32 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2024/76 Das Haus der Religionen feiert dieser Tage den zehnten Geburtstag. mdü – Wer mit dem Tram am Europaplatz vorbeifährt und die riesige Überbauung betrachtet, in der sich das Haus der Religionen befindet, könnte meinen, es wäre schon immer da gewesen. In der Tat hat das «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen», wie es mit vollem Namen heisst, am 14. Dezember 2024 sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Doch selbstverständlich ist es keineswegs. Mehrfach hing das Projekt, das sich über lange Jahre von Provisorium zu Provisorium hangelte, an einem seidenen Faden. Inzwischen hat sich die Einrichtung etabliert. Aus nah und fern kommen Besucherinnen und Besucher, um dieses einzigartige Haus zu besichtigen. Gerade in diesen stürmischen Zeiten stimmt es zuversichtlich, dass es einen Ort gibt, an dem sich Menschen mit unterschiedlichen Welt- und Gottesbildern wie selbstverständlich begegnen. Der Turm des Hindutempels und die Andeutung eines Minaretts, die nebeneinander ein wenig aus der Fassade des modernen Zweckbaus herausragen, sagen mehr als tausend Worte. Der «Verein Haus der Relimdü – «Eine Bibel über Suchende für Suchende» – so schreibt Monika Renz in der Einleitung zu ihrem jüngsten Buch. Die Krankenbibel ist eine Sammlung biblischer Erzählungen des Alten und Neuen Testaments. Renz hat die Auswahl der Texte unter folgenden Gesichtspunkten vorgenommen: Sie entschied sich zum einen für Erzählungen, die innerseelische Vorgänge aufzeigen, zum anderen für Texte über Gottesvorstellungen, die sowohl damals wie auch heute die Beziehung zu Gott beschreiben, und drittens für bekannte Erzählungen der Bibel, die zu unserem kulturellen Erbe gehören. Monika Renz absolvierte nach ihrer ersten Ausbildung zur Primarlehrerin und der Ausbildung zur Musiktherapeutin das Studium der pädagogischen Psychologie, der Psychopathologie und der Musikethnologie. Sie hatte die Leitung der Psychoonkologie im Kantonsspital St. Gallen inne. Seit jeher begleitete sie das Interesse an Fragen der Religion und der Spiritualität, was sie zum Studium der Theologie in Innsbruck und Fribourg führte. HAUS DER RELIGIONEN Die Welt am Europaplatz Krankenbibel gionen – Dialog der Kulturen», der das vielfältige Programm verantwortet, hat sich zum 10. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht. Eine ganze Anzahl von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund erzählen von ihrer Geschichte mit diesem einzigartigen Projekt und davon, was es für sie bedeutet. Das Projekt hat nicht nur das scheinbar Fremde in Bern sichtbar und verstehbar gemacht. Durch die intensive Zusammenarbeit ist die Einrichtung, in der viele Menschen mit Migrationshintergrund mittun, irgendwo auch eine typisch schweizerische Einrichtung geworden. Eine mit unglaublichen Besonderheiten, muss man hinzufügen. Oder kennt jemand ein anderes veganes Ayurveda-Restaurant mit Koscher-Stempel? Im reich illustrierten Bildband berichten Förderer und Weggefährtinnen, aber auch unzählige Nutzer und Mitarbeiterinnen der Einrichtung, was das Projekt für sie bedeutet. Ein Projekt, das zwar ein Jahrzehnt alt geworden ist, aber wohl nie fertig sein wird. Informationen Die Welt am Europaplatz, Stämpfli Kommunikation Bern, 2024. ISBN 978-3-7272-6180-0, gebunden, Fr. 34.90 Warum Monika Renz ihr Buch Krankenbibel nennt, erklärt sie auf den ersten Seiten ihres Werkes. Es geht in vielen Texten um Heilung, um das Ganzsein und um Frieden. Dennoch richtet sich das Buch nicht nur an kranke Menschen; es ist für alle, die in die Hoffnung und die Ermutigung der Bibel eintauchen möchten. Dabei hilft, dass Erklärungen zum Hintergrund der jeweiligen Erzählungen gegeben werden. Die Bibel wird zumeist in eigenen Übersetzungen erzählt, zum Teil zitiert sie aus der Einheitsübersetzung. Es ist eine Bibel in Kurzform, die die Frage nach dem Wesentlichen stellt. Monika Renz lädt ein, die Bibel mit «mystischem Blick» zu lesen und zu betrachten, was Menschen zu allen Zeiten mit Gott erfahren haben. Durch den mystischen Blick dürfen auch wir heute uns eingeladen fühlen, unseren «eigenen Erfahrungen und Gott zu trauen».
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