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Dossier —– ENSEMBLE 2016/14
Die politische Debatte wirft vielmehr die Frage
auf, ob man überhaupt noch die Hoffnung hat,
etwas zum Wohle der Menschen weltweit bewe-
gen zu können. Dabei weiss man dank der Eva
luation der Millenniums-Entwicklungsziele der
UNO, dass in der Überwindung von Armut mit
koordinierter Vorgehensweise wesentliche Fort-
schritte möglich sind.
Veränderungen hier und dort
Es wäre naiv zu glauben, es sei einfach, in Krisen-
gebieten unter schwierigen sozialen und ökologi-
schen Bedingungen oder in Situationen, in denen
politische und wirtschaftliche Korruption herrscht,
Erfolge zu erzielen. Viele Irrwege wurden beschrit-
ten. Auch in Zukunft wird sich manches noch so
sorgfältig geplante Projekt als Fehlgriff erweisen.
Das ist aber kein Grund, nicht anzupacken. Die
UNO hat sich mit den nachhaltigen Entwicklungs-
zielen und der daraus folgenden Agenda 2030 ein
äusserst ambitioniertes Programm für die Zukunft
gegeben. Erstmals enthalten Entwicklungsziele
auch Finanzierungsvorschläge. Diese zeigen deut-
lich auf, dass die Ziele nicht ohne die Zusammen-
arbeit mit verschiedensten staatlichen, zivilgesell-
schaftlichen und privaten Akteuren zu erreichen
sind. Auch wenn einige Ziele wie «die Armut in
allen ihren Formen und überall beenden» oder
«den Hunger beenden» altbekannt erscheinen,
wird erstmals klar postuliert, dass Entwicklungs-
ziele nicht nur weit weg von der Heimat erreicht
werden müssen. Denn das Gelingen von Entwick-
lung setzt Veränderung hier und dort voraus.
In diesem Zusammenhang ist von Transforma-
tion die Rede. Die reichen Gesellschaften werden
in Zukunft nicht mehr denselben Verbrauch an
Ressourcen für sich beanspruchen können, wenn
sie nicht massive Schäden für alle in Kauf nehmen
wollen. Vielleicht wäre hier der Begriff des Sparens
sogar produktiv eingesetzt. Leider ist dies in der
Strategie zu einer nachhaltigen Entwicklung der
Schweiz und dem entsprechenden Aktionsplan
2016–2019 lediglich zu erahnen. Greifbar wird in
den entsprechenden Unterlagen, dass das Wachs-
tum armer Länder Voraussetzung für Entwicklung
ist und das Wachstum der reichen Länder die
Grenzen längst erreicht hat. Wir verbrauchen
mehr, als für eine nachhaltige Nutzung unseres
Landes zulässig wäre. Und im Aktionsplan wird
schon fast lakonisch bemerkt: «Rund 70 Prozent
des Schweizerischen Ressourcenverbrauchs fallen
jedoch im Ausland an.» Das zeigt: Eine grundle
gende Transformation ist nötig.
Kirchen gestalten Entwicklung
Mit welcher Verbindlichkeit auch immer sich die
Schweizerische Eidgenossenschaft zu den Ent-
wicklungszielen stellen wird, Staaten allein
werden es nicht richten. Die nachhaltigen Ent-
wicklungsziele haben einen engen Bezug zum
biblischen Verständnis der Gleichheit der Men-
schen vor Gott und zu der Grundüberzeugung,
dass das eigene Leben und die Schöpfung Ge-
schenke aus Gottes Hand sind.
Sowohl die Römisch-katholische Kirche als
auch der Ökumenische Rat der Kirchen haben
ihren Willen bekräftigt, zusammen mit verschie-
densten Partnern der säkularen Gesellschaft eine
nachhaltige Entwicklung der Welt mitzugestal-
ten. Religion wird heute häufig als Hemmnis für
die menschliche Entwicklung und als Konflikt
potenzial gesehen. Mit den Impulsen aus der Öku-
mene werden dagegen jene Kräfte gestärkt, die
es wagen, Zielsetzungen zu formulieren, die das
Wohl aller Menschen im Blick haben.
Werke der Entwicklungszusammenarbeit wie
«HEKS», «Brot für alle» sowie auch die Missions-
werke «Mission 21» und «DM-échange et mission»
leisten spezifische thematische Beiträge. Sie pfle-
gen zudem Arbeitsformen, die säkularen Akteuren
fremd sind. Gerade zur gesellschaftlichen Trans-
formation und zur Bedeutung von Religion für
die gesellschaftliche Entwicklung erarbeiten sie
eigene Beiträge. Sie kooperieren mit der Zivilge-
sellschaft und mit Kirchen weltweit, pflegen lang-
jährige Partnerbeziehungen und den Austausch
von Personal zwischen Norden und Süden.
Angesichts wachsender fundamentalistischer
Strömungen auch in den christlichen Kirchen
kommt zudem einer verantwortungsvollen, dia-
logfähigen, ökumenisch-theologischen Ausbil-
dung weltweit eine enorme Bedeutung zu. Viele
Kirchen können diese nicht aus eigenen Kräften
finanzieren. Hier leisten die Missionswerke einen
einmaligen Beitrag zu einer nachhaltigen sozialen
Entwicklung und zu interreligiöser Friedensarbeit.
Wenn die Kirchen dies nicht unterstützen, wer
dann?
©Angelo Lucas / Imagopress
Es ist nicht ein-
fach, in Krisen
gebieten Erfolge
zu erzielen.
Il n’est pas facile
de parvenir à des
résultats dans les
zones de guerre.