4 Dossier —– ENSEMBLE 2024/74 Die Kirche (Kilch) steht in der Mitte, und der Radius einer Fuss-Wegstunde (höri) darum herum umfasst die Kirchgemeinde. Diese Art der Grenzziehung stammt aus dem Mittelalter. Sie inspirierte die Pfarrerin von Ferenbalm, einem neuzeitlichen Gemeinschaftsprojekt denselben Namen zu geben. Von Isabelle Not* Im Mittelalter und in der Neuzeit – das Ziel ist beide Male dasselbe: Eine Kilchhöri verbindet die Menschen. Die Projektidee ist aus der Praxis entstanden. Pfarrerin Katrin Bardet wurde immer wieder angefragt, ob sie jemanden kenne, der dies oder jenes wisse oder bei einem Vorhaben mithelfen könne. So entstand die Idee, das Netzwerk von kirchlichen und säkularen Organisationen und Personen in der näheren Umgebung sichtbar zu machen. Katrin Bardet ist Mitglied eines fünfköpfigen Kernteams, das sich seit 2022 dem Projekt «Kilchhöri» widmet. «Wir wollten nichts Neues erfinden, sondern bestehende Angebote auf dem Gebiet der kantonsübergreifenden Kirchgemeinde Ferenbalm miteinander in Kontakt bringen», erklärt die Pfarrerin auf die Frage nach dem Ziel des Projekts. An einem Strang Die Kirchgemeinde Ferenbalm (BE / FR) ist eine echte Kilchhöri: Nebst der Berner Gemeinde gleichen Namens gehören die freiburgischen Orte Wallenbuch, Ulmiz, Ried, Agriswil, Büchslen und Gempenach zur Kirchgemeinde. Diese umfasst zahlreiche Weiler und Ortschaften mit einem vielfältigen sozialen Angebot wie Dorf- und Sportvereine, Jugend- und Seniorenarbeit, Kinderbetreuung, Spitex, Nachbarschaftshilfe, Chöre, Kultur und vieles mehr. Aufgrund der dezentralen und kantonsübergreifenden Struktur funktionieren diese Angebote oft nur innerhalb einer kleinen Siedlungsgemeinschaft und nicht in einem grösseren regionalen Kontext. Um einen breiten Rückhalt für die Kilchhöri zu gewährleisten, wurden deshalb zuerst die politischen Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Gemeinden Ferenbalm, Ried, Ulmiz und Murten kontaktiert. Denn alle im Gebiet der Kirchgemeinde lebenden Menschen sollen an der Kilchhöri teilhaben können, unabhängig von ihrer Kirchen- oder Religionszugehörigkeit. Damit hat das Projekt das Profil einer sogenannten «Caring Community», einer sorgenden Gemeinschaft, in der man sich über die direkte Nachbarschaft hinaus kennt, einander um Unterstützung bitten und schneller Hilfe finden kann. Diese Projektidee stiess nicht nur bei den politischen Gemeinden auf positive Resonanz, sondern auch bei den beiden Kantonalkirchen, dem Synodalverband Bern-Jura-Solothurn sowie der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Freiburg. Unterstützung durch Refbejuso Der Aufbau sorgender Gemeinschaften (Caring Communities) wird von den Reformierten Kirchen «KILCHHÖRI» Ein modernes Caring-Community-Projekt Kirche Ferenbalm © Marvin Meyer
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