OeME-Migrationsarbeit - ein Handbuch für Kirchgemeinden

4.4 Migrationsarbeit in der Kirchgemeinde 4.4.1 Warum sich in Ihrer Kirchgemeinde für Migrations-Themen einsetzen? Migration ist der Regelfall menschlicher Existenz, Sess- haftigkeit die Ausnahme. 17 Das Thema Migration gehört zu den Daueraufgaben der Kirche, die sich seit jeher bemüht, Menschen in Not zu helfen, sie zu begleiten und zu stärken. Eine Kirche, die nur für sich selbst Kirche ist, verfehlt ihre Bestimmung und verarmt innerlich. Die Fra- gen um Migration und Integration dürfen im kirchlichen Alltag keinesfalls aussen vor bleiben – das wäre auch theologisch falsch. Die vom Synodalrat 2015 veröffent- lichte Standortbestimmung «Sieben migrationspolitische Grundsätze» vermittelt diesbezüglich wichtige Anhalts- punkte: Mittels ausgewählter Bibelstellen, Verweisen auf die entsprechenden theologischen (und auch menschen- rechtlichen) Debatten und inhaltlichen Stellungnahmen bietet das Dokument Orientierung und Anregung im migrationspolitischen Diskurs. 18 Migrationsarbeit gehört zu den Aufgaben jeder Kirchgemeinde, denn • Fragen rund um Migration und Integration sind in vielen Köpfen und Herzen aktuell – auch dort, wo nur wenige Zugewanderte leben; • die Kirchenordnung der Reformierten Kirchen Bern- Jura-Solothurn ruft zur diakonischen Öffnung auf 19 und Kirchgemeinden sollen offen sein für «den theo- logischen Dialog mit anderen Religionen und [für] die Zusammenarbeit in konkreten Lebensbereichen». 20 Fragen zu Migration in Ihrer Kirchgemeinde Folgende Abklärungen zur Situation von Migrantinnen und Migranten in Ihrer Wohngemeinde sind für die Kirch- gemeinde wichtig: • Wer alles lebt in Ihrer Wohngemeinde, woher stam- men diese Menschen, und wie sehen ihre Lebens- realitäten aus? Handelt es sich um Personen mit Fluchthintergrund, um Angehörige im Familiennach- zug, um sogenannte Secondas und Secondos, um Menschen, die wegen der Arbeit in die Schweiz gekommen sind? Welche Bedürfnisse haben die be- treffenden Personen? • Welcher Religion gehören die hier ansässigen Migrantinnen und Migranten an, wie und wo leben sie ihren Glauben (Moscheen, Tempel, Migrations- kirchen)? • Wie organisieren sich die Zugewanderten im Ein- zugsgebiet der Kirchgemeinde? Gibt es Treffpunkte oder Vereine? Gibt es Multiplikatoren, also Men- schen, über die man mit ganzen Gruppen in Kontakt treten kann? • Was tut die politische Gemeinde im Bereich Migra- tion? Welche Gruppen engagieren sich für Zugewan- derte im Einzugsgebiet der Kirchgemeinde? Solche Abklärungen, die sich daraus ergebenden neu geknüpften Kontakte, Ideen und Anliegen verschiedens- ter Personen können Anstoss für weitere Schritte sein und konkrete Projekte entstehen lassen, die das Leben in der Kirchgemeinde bereichern. Dafür ist eine gute Verankerung des Migrationsthemas in den kirchlichen Strukturen – lokal oder auch regional – hilfreich. 4.4.2 Die Migrationsthematik im Kirchgemeinderat Um die Aufgaben im Bereich Migration in der Kirchge- meinde zu verorten, ist es sinnvoll, im Kirchgemeinderat ein entsprechendes Ressort zu schaffen. Es ist auch denkbar, den Schwerpunkt Migration einem bestehen- den Ressort zuzuordnen – nicht als Notlösung, sondern um Kräfte zu bündeln. Besonders eignen sich dafür die Ressorts OeME und Sozialdiakonie, denn Migrationsthe- men sind meist eng verknüpft mit Fragen der Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME) sowie mit sozialdiakonischen Anliegen. «Das Thema Migration gehört zu den Daueraufgaben der Kirche, die sich seit jeher bemüht, Menschen in Not zu helfen, sie zu begleiten und zu stärken.» Informieren Sie sich über die Lebensrealität von Migrantinnen und Migranten in Ihrer Gemeinde. 17 Siehe dazu auch Kapitel 4.1. 18 Siehe Publikationen in Kapitel 5.1. 19 Siehe Art. 78 Abs. 1 der Kirchenordnung, zu finden in Kapitel 2.3. 20 Siehe Art. 82a Abs. 1 der Kirchenordnung, zu finden in Kapitel 2.3. 52 0 4 | M I G R AT I O N S A R B E I T

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=