OeME-Migrationsarbeit - ein Handbuch für Kirchgemeinden

«Was ist ökonomische Theologie?», fragte mich eine Frau. Ich stutzte, verstand zuerst die Frage nicht, fragte nach und merkte, dass sie ökumenisch und ökonomisch verwechselt hatte. Dann sagte ich ihr, dass ökumenisch vom griechischen Wort «Oikumene» komme und «die ganze bewohnte Erde» bedeute. Dabei gehe es darum, dass verschiedene Konfessionen und Kirchen zusammenarbeiten, Beziehungen pflegen und sich aus- tauschen. Heute werde der Begriff auch überkonfessio- nell gebraucht, also auf andere Religionen ausgeweitet. «Oikumene» komme vom griechischen Wort «oikos», was «Haus», «ganzer Haushalt» bedeute. Es gehe also darum, wie wir unser Zusammenwohnen gestalten, wie wir gemeinsam haushalten. Die Frage der Frau liess mich nicht mehr los, und ich überlegte mir, dass der Gedanke des gemeinsamen guten Haushaltens für viele andere Bereiche auch gilt. Und immer fangen diese Worte an mit «oikos». In der Ökonomie geht es darum, wie wir wirtschaftlich haushalten, in der Ökolo- gie, wie wir mit unserer Umwelt nachhaltig haushalten, und die Mikrofinanzorganisation Oikocredit fordert uns heraus, gut mit unseren finanziellen Ressourcen zu haushalten. Mit Ökumene, Ökonomie, Ökologie und Oikocredit kom- men Dinge zur Sprache, die in der Arbeit des Bereichs OeME-Migration der Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn wichtig sind. Es geht darum, wie wir unseren Welthaushalt gestalten, wie wir mit anderen Kirchen und Konfessionen, aber auch mit anderen Religionen und Kulturen gut und in Frieden zusammenleben, wie wir das weltweite wirtschaftliche Zusammenleben gerecht organisieren, damit alle zu ihrem Recht kommen. Es geht aber auch darum, mit Gottes Schöpfung nachhaltig und haushälterisch umzugehen, damit kommende Genera- tionen auf dieser Erde leben können, und darum, wie wir unsere finanziellen Ressourcen einsetzen, damit auch die benachteiligten Menschen im Süden Zugang zu Krediten haben, um sich eine Zukunft aufbauen zu können. Der deutsche Theologe Fulbert Steffensky sagte einmal: «Mission heisst, zeigen wer man ist und was man liebt.» In diesem Sinne haben Menschen, die sich für OeME- Migrations-Anliegen einsetzen, eine Mission: Sie sind Fürsprecherinnen und Fürsprecher für einen menschen- freundlichen Welthaushalt und versuchen entsprechend zu leben: • Sie erheben das Wort gegen ungerechte Verhältnisse. • Sie zeigen auf, dass für alle genug da ist, wenn wir teilen lernen. • Sie setzen sich ein für Menschen, die wegen Krieg, Terror und ungerechter Verhältnisse auf der Flucht sind und bei uns Zuflucht suchen. • Sie setzen sich für Migrantinnen und Migranten ein, solange diese hier mit uns zusammenleben, und wollen dafür sorgen, dass sie auch, wenn sie ab- gewiesen werden, in ihrem Heimatland eine sichere Zukunft haben. Zusammen mit anderen Gleichgesinnten arbeiten sie so- mit daran, dass «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung» in unserem Welthaushalt sichtbar und für alle erfahrbar werden. Gott selber setzt sich ein für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit, und er hat uns diese wunderschöne Welt, seine Schöpfung anvertraut, damit wir haushälterisch mit ihr umgehen. Er lädt uns ein, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sein, und schenkt uns den Mut und die Phantasie, seine Vision zu leben. Ueli Burkhalter, Synodalrat für den Bereich OeME-Migration und Pfarrer in Busswil BE «Menschen, die sich für OeME-Migrations-Anliegen ein- setzen, haben eine Mission: Sie sind Fürsprecherinnen und Fürsprecher für einen menschenfreundlichen Welthaushalt und versuchen entsprechend zu leben.» 5 0 1 | V O R WO R T

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