20
Fokus —– ENSEMBLE 2016/7
Innerhalb des Visionsprozesses «Kirche 21»
fanden sechs Jugendkonferenzen statt, an
denen rund 90 Personen teilnahmen. Eine
davon ist Anja Peverelli. Sie gibt Auskunft,
was junge Erwachsene im Zusammenhang mit
den Reformierten Landeskirchen beschäftigt.
Interview von Adrian Hauser
Ein Artikel, der kürzlich im «reformiert.» erschien,
suggeriert, dass die jüngere Generation die Lan-
deskirche langweilig finde und auf dem Sprung in
die Freikirchen sei. Wie beurteilen Sie das?
Ich erlebe vermehrt, dass die Kirche in der Frei-
zeit der jüngeren Generation keinen Platz findet.
Die Interessen liegen anderswo. Häufig ist zudem
das Angebot der Landeskirche nicht auf jüngere
Besucher ausgerichtet. Diese sind sich ein Umfeld
voller Bewegung gewohnt. Das Interesse muss
geweckt werden und – ein sehr wichtiger Punkt
– es muss einen Nutzen haben. Wenn der Nutzen
nicht erkennbar ist, wendet sich das junge Publi-
kum ab. Die Freikirchen schaffen es, genau in die-
sem Bereich erfolgreich zu sein: Sie haben ein
trendiges, junges Produkt, mit dem sie die jünge-
re Generation ansprechen.
Was beschäftigt die Leute aus Ihrem Umfeld im
Zusammenhang mit der Landeskirche?
Viele Leute in meinem Umfeld besuchen die
Kirche vor allem im Zusammenhang mit Feierlich-
keiten. Ihnen sagen die anderen Angebote der
Kirche zu wenig zu. Auch ist häufig ein verstaub-
tes Image der Kirche vorhanden.
Sie haben an der Jugendkonferenz in Interlaken
teilgenommen. Was hat Sie und andere junge Er-
wachsene dazu motiviert?
Ich denke, dass sich die Teilnehmenden der
Jugendkonferenz um die Zukunft der Kirche sorgen
und vor allem diese mitprägen möchten. Es ist
wichtig, sich Gedanken zu machen, wie die Bedürf-
nisse der Jugendlichen zukünftig besser abgedeckt
werden können. Für mich ist die Landeskirche ein
wichtiger Bestandteil der schweizerischen Kultur.
An den Konferenzen hat man zudem einen gewis-
sen Tatendrang gespürt. Es wurde klar, dass die
jüngere Generation auch mitreden will!
Welche Angebote der Landeskirche nutzen Sie heu-
te persönlich?
Ich selber benutze die Angebote selten. In
Thun gibt es den «Gleis-19-Gottesdienst», der spe-
ziell für junge Leute angeboten wird. Diesen be-
suche ich ab und zu. Für mich ist der Glaube aber
nicht mit einem physischen Ort verbunden.
Welche Angebote wünschen Sie sich für die Zu-
kunft?
Ich wünsche mir die Kirche als Ort für Begeg-
nungen. Insbesondere auch für Menschen mit
anderer Religion, aus anderen kulturellen Kreisen.
Das Kirchgemeindehaus Thun steht aktuell jeden
Freitagnachmittag für das «Tea&Talk» zur Verfü-
gung. Damit wird ein Raum geschaffen, der den
Austausch zwischen Flüchtlingen und der inter-
essierten Bevölkerung ermöglicht. Solche Ange-
bote entsprechen dem Puls der Zeit und sind wich-
tig für das zukünftig noch interkulturellere
Zusammenleben in der Schweiz.
Zum Schluss: Ihre persönliche Kernfrage an die
Landeskirche?
Warum hält die Kirche an ihren Gottesdiensten
fest? Gäbe es nicht auch andere Möglichkeiten,
um gemeinsam den Glauben zu leben?
J U G E N D K O N F E R E N Z E N V I S I O N « K I R C H E 2 1 »
«Man hat einen Tatendrang gespürt»
Conférence jeunesse autour
de «Vision Eglise 21»
red
– Une vingtaine de jeunes de l’arrondisse-
ment du Jura ont pris part à la rencontre «Wor-
ld Café» à Malleray, organisée dans le cadre du
processus «Vision Eglise 21». Ils ont été invités
à rêver leur Eglise. Les méninges se sont mises
en route autour des tables. Les avis, remarques,
coups de gueule ou coups de cœur ont donné
lieu à la formulation de 16 questions concrètes.
La forme du culte et la participation des jeunes
dans les instances des paroisses figurent parmi
les thèmes principaux.
©zVg
Anja Peverelli