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Dossier —– ENSEMBLE 2015/4
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Der weltweite Zugang zu Trinkwasser ist
eine der zentralen Aufgaben dieses neuen
Jahrhunderts. Es existieren mehrere Deklara
tionen, die den Zugang zu diesem wertvollen
Nass als Grundrecht bezeichnen. Wasser ist
nicht einfach eine Ressource, es ist unabding-
bare Voraussetzung für jegliches Leben und
umfasst auch eine spirituelle Dimension.
Von Nicolas Meyer
Unter den von den Vereinten Nationen im Jahr 2000
definierten Millenniums-Entwicklungszielen (MDG)
wird im Ziel 7c gefordert, dass die Zahl der Men-
schen, die über keinen nachhaltigen Zugang zu
gesundem Trinkwasser verfügen, bis 2015 um die
Hälfte gesenkt werden soll. Parallel dazu hat die
Generalversammlung der UNO die Periode 2005–
2015 unter dem Slogan «Wasser – Quelle des Lebens»
zur internationalen Aktionsdekade des Wassers
erklärt. Diese Massnahme, deren erklärtes Ziel es
war, die Menschen für Fragen zu lebenswichtigen
Ressourcen zu sensibilisieren, wurde im Anschluss
an eine Resolution ergriffen, welche die Grundla-
gen für die Anerkennung des Trinkwassers und der
Trinkwasserreinigung als Grundrecht legte. 2010
verabschiedete die UNO-Generalversammlung eine
weitere Resolution, in der sie erklärte, dass der Zu-
gang zu eigenem, trinkbarem und gesundemWas-
ser ein Grundrecht sei, das für die vollumfängliche
Ausübung des Rechts auf Leben und sämtlicher
Menschenrechte unverzichtbar sei. Die Resolution
fordert Staaten und internationale Organisationen
auf, via internationale Hilfe und Zusammenarbeit
– besonders zugunsten der Entwicklungsländer –
die dafür nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung
zu stellen, die Kapazitäten auszubauen und den
Technologietransfer zu fördern.
Positive Bilanz
Diese Deklarationen und guten Absichten haben
Früchte getragen, wurde gemäss UNO doch das
MDG-Ziel bezüglich Trinkwasser bereits fünf Jah-
re vor der gesetzten Frist erreicht. Zwischen 1990
und 2015 hat sich der Anteil der Weltbevölkerung
mit Zugang zu aufbereitetem Trinkwasser von
76 Prozent auf 91 Prozent erhöht. Heute hat mehr
als die Hälfte der Weltbevölkerung Zugang zu
fliessendemWasser. Die grössten Fortschritte wur-
den dabei in Lateinamerika und Asien gemacht.
Afrika südlich der Sahara blieb zwar unter den
Zielvorgaben, kann aber doch von einem erheb-
lich verbesserten Zugang zu Trinkwasser profitie-
ren. Die Anzahl der Personen, die heute noch un-
aufbereitete Trinkwasserquellen wie etwa
ungedeckte Brunnen, Quellen oder Oberflächen-
wasser nutzen müssen, beläuft sich gemäss Schät-
zungen auf 663Millionen.
Fortschritte sind auch beim Zugang zu einer
Basis-Trinkwasserreinigung zu verzeichnen, ob-
wohl hier die MDG-Ziele nicht erreicht wurden.
©Patrick Lüthy / IMAGOpress.com
Wasser ist ein
öffentliches Gut
und hat in vielen
Kulturen eine
heilige Bedeutung.
L’eau est un bien
public et possède
une dimension
sacrée dans
de nombreuses
cultures.