8 Dossier —– ENSEMBLE 2024/75 serungspotenzial bietet sich auch in der Ausbildung. Erst wenige Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz bilden sich in diesem Spezialgebiet weiter. Last, but not least seien auch weitere Anstrengungen bei der Finanzierung erforderlich, gibt Dr. Steffen Eychmüller zu bedenken. Forschung In der noch jungen Fachdisziplin beschäftigt sich die akademische Forschung mit der Rolle, welche die Lebensphilosophie und die Werte der Patienten bei Therapieentscheidungen spielen. Studien befassen sich mit der Behandlung von Symptomen wie Schmerzen oder Übelkeit, es müssen aber auch nichtphysische Aspekte berücksichtigt werden. Am CHUV in Lausanne wird beispielsweise die Wirksamkeit palliativmedizinischer Angebote untersucht, aber auch die Erfahrungen, die Angehörige von Patienten gemacht haben, die sich für einen assistierten Suizid entschieden. Die Universitätsspitäler Genf wiederum untersuchen die Gründe für den Suizid bei älteren Menschen oder die frühzeitige Einführung der Palliativpflege bei COPD-Patienten (chronisch obstruktive Lungenerkrankung). In Bern wurde ein Projekt lanciert, das die Versorgung von Krebspatienten verbessern soll. Im Hinblick auf die Linderung von Symptomen beschäftigten sich Fachleute zudem mit der Integration von komplementärmedizinischen Behandlungen in die Palliativmedizin. Anlässlich des Welt-Hospiz- und Palliative-Care-Tags Ende September widmete sich «palliative vaud» einen Tag lang der Reflexion und Erforschung der integrativen, psychedelischen und schamanistischen Medizin und setzte sich mit dem Einsatz von therapeutischem Cannabis in der Palliative Care auseinander. Ein Festival und eine Konferenz Vom 21. bis 25. Oktober findet in der Stadt Bern das erste Festival zum Thema Tod und Trauer statt. Die Veranstaltung mit dem Titel «endlich. menschlich» ist die erste ihrer Art und lädt dazu ein, sich unter dem Motto «Wir werden alle betroffen sein, also lass es uns so gestalten, dass es so gut wie möglich abläuft» mit Fragen rund um das Lebensende auseinanderzusetzen und sich mit anderen darüber auszutauschen. Ziel ist es, ein Gespräch darüber in Gang zu setzen, was ein menschenwürdiges Lebensende bedeutet. Die Festivalbesucherinnen und -besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm: thematische Spaziergänge und Führungen, ein Rundgang im Haus der Religionen, Workshops, Theateraufführungen, Konzerte, Lesungen und Podiumsdiskussionen sowie verschiedene Kunstprojekte. Höhepunkt des Festivals ist ein informeller Austausch zwischen dem Publikum und Experten am Donnerstag, 24. Oktober. Zahlreiche Institutionen nehmen an der Veranstaltung teil, darunter die Kirchen und die Beratungsstelle Leben und Sterben mit Installationen und verschiedenen Angeboten in der Krypta der Christkatholischen Kirche (Raum der Stille, Meditation und Musik, Seelsorge, Fotografien). Parallel zum Festival findet eine internationale Konferenz (8. Internationale Konferenz Public Health Palliative Care) zum Thema «Brücken bauen» statt. Die Konferenz bringt in Bern Fachleute aus der ganzen Welt und aus verschiedenen Disziplinen – von der öffentlichen Gesundheit über Soziologie, Psychologie, Theologie, Medizin und Politik bis hin zur Pflege – zusammen. Sie werden Modelle und Projekte vorstellen, die insbesondere darauf abzielen, das Wissen zum Thema zu vertiefen und in der Gesellschaft das Verständnis für die Vorgänge am Ende des Lebens zu fördern. Informationen endlich-menschlich.ch/festival phpci2024.org © Palliaviva/KEYSTONE/Gaetan Bally Die Medizin muss sich eingestehen, dass sie nicht alles und alle heilen kann. La médecine doit admettre qu’elle ne peut pas guérir tout le monde.
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