcen zu sprechen. Zudem gibt es Querschnittthemen, die besonders intensiv und fokusübergreifend bearbeitet werden. Stabiler Rahmen Dank der Reorganisation soll es einen stabilen Rahmen geben, der gleichzeitig ein agiles Innenleben ermöglicht. Der siebenköpfige Synodalrat wird weiterhin Departemente leiten. Nun sind es aber jeweils zwei Mitglieder, die den Fokussen Kirche, Welt und Ressourcen vorstehen. Das Präsidium hat die Kirchenkanzlei unter sich. Die Sommersynode, die am 28./29. Mai im Berner Rathaus tagte, stand der Reform positiv gegenüber. Es sei gut, wenn die gesamtkirchlichen Dienste agiler würden und Mitarbeitende ihre Talente noch besser einsetzen könnten, sagten Synodale. Andere monierten, dass man den Synodalrat hätte verkleinern sollen, zudem dauere die Reorganisation zu lange. Wieder andere fanden den Begriff Fokus nicht gelungen. Sukkurs erhielt die Absicht, mehr Führung zuzulassen, Befähigung zu ermöglichen und Schnittstellen abzubauen. Ein Synodaler drückte sich hemdsärmlig aus: «Reorganisiert den Laden!» Das tat das Kirchenparlament. Es genehmigte das Reorganisationsreglement haushoch mit 148 Ja zu 7 Nein bei 2 Enthaltungen. Die Reorganisation tritt per 1.1.2025 in Kraft. Doch im Haus der Kirche werden bereits diesen Sommer die ersten Weichen neu gestellt. SOMMERSYNODE Mehr Fokussierung – weniger Silodenken

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=