Previous Page  4 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4 / 36 Next Page
Page Background

4

Dossier —– ENSEMBLE 2016/13

Im Jahr 2017 wird europaweit das 500-jährige

Bestehen der Reformation gefeiert. Auch die

Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn

beteiligen sich an den Feierlichkeiten, denn

die Reformation prägte zentrale Werte der

heutigen Gesellschaft. Sie war unter anderem

Wegbereiter für die heutige Demokratie.

Von Andreas Zeller* und Damian Kessi**

Zusammen mit verschiedenen Kirchgemeinden

und nicht kirchlichen Partnern planen die Refor-

mierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn über 50 Ak-

tivitäten und Projekte im ganzen Kirchengebiet.

Die Synode hat insgesamt 600 000 Franken für

Anlässe und Projekte rund um das Reformations-

jubiläum zur Verfügung gestellt. Viele Kirchge-

meinden planen zudem in diesem Jahr eigene

Initiativen und Projekte.

Weshalb aber feiern wir 2017 überhaupt ein

Reformationsjubiläum? Martin Luther soll am

31. Oktober 1517 seine 95 Thesen zur Erneuerung

der Kirche an die Tür der Schlosskirche in Witten-

berg geschlagen haben. Seit 400 Jahren werden

deshalb die 17er-Jahre als Jahrhundertfeiern der

Reformation begangen. Dieses symbolische An-

fangsdatum der gesamten Reformationsbewe-

gung ist auch für die Schweiz wichtig. Deshalb ist

eine Beteiligung der Schweizer Kirchen am welt-

weiten Reformationsgedenken sinnvoll. Das Re-

formationsjubiläum 2017 soll kein reines «Luther-

Gedenken» sein: Europaweit flammten etwa zur

selben Zeit – ob nun durch Luther beeinflusst oder

unabhängig von ihm – Erneuerungsbewegungen

auf, die dasselbe Ziel verfolgten: eine Neuorien-

tierung der Kirche und damit der gesamten Ge-

sellschaft.

Reformation in Bern

Auch Bern verfügt über eine spezifische Reforma-

tionsgeschichte: Die Berner Reformationsbewe-

gung begann 1523 mit den kritischen Predigten

von Jörg Brunner in Kleinhöchstetten gegen die

Priesterweihe sowie die Autorität von Papst, Bi-

schof und Messe. Dafür wurde er vom Rat in Bern

angeklagt, von einem Schiedsgericht aber freige-

sprochen. Auch Berchtold Haller, Chorherr am

Münster und ein guter Bekannter Huldrych Zwing-

lis, der seit 1523 in seinen Predigten die biblischen

Bücher fortlaufend auslegte (lectio continua), war

ein Katalysator der Berner Reformation. Vor allem

aber befeuerten die beiden von Niklaus Manuel

verfassten Fastnachtsspiele vom Februar 1523 mit

ihrer scharfen Kritik an Papst und Kirche die Re-

formbewegung in Bern.

In den folgenden Jahren erliess der Rat ver-

schiedene Mandate und führte Ämterbefragungen

durch, um den religiösen Frieden zu wahren. Die

politische Obrigkeit Berns mischte sich dabei stark

in Angelegenheiten der Kirche ein. Die Entwick-

lungen, auch auf schweizerischer Ebene, verlang-

ten schliesslich nach einer Klärung der Glaubens-

frage und führten zur Berner Disputation vom 6. bis

26. Januar 1528 in der Kirche des damaligen Bar-

füsserklosters. Grundlage dieser Disputation waren

die «Zehn Berner Thesen». An der Disputation nah-

men neben allen Geistlichen und Ratsherren Berns

auch Delegationen aus anderen Ständen teil. Da-

runter war auch eine Delegation aus Zürich mit

Zwingli. Insgesamt waren es rund 450 Personen.

NACH DEN

BEDÜRFNISSEN

DER

MENSCHEN FRAGEN

REFORMATIONSJUBILÄUM 2017

S’INTERROGER SUR LES

BESOINS

DE L’ÊTRE HUMAIN

JUBILÉ DE LA RÉFORME 2017

* Synodalratspräsident

** Koordinator Reformationsjubiläum